Sehr selten kommt es vor, dass ich mich so durch ein Buch quäle und es dann auch noch zu Ende lesen. Wie schon bei der „genialen Freundin“ sind wir wieder in Neapel, unsere Hauptfigur heißt Giovanna. Zu Beginn der Geschichte ist sie 13. In einem vermeintlich behüteten Elternhaus mit liebevollen Eltern wächst sie zu einem intelligenten, neugierigen Mädchen heran. Doch dann beginnt sie sich für die totgeschwiegene Tante Vittoria zu interessieren. Ein Kontakt zu ihr wird hergestellt, und sie wird zum ersten Mal mit einer anderen Welt konfrontiert, einer, die erwachsener ist und auch sie erwachsener werden lässt. Tante Vittoria ist nicht gerade eine sympathische Zeitgenossen. Sie ging mir ziemlich auf die Nerven mit ihrer derben, lauten und ungehobelten Art.
Durch diese sprunghafte Tante lernt Giovanna ihre „andere“ Familie kennen und so manches Geheimnis. Nach und nach deckt sie Dinge, auch zwischen ihren Eltern, auf, die das „lügenhafte Leben der Erwachsenen“ offenbaren. Bis dahin war auch alles gut.
Aber dann verliebt sie sich, knüpft Kontakte zu Jungs, die mir manchmal für das Alter doch reichlich unangemessen erschienen, und muss sich schon sehr früh mit Gefühlen wie Eifersucht und Sehnsucht nach den „Kirschen in Nachbars Garten“ auseinandersetzen. Ab hier fing ich an, mich nur noch durch das Buch zu arbeiten.
Der Schreibstil ist flüssig, wenn doch manchmal etwas arg einfach in den Dialogen und oft auch redundant. Die Figuren sind gut gezeichnet.
Was mir aber richtig auf den Keks ging, ist die Wankelmütigkeit der Hauptperson. Was sie will und was sie tut, liegt oft meilenweit auseinander. Wie sie sich fühlt und wie sie das äußert, ebenfalls. Das mag bezeichnend für die Pubertät sein, kam mir aber in dieser Geschichte kein bisschen glaubwürdig rüber. Das Thema, dass ein junges Mädchen aufdeckt, wie verlogen das Konstrukt „erwachsen sein“ ist, könnte sehr interessant sein. In diesem Roman konnte mich das überhaupt nicht überzeugen.
Das Ende war dann so abrupt und abstoßend, dass ich nur erleichtert bin, das Buch endlich geschafft zu haben. Empfehlen kann ich es nicht wirklich.