Rezension zu "Der Garten der Venus" von Eva Stachniak
Inhalt: Gräfin Sophie Potocka liegt im Sterben, als sie 1822 Berlin erreicht. Einst galt sie als die schönste Frau Europas und selbst jetzt, da ihr Körper aufgedunsen und ihre Haut dünn geworden ist, scheint sie noch immer eine gewisse Aura zu haben. Während die Ärzte ihr immer stärkere Schmerzmittel verabreichen und sich die Fäden der Gegenwart um ihren Tod zusammenspinnen, sieht die Gräfin ihr Leben nocheinmal an sich vorbeiziehen. Geboren als die Tochter eines Viehhändlers in der Türkei, geflohen aus einem Harem, Geliebte eines Gesandten. Und doch ist ihr der gesellschaftliche Aufstieg gelungen. Über 2 Ehen hat Sophie es weit gebracht, doch was hat es sie gekostet?
Fazit: Ich bewundere immer wieder, auf welche Art und Weise Eva Stachniak kein Blatt vor den Mund nimmt. Manches Mal erfasst mich Schwindel beim Lesen ihrer Werke und plötzlich fühle ich mit diesen Frauen, die vor mir waren und doch irgendwie so modern anmuten. Nachdem ich "Die letzte Tochter von Versailles" bisher für den schwächsten Stachniak hielt, ist "Der Garten der Venus" für mich wieder ein rundum gelungenes Werk, welches nur von "Der Winterpalast" übertroffen wird. Sophie Potocka, die Protagonistin, weiß, wie sie ihre Reize zu ihrem Vorteil zu nutzen hat und ist dennoch nicht vor Rückschlägen gefeit. Am Ende ihres gesellschaftlichen Aufstiegs steht doch immer wieder eine Sache in Weg: Sie ist eine Frau. Ihr Weg nach oben führt nur durch die Betten der Männer, erst im zweiten Moment über Konversationstalent oder Intellekt. Und damit erträgt sie ein so universelles Schicksal, mit dem man einfach nur mitfühlen muss.
Empfehlung: Für Stachniak-Fans ein ganz starker Roman!