Rezension zu "Zeit der Unschuld" von Edith Wharton
Ich mochte „Zeit der Unschuld“ tatsächlich sehr gern. Edith Wharton entwirft hier ein schönes Bild der „feinen Gesellschaft“ des 19. Jahrhunderts mit all ihrer Enge und all ihren Zwängen. Dabei ist es es nicht aufbrausend oder temperamentvoll. Niemand rebelliert offen, es gibt kaum große, leidenschaftliche Ausbrüche (ich glaube, es war genau eine Szene, die etwas leidenschaftlicher wurde 😄). Gerade das fand ich wiederum sehr angenehm. Es spielt sich vieles auf mentaler Ebene ab und ist von der erzwungenen Zurückhaltung dieser Zeit geprägt. Die Figuren sind interessant und verhalten sich (wie ich finde) realistisch. Der Schreibstil ist ebenfalls sehr angenehm zu lesen. Es gibt tatsächlich recht viele und lange Beschreibungen von Kleidung, Einrichtungen etc, jedoch fand ich diese auch angebracht, um mich eben ganz ins New York des späteren 19. Jahrhunderts hineinversetzen zu können. Außerdem passt es in diesem Fall zur Ästhetik und zum „Vibe“ des ganzen Buchs.