Fatma Aydemir

 4,6 Sterne bei 440 Bewertungen
Autorin von Dschinns, Ellbogen und weiteren Büchern.
Autorenbild von Fatma Aydemir (©Sibylle Fendt )

Lebenslauf

Fatma Aydemir wurde 1986 in Karlsruhe geboren. Sie lebt in Berlin und ist Kolumnistin und Redakteurin bei der taz. Bei Hanser erschien 2017 ihr Debütroman Ellbogen, für den sie den Klaus-Michael-Kühne-Preis und den Franz-Hessel-Preis erhielt. 2019 war sie gemeinsam mit Hengameh Yaghoobifarah Herausgeberin der Anthologie Eure Heimat ist unser Albtraum. Dschinns wurde mit dem Robert-Gernhardt-Preis ausgezeichnet.  

Quelle: Hanser Literaturverlage

Ihr neues Buch "Dschinns" erscheint im Februar 2022 bei Hanser, Carl.

Neue Bücher

Cover des Buches Dschinns (ISBN: 9783423148818)

Dschinns

 (1)
Neu erschienen am 14.09.2023 als Taschenbuch bei dtv Verlagsgesellschaft.
Cover des Buches Delfi Tempel (Delfi 1) (ISBN: 9783546100908)

Delfi Tempel (Delfi 1)

 (1)
Neu erschienen am 31.08.2023 als Taschenbuch bei Claassen.

Alle Bücher von Fatma Aydemir

Cover des Buches Dschinns (ISBN: 9783446269149)

Dschinns

 (285)
Erschienen am 14.02.2022
Cover des Buches Ellbogen (ISBN: 9783423146654)

Ellbogen

 (90)
Erschienen am 21.09.2018
Cover des Buches Eure Heimat ist unser Albtraum (ISBN: 9783961010363)

Eure Heimat ist unser Albtraum

 (33)
Erschienen am 22.02.2019
Cover des Buches Eure Heimat ist unser Albtraum (ISBN: 9783548062402)

Eure Heimat ist unser Albtraum

 (8)
Erschienen am 02.11.2020
Cover des Buches Georgien. Eine literarische Reise (ISBN: 9783627002572)

Georgien. Eine literarische Reise

 (3)
Erschienen am 31.08.2018
Cover des Buches Habibitus (ISBN: 9783351051150)

Habibitus

 (3)
Erschienen am 18.04.2023
Cover des Buches Dschinns (ISBN: 9783423148818)

Dschinns

 (1)
Erschienen am 14.09.2023
Cover des Buches Delfi Tempel (Delfi 1) (ISBN: 9783546100908)

Delfi Tempel (Delfi 1)

 (1)
Erschienen am 31.08.2023

Videos zum Autor

Neue Rezensionen zu Fatma Aydemir

Cover des Buches Delfi Tempel (Delfi 1) (ISBN: 9783546100908)
A

Rezension zu "Delfi Tempel (Delfi 1)" von Fatma Aydemir

Neues Magazin für zeitgenössische Literatur
aktionskuenstlervor 4 Tagen

Der eigene Anspruch des Teams hinter Delfi ist nichts weniger als den Gegenbeweis zur Aussage "Print ist tot" anzutreten. Dabei vereint das Magazin halbjährlich Beiträge aus Prosa, Lyrik, Essayistik und Comic zu einem jeweils übergeordneten Thema. Die Überschrift zum Debüut lautet "Tempel".

Dem Team ist es dabei gelungen, eine Vielzahl an Stimmen der jungen Literatur zu vereinen. Von Stimmen wie Deniz Utlu, die der deutschen postmigrantischen Literatur zugeordnet werden bis hin zu internationalen Stimmen wie des durch den Prix Goncourt zu großen Erfolgen gelangten Senegalesen Mohamed Mbougar Sarr. Die Idee ist dabei, dass die unterschiedlichen Texte zueinander in Dialog treten sollen. Das Thema des Tempels ist ein sehr weites, und so steht der Tempel in den verschiedenen Beiträgen für ganz unterschiedliche Dinge. Der eigene Körper als Tempel, der Rave als Tempel, alles ist dabei vertreten. Bei einigen Texten ist der Bezug zum Tempel explizit hergestellt, andere lassen die Leser:innen rätseln. Wenn ein Text gegen Ende noch explizit den Begriff des Tempels einbringen will, lässt das schon die Schlussfolgerung zu, dass im Rahmen einer Auftragsarbeit der Bezug auch mal noch künstlich hergestellt wurde. Aber das tut der Qualität der gut ausgewählten und inhaltlich abwechslungsreichen Beiträge keinen Abbruch.

Ein Literaturmagazin, das Spaß macht und ein Gewinn ist für die Welt der deutschen Literatur.

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Cover des Buches Dschinns (ISBN: 9783446269149)
A

Rezension zu "Dschinns" von Fatma Aydemir

Intensiver Familienroman über die Trauer und das Schweigen
aktionskuenstlervor 4 Tagen

Fatma Aydemir erzählt die Geschichte der Familie Yilmaz, die aus der Türkei nach Deutschland eingewandert ist. Hüseyin, der Vater in der Familie, hat Jahrzehnte auf seinen großen Traum gespart, eine eigene Wohnung in Istanbul. Zu Beginn des Buchs erlebt man ihn schließlich, wie er nach jahrzehntelanger harter Arbeit in Frührente ist und in die Türkei reist, um die neue Wohnung zu beziehen, die Familie soll eine Woche später zu Beginn der Ferien nachkommen. Doch Hüseyin bricht noch am Tag des Einzugs in der neuen Wohnung zusammen und wird es nicht mehr erleben, wie seine Familie anreist.

Der Roman ist in sechs Abschnittte eingeteilt, das jeweils die Perspektive eines anderen Familienmitglieds einnimmt. Es beginnt mit Hüseyin, dem Vater und endet mit Emine, der Mutter. Dazwischen kommen die vier Kinder mit je einem eigenen Abschnitt. Dabei werden die Kapitel der Eltern in der zweiten Person Singular erzählt, die Kapitel der Kinder in der dritten Person.

Das Buch erzählt eine intensive Geschichte. Zuerst von der Trauer um den Vater, doch schnell erfährt man die Geschichte der einzelnen Personen mit all ihren Problemen und Sorgen. Dabei setzt sich die Geschichte nach und nach wie ein Puzzle zusammen, es werden die gleichen Probleme aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Die allwissende Erzählerin ermöglicht Perspektivwechsel, man kann sich in alle Protagonist:innen hineinversetzen, nachvollziehen woher ihre Probleme kommen. Ein Training der Einfühlsamkeit. Aspekte einzelner Personen, die anfangs rätselhaft bleiben, werden später beleuchtet, man versteht auf einmal, warum es so kam. Gleichzeitig gelingt Aydemir mit dieser Erzählweise eine kleine soziologische Studie einer damals exemplarischen Arbeiterfamilie mit Migrationshintergrund, mit all ihren familiären Konflikten, die das Produkt gesellschaftlicher Verhältnisse sind. Ein zentrales Motiv dabei ist das Schweigen. Vieles in ihrer Familie wurde nie laut ausgesprochen, immer verschwiegen. Nach dem Tod des Vaters ändert sich daran manches, wie die Annäherungen einiger Familienmitglieder zeigen, zum Beispiel zwischen Peri und Ümit.

Dabei werden auch feministische Themen verhandelt. Emine, die selbst keine Schulbildung genoss und nicht lesen kann, trifft mit ihren beiden Töchtern auf eine neue Generation, die andere Ansprüche hat. Emine setzte sich nicht dafür ein, dass ihre älteste Tochter Sevda zur Schule gehen können würde und es so besser haben könnte, Emine nahm die Unterdrückung der Frau noch für selbstverständlich. Sevda leidet schließlich unter der fehlenden Bildung und nimmt ihrer Mutter dies übel. Das hindert sie aber nicht daran, es anders machen zu wollen als ihre Mutter, sie kämpft sich von ihrem Ehemann los und erzieht ihre zwei Kinder alleine, während sie Vollzeit arbeitet. Die jüngere Tochter Peri genießt schließlich die Bildung, die Sevda verwehrt blieb. Sie geht zum Studium nach Frankfurt, liest feministische Autorinnen Simone de Beauvoir und Judith Butler und versucht, ihrer Mutter diese Inhalte näherzubringen. Ohne Erfolg natürlich.

Fatma Aydemir gelingt ein toller Roman, dessen Lektüre sich lohnt. An manchen Stellen scheint die Autorin zu sehr darauf aus zu sein, alle erdenklichen Diskurse zu bedienen und zu ihnen Stellung zu beziehen. Der generelle politische Anspruch, den dieses Buch zweifellos hat, ist aber nichtsdestotrotz sehr zu begrüßen.

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Cover des Buches Dschinns (ISBN: 9783446269149)
SanVanPheas avatar

Rezension zu "Dschinns" von Fatma Aydemir

Berührend, nah, authentisch
SanVanPheavor 3 Monaten

Hüseyn hat sich ein Leben lang in Deutschland abgerackert - einem Land, in dem er sich nie willkommen, nie angenommen gefühlt hat. Als er endlich genug Geld zusammen hat, um sich und seiner Familie eine Wohnung in Istanbul zu kaufen, stirbt er in dieser Wohnung plötzlich an einem Herzinfarkt, noch bevor seine Familie ankommen und all seine Träume und Hoffnungen auf ein besseres Leben sich erfüllen können.


Das ist die Einleitung einer Geschichte, in der es um so viel mehr geht als um einen Einwanderer und seine Hoffnungen. Nach Hüseyns Tod werden aus den Sichtweisen seiner Familienangehörigen ganz andere Geschichten erzählt. Nämlich die, von Familienkonflikten, kulturellen Differenzen, der Frage von Heimat und Zugehörigkeit, von Liebe und Identität, von Akzeptanz und der ewigen Suche nach sich selbst. Hüseyns Kinder - Ümit, Peri, Sevda und Hakan - haben ihre ganz eigenen Hintergründe und ihre Päckchen zu tragen, über die sie sich zum Teil frappierend bewusst sind. Sie gehen ganz unterschiedlich mit Gefühlen um, sind unterschiedlich reflektiert, unterschiedlich reif. Aber sie alle gehen einem auf ihre unterschiedliche Art unfassbar nah. Der Autorin gelingt es, jeden der Charaktere authentisch werden zu lassen und gibt ihnen eine Tiefe, wie ich sie noch nirgends sonst gelesen habe. Was den mentalen Horizont betrifft, waren mir manche (Peri) sympathischer als andere (Hakan), aber dennoch habe ich bei jedem das Gefühl gehabt, ich wäre ein Teil von ihm, in ihm drin, würde die physische und emotionale Reise mit ihm zusammen machen. Sogar Hakan, der ein paar Wesenszüge hat, mit denen ich mich nicht unbedingt identifizieren möchte, war mir so vertraut, dass ich das Gefühl hatte, jeden seiner Gedanken zu verstehen, egal wie befremdlich er gleichzeitig war.


Dschinns hat mir zunächst keinen leichten Einstieg beschert. Ich fühlte mich in dem Buch fremd, so fremd, wie Hüseyn sich Jahrzehnte lang in Deutschland gefühlt hat. Ihm habe ich mich nicht nah gefühlt, genauso wenig wie seiner Frau Emine, die die Geschichte zwar wohlgeformt abschließt, mir aber so fremd bleibt, wie die Angst, nachts in einer brennenden Wohnung aufzuwachen. Emine, die ich nicht fassen, nicht identifizieren kann. Am Ende fühlt sich aber genau das gewollt und irgendwie richtig an. Während die Kinder der beiden einen nahezu tobenden Kampf zwischen den kulturellen und elterlichen Erwartungen und ihren eigenen Bedürfnissen erleben, findet der innere Kampf von Hüseyn und Emine auf einer anderen Ebene statt. Ihre Ansichten und Gewohnheiten sind tiefer verwurzelt, gleichzeitig ist die Verantwortung die sie tragen größer und die Erfahrungen, die sie in ihren Köpfen und Herzen herumtragen, sind noch traumatischer. 


Dschinns ist ein Buch voller großer Gedanken und Gefühle, welches die komplexe Beziehung zwischen Geschwistern und von Eltern und ihren Kindern so gefühlvoll und doch präzise in den Raum stellt. Dem übergeordnet gibt es außerdem einen Handlungsstrang, der mich überrascht und ergriffen hat. Die Autorin hat diesen so geduldig und mit viel Fingerspitzengefühl vorbereitet, dass ich die Entwicklung nicht erwartet und nicht kommen gesehen habe. Für mich war das ein wunderbares Erlebnis, da mir viele Plots schnell zu offensichtlich sind. Sie hat mit so vielen kleinen Anspielungen und Kniffen gearbeitet, an die ich später zurückdenken musste. „DAS hat er also gemeint, als er am Anfang sagte…“ 


Das EInzige, was ich in dem wunderbaren und runden Roman ein wenig unsauber fand, war die doch recht eindimensionale und graue Darstellung der Kinder von Sevda. Es geht zwar nicht vorrangig um diese, aber Kinder in dem Alter sind nicht unsichtbar, wirken in dem Buch aber ein wenig so. Das hat für mich etwas an der Authentizität, die mich ansonsten so begeistert hat, gerüttelt. Ich hätte es schön gefunden, wenn auch ihnen ein klein wenig mehr Leben eingehaucht worden wäre. 


Ich war mir zwischendrin noch nicht sicher, ob das Buch wirklich 5 Sterne verdienen würde, aber das Ende (die Erzählform, die aus Gründen wieder zur ersten wechselt, der Bezug zur Wahrsagerin, Peri‘s Ciwan, Sevdas Restaurantgast, der Bezug zu tatsächlichen Ereignissen während dieser Zeit) hat das ganze Werk so wunderbar abgerundet, dass es die 5 Sterne mehr als verdient hat. Für mich in Form und Inhalt ein Kunstwerk.


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Gespräche aus der Community

Hallo zusammen! Jeder, der sich angesprochen fühlt, der kann unsere Leserunde folgen und mitmachen. Wir lesen nur unser eigenes Exemplar. Gewinnen kann man das Buch nicht

34 Beiträge
schokoloko29s avatar
Letzter Beitrag von  schokoloko29vor 6 Monaten

Ja das fand ich auch dass in diesem Buch sehr viel Wut, Enttäuschung und Verschweigen enthält. Ich fand das Schweigen noch am Schlimmsten, da es dadurch zu keiner Annäherung kam und alle in ihrem Schmerz verharrten. Ich fand es auch ein gesundes Verhalten, dass Hakan einfach weiter nach Antalya gefahren ist und sich diesen festgefahrenen Strukturen distanziert hat. Auch der Rest der Familie ist gefahren. Das heisst dass dadurch etwas Neues geschehen kann. Und die alten Strukturen zerbrechen.

Denn Sevda ist noch in der "alten" Welt geboren. Der Rest ist in Deutschland geboren!

Mit unserem LovelyBooks Adventskalender bringen wir euch die Weihnachtsstimmung nach Hause: Jeden Tag bis Weihnachten öffnet sich ein neues Türchen mit abwechslungsreichen und spannenden Buchhighlights zum Entdecken und Gewinnen.

Hinter dem 16. Türchen erwartet euch ein großer Gesellschaftsroman, der für den Deutschen Buchpreis 2022 nominiert wurde: "Dschinns" erzählt von sechs Menschen, die zufällig miteinander verwandt sind, und richtet den Blick tief
hinein in die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte und weit voraus.

299 BeiträgeVerlosung beendet
sommerleses avatar
Letzter Beitrag von  sommerlesevor 8 Monaten

Meins auch am Samstag.

Familie ist Familie. Stimmt das? Nicht immer. Nach dem plötzlichen und unerwarteten Tod des Familienoberhauptes reisen die Hinterbliebenen von Deutschland aus zu seiner Wohnung nach Istanbul. Dabei stellen sie fest, dass es außer dem Verwandtschaftsverhältnis nichts mehr gibt, was sie verbindet. Mit "Dschinns" ist Fatma Aydemir ein wunderbarer Roman gelungen, über die Frage, was eine Familie wirklich ausmacht.

1.802 BeiträgeVerlosung beendet
Hoelzchens avatar
Letzter Beitrag von  Hoelzchenvor einem Jahr

Ich mag solche Menschen auch nicht, die nie Fehler eingestehen können oder sich nie entschuldigen.

Es ist doch nur menschlich Fehler zu machen und es zeigt Stärke diese einzugestehen.

Zusätzliche Informationen

Fatma Aydemir im Netz:

Community-Statistik

in 646 Bibliotheken

auf 147 Merkzettel

von 20 Leser*innen aktuell gelesen

von 8 Leser*innen gefolgt

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