Rezension zu "Das Pesttuch" von Geraldine Brooks
Nachdem ich das Buch im Jahr 2004 schon einmal gelesen hatte, stand es bis letzte Woche unangetastet in unserem Bücherregal...
Ich bin ein Mensch, der seine Bücher wieder und wieder liest, es sei denn, sie haben mich emotional so "umgeworfen", dass ich mich vor einem erneuten Lesen "fürchte". So ging es mir auch mit diesem Buch und deswegen stand es all die Jahre einfach nur da. Immer wieder ging ich daran vorbei, hielt inne und überlegte, ob ich mutig genug wäre, es noch einmal zu lesen. Es war wie ein stummes Zwiegespräch in 18 langen Jahren...
Letzte Woche dann plötzlich der spontane Griff nach diesem Buch. Nicht, weil ich mich bereit dafür fühlte, sondern aus Mangel an neuen Büchern und dem dringenden Wunsch, nach der "seichten" Literatur der letzten Wochen etwas mit mehr Tiefgang zu lesen. Und ich bin im Nachhinein froh, mich dazu entschlossen zu haben - auch wenn beim Lesen wieder viele, viele Tränen geflossen sind.
Nun noch kurz zu der Geschichte: "Das Pesttuch" ist ein hervorragend ausgearbeiteter historischer Roman, der an eine wahre Begebenheit angelehnt ist. Das Leben zur Zeit der Pest wird in all seinen Facetten erzählt, die Abgründe der Menschheit glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt. Und obwohl das große Thema dieses Buches der Tod ist, schafft es die Autorin meisterlich, immer wieder "das Leben" auf die gleiche Stufe zu stellen, so dass man während des Lesens nicht gänzlich der Verzweiflung erliegt, sondern sich an die Hoffnung auf Rettung klammert. So wie die Menschen damals, die trotz dieser sehr schweren Zeit an ihrem Glauben auf bessere Tage festhielten.
Ich für meinen Teil werde dieses Buch wieder lesen. Es werden definitiv keine 18 Jahre mehr bis dahin vergehen müssen.