Rezension zu "Der Teegarten" von Elisabeth Herrmann
Bremen, 1874: Schon als kleines Mädchen träumt Bettina Vosskamp davon, ihrem Elternhaus zu entfliehen und zu ihrer geliebten Großmutter Lene nach Indien zu reisen, die dort eine Teeplantage besitzt. Als sie "Brennys Garden" in Darjeeling viele Jahre später erbt, ist sie entschlossen, Lenes Lebenswerk zu bewahren. Nichtsahnend, welch schier unmögliche Aufgabe auf sie wartet…
"Der Teegarten" stammt aus der Feder von Elisabeth Herrmann. Die Autorin konnte mich bereits mit dem Vorgänger "Der Teepalast" begeistern und auch diesmal wurde ich trotz kleiner Abstriche nicht enttäuscht. Eine mitreißende Fortsetzung, die mir viele wunderbare Lesestunden bescherte.
Band eins muss man zwar nicht unbedingt gelesen haben - für das Verständnis ist es aber hilfreich, da immer wieder darauf Bezug genommen wird.
Diesmal steht Helenes Enkelin Bettina im Mittelpunkt. Eine sympathische, mutige, eigensinnige und starke junge Frau, die hier entschlossen um ihr persönliches Glück und den Fortbestand von "Brennys Garden" kämpft. Ob Schulden, Erdbeben, ein grausamer Teemanager, kulturelle Unterschiede und Vorurteile - als alleinstehende Teeplantagen-Besitzerin muss Bettina viele Hindernisse überwinden. Doch sie gibt nicht auf und lernt, sich als Frau in der harten Männerwelt zu behaupten. Ich habe 700 Seiten lang mit ihr mitgefühlt und mitgefiebert.
Der Roman spielt aber zunächst in Bremen, wo auf Bettina bereits einige schwierige Entscheidungen und dramatische Momente warten. Da ich erst kürzlich in der Hansestadt zu Gast war, habe ich mich gleich irgendwie heimisch gefühlt. Allerdings zog sich der Bremer Part etwas zu sehr in die Länge. Und ein bisschen weniger Drama und Tragödie hätte es vielleicht auch getan. Doch mit dem Schauplatzwechsel von Bremen nach Indien macht die Autorin alles wieder wett. Denn vor exotischer Kulisse entspinnt sich bald eine mitreißende Story, die man kaum aus der Hand legen kann. Indien als Schauplatz ist sehr atmosphärisch und lebendig beschrieben und ich fühlte mich direkt in den Teegarten und die Hochebenen von Darjeeling versetzt. Auch die zunächst sehr unmenschlichen Zustände auf der Plantage und die Grausamkeit und Gleichgültigkeit gegenüber den indischen Arbeitern haben mich tief bewegt. Natürlich darf auch etwas Romantik nicht fehlen, hier in Form einer verbotenen Liebe. Am Ende bleiben allerdings viele Fragen offen. Daher bin ich schon auf den nächsten Teil gespannt.
Insgesamt kann ich daher "Der Teegarten" sehr empfehlen. Ein mitreißende Fortsetzung, die mich besonders im exotischen Part richtig begeistert hat. 5 Sterne von mir.