Rezension zu "Fast Girls" von Elise Hooper
Nachdem ich das Buch „Fast Girls“ von Elise Hooper ausgelesen hatte, hatte ich das dringende Bedürfnis, es allen Menschen zu empfehlen. Ich habe das Buch zufällig in der Buchhandlung entdeckt und ausgewählt, weil es um die olympischen Spiele 1936 gehen sollte, die in meinem Roman über Herti Kirchner vorkommen. Es ist ein Buch über drei amerikanische Sportlerinnen, die bei den olympischen Spielen Gold in der 3x100-Meter-Staffel holten und jede ihre eigene besondere Geschichte hat. Zunächst war ich irritiert, dass die Erzählung 1928 begann und dann hat mich das Buch so gefesselt, dass ich noch nachts den ersten Teil verschlungen habe und froh war, dass am Sonntag kein Sonnenschein war und ich auf der Couch bleiben konnte, bis ich es ausgelesen hatte. Eine spannende Geschichte, die uns alle demütig stimmen sollte und sich immer als Lektüre empfiehlt, aber besonders jetzt, wo wir jeden Tag von neuem mit dem Virus und seinen Auswirkungen umgehen und kämpfen müssen.
Der Roman „Fast Girls“
„Fast Girls“ ist ein Roman rund um drei amerikanische Sportlerinnen, er orientiert sich an den biografischen Eckdaten, soweit Elise Hooper sie ermitteln konnte.
Da ist zum einen Helen Stephens, die aus einfachen Verhältnissen stammt und lange mit sich gehadert hat, weil sie durch ein Mal auf der Stirn hässlich vorkam und dazu noch deutlich größer als die gleichaltrigen Kinder war. Ihr Weg zu den Spielen1936 war mühselig, in Berlin wurde dann noch das Gerücht in die Welt gesetzt, sie sei ein Mann – ob von einer Konkurrentin oder den Nationalsozialisten ist nicht letztlich geklärt. Ihrer Biografie zufolge hat sie sich zumindest bei Hitler nicht beliebt gemacht, der sie zudem noch – wie man heute sagen würde – sexuell belästigt hat.
Betty Robinson war 1928 die erste Frau, die eine Goldmedaille im 100-Meter-Lauf gewann. Ihren Titel konnte sie 1932 nicht verteidigen, nachdem sie bei einem Flugzeugabsturz schwer verletzt war und lange Zeit brauchte, ehe sie wieder Gehen und Laufen konnte. Sie schaffte es mit eisernem Willen 1936 in die 4x100-Meter-Staffel, die in Berlin die Goldmedaille erlief.
Schließlich ist da Louise Stokes, eine schwarze Läuferin, die bei der Aufnahme in den Olympia-Kader gleich doppelt kämpfen musste – als Frau und als Schwarze. Sie war bereits 1932 in Los Angeles nominiert und angereist, wurde aber nicht für die Staffel aufgestellt. Doch sie gab nicht auf, reiste 1936 in Berlin mit ihren Kolleginnen an und wurde wieder nicht für die Staffelmannschaft nominiert.
Das Besondere an dem Roman ist, dass er den Werdegang der Frauen ab 1928 erzählt, sodass die Leser:innen mitbekommen, welche Hindernisse sie zu überwinden haben – als Frauen, als Schwarze, als Arme. Es ist teilweise kaum zu ertragen, was die Frauen erleben und erleiden mussten – auch wenn manches die realen Frauen vielleicht nicht genau so erlebt haben, kann man sich gut vorstellen, dass dies ihnen oder anderen Frauen in jener Zeit passiert ist. Die Diskussion darüber, ob Frauen überhaupt an olympischen Spielen teilnehmen dürfen, ist verbrieft und schnell überall nachzulesen. Wie ich ohnehin manches Mal, das Buch beiseite und das Laptop aufgeklappt habe, um zu überprüfen, was Wirklichkeit und Fiktion war – ich glaube, es war dann immer Wirklichkeit.