Rezension zu "Dunkelblum" von Eva Menasse
Das Thema ist nicht neu; das Dorf, das hier seziert wird, hat ein reales Vorbild (Rechnitz, Burgenland, Österreich). Es geht um Vergessen, Verdrängen und die Mechanismen einer Dorfgemeinschaft, unter deren Boden alte Leichen lauern, im wahrsten Sinne des Wortes. Dieses Buch bleibt zum Glück bei der fiktionalen Beschreibung der Ereignisse, es rutscht nicht auf die Schiene eines Doku-Dramas, sondern bleibt bei der literarischen Verarbeitung des Sachverhalts: Wie vertuscht man jahrzehntelang ein Massaker an Juden, das kurz vor Kriegsende im Dorf begangen wurde? Hier findet eine Abrechnung mit österreichischer Erinnerungskultur statt, auf sprachlich brilliantem Niveau und mit einigem Witz, der den Ernst der Sache nicht verwässert. Den zahlreichen Austriazismen im Text ist ein erklärender Anhang zur Seite gestellt, der schon für sich lesenswert ist. Durch die Vielzahl der personae dramatis etwas anstrengend zu lesen, durch die literarische Qualität ein beeindruckendes Buch.