Rezension zu "Die siebte Zeugin" von Florian Schwiecker
Ein unbescholtener Familienvater betritt eine Bäckerei und beginnt, um sich zu schießen. Danach lässt er sich widerstandslos festnehmen und schweigt zu seinen Motiven. Der Strafverteidiger Rocco Eberhardt übernimmt die Verteidigung und sucht nach den Motiven, dabei unterstützt ihn der Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer.
Die siebte Zeugin wird als Justiz-Krimi bezeichnet und das ist auch gut so, denn es werden keine falschen Hoffnungen erweckt. Man merkt dem Buch an, dass sich hier ein ehemaliger Strafverteidiger (Florian Schwiecke) und ein Rechtsmediziner (Michael Tsokos) zu einem Schriftsteller-Duo zusammengefunden haben. Alles in allem hat das funktioniert, denn inhaltlich beschränken sie sich vor allem auf ihre Fachgebiete. So steht besonder: die Arbeit des Strafverteidigers im Mittelpunkt: wie wird die Verteidigung aufgebaut, was ist das Ziel der Verteidigung und wie kann man dieses Ziel erreichen? Wohltuend ist dabei, dass es nicht auf große Effekte ankommt. In diesem Punkten hat das Buch auch seine größten Stärken.
Damit es aber ein Krimi wird, werden noch Spannungselemente eingebaut: Clankriminalität und eine schwierige Familiengeschichte Eberhardts. Das wirkt angesichts des recht nüchternen Schreibstils, der gut zu den juristischen Passagen und den Gerichtsszenen passt, zuweilen etwas bemüht. Spannende Szenen und nüchternen Schreibstil passen da nicht immer zusammen.
Auch die Szenen zwischen Eberhardt und dem Rechtsmediziner Jarmer, die zwei Sichtweisen auf den Fall beleuchten sollen, wirken hier noch etwas bemüht. Ein Team-Gefühl für eine weitere Zusammenarbeit, stellt sich noch nicht wirklich ein.
Insgesamt aber ein gut zu lesender Justiz-Krimi, der interessante Einblicke liefert, ohne dabei allzu sehr in die Tiefe zu gehen. Die kurzen Kapitel (104 Kapitel für 341 Seiten) fördern den Lesefluss dabei enorm.