Sy Montgomery, deren umwerfendes Buch über Oktopoden mich und viele andere Leser*innen begeisterte, hat zusammen mit Elizabeth Marshall Thomas – die beiden sind seit vielen Jahren befreundet – eine Essay-Sammlung über tierisches Verhalten veröffentlicht. Wie der Titel verrät, werden Wildtiere und Haustiere querbeet besprochen. Das reicht vom evolutionär höchst erfolgreichen Bärtierchen bis zu den Großen Tümmlern, die sich mittels giftiger Kugelfische high machen. Die große Liebe der Autorinnen gilt den Hunden. Viele persönliche Erfahrungen und Erlebnisse werden von ihnen hier geteilt.
Die beiden Tierfreundinnen erzählen im Wechsel über Tiere und Menschen, der Angst vor Schlangen, die sie als nicht evolutionär erworben betrachten, über Buschfleisch und die Träume von Tieren. Die Frage ob Hunde Zeit riechen können, Tiere allgemein über Zeitgefühl verfügen, ist ebenfalls spannend. Vieles ist sehr interessant und informativ, manches ist mir etwas suspekt; da spricht für mich mehr die Tierliebe und der Glaube an das Irrationale, statt wissenschaftlich belegbarer oder untersuchter Fakten, die zwar oft miteinfließen, doch eine klare Grenze erlegen sie sich, Elizabeth noch weniger als Sy, nicht auf. Die Empathie der beiden Autorinnen gegenüber der tierischen Welt hingegen ist faszinierend und so ist es nicht verwunderlich, dass viele Gefühle, die auf Glauben beruhen hier zum Ausdruck kommen. Besonders Liz, wie Elizabeth Marshall Thomas im Buch genannt wird, geht mir persönlich hier einen Schritt zu weit aus der Rationalität, doch andere Leser*innen sind hier sicherlich nicht meiner Meinung. Unbestreitbar ist, dass gerade der empathische Blick auf die Tierwelt neue Ansätze hervorbringt und ethisch und philosophisch zum Nachdenken anregt, was ich für die größte Stärke dieser Essays halte. Der Umweltschutzgedanke ist ebenfalls immer mit dabei, um die Vielfalt und Fülle unserer faszinierenden Welt zu bewahren und zu erhalten.
So ist wieder ein faszinierendes, begeisterndes Buch über die Tierwelt für Tierfreunde und solche, die es werden könnten entstanden. All das, was die Evolution so hervorgebracht hat, das Zusammenspiel der Ökosysteme, die Fähigkeiten und Verhaltensweisen der nichtmenschlichen Planetenmitbewohner ist so großartig, fesselnd und staunenswert, dass man sich die Einblicke gönnen sollte und sei es nur um immer wieder festzustzellen, dass Homo Sapiens nur ein kleiner Teil dessen ist, was die Natur hervorgebracht hat. Wenn ich mir den Zustand unserer Welt anschaue nicht der beste. Der Blick, den Sy Montgomery und Liz Thomas uns in diese andere Welt gewähren, kann unser Glücksempfinden verstärken, Faszination und Begeisterung hervorufen und uns vieles lehren, unter anderem auch Demut. Ein unterschätztes und doch so wichtiges Gefühl. Dafür möchte ich mich bei den Autorinnen herzlich bedanken.