Intelligent, verschachtelt, spannend
Was, wenn an einem touristisch „edlem“ Strand im Süden der USA plötzlich dutzende von chinesischen Turnschuhen angeschwemmt werden? Und was, wenn in jedem dieser Turnschuhe noch ein Fuß steckt? Mit mal mehr, mal weniger Unterschenkel noch daran?
Ein Geschehen, das weder der Chef der Polizei vor Ort einordnen kann (der zudem noch eine harte Entscheidung zur Sicherung von Beweismaterial treffen muss, noch das beteiligte FBI in Person des Assistent Director in Chargem Walter Picket?
Dann könnte sich jener Picket aufmachen, einen seiner fähigsten, unorthodox agierenden, dafür zudem überaus geheimnisvollen Agenten Pendergast auf dessen „Erholungsinsel“ aufzusuchen. Und dessen Interesse an einem solch merkwürdigem und erschreckendem Geschehen zu wecken.
Was nicht einfach so, am Ende aber doch gelingt. Pendergast und sein Mündel Constanze Green machen sich auf in den kleinen Ort am Meer. Allerdings, gut Ding braucht in diesem Thriller durchaus seine Weile, dauert es einige Zeit, bis auch nur der Ansatz einer Idee sich in Pendergast breit macht. Für die er zwei Mitarbeiter des ozeanographischen Instituts mit ins Boot holt. Denn die einfache These des profilneurotischen Leiters der Ermittlungen, dass jene Füße aus einem kubanischem Gefängnis stammen, teilt Pendergast wahrlich nicht.
Woher aber das grauenvolle Treibgut stammen könnte, wie er den Hintermännern und -Frauen auf die Schliche kommen kann, dafür ist guter Rat teuer. Nicht nur im finanziellen Sinne, auch in Form massiver Gefährdungen für Leib und Leben seines Teams, das Pendergast handverlesen zusammenstellt.
Südamerika, China, dazu Orte intensiver Exeperimente, all das führen die Autoren, wie immer, in gekonnter Form zusammen. Und sorgen zugleich für ein anderes als das gewohnte Ambiente. Statt des traditionell klassischen schwarzen Anzugs und dem exzentrischem Leben in New York trägt Pendergast einen Tropenanzug, erwehrt sich auch der drückenden Wärme, lässt seine Constanze in einem „Spukhaus“ in Strandnähe freie Hand, sich dem „Hausgespenst“ zu nähern und erkennt am Ende selbst mit all seiner Erfahrung zu spät, dass er hier einem Gegner gegenüber tritt, der mit allen Mitteln versehen keine Zurückhaltung oder Gnade kennen wird.
Nicht jeder und jede der Beteiligten, die dem Leser durch ihre differenzierte Darstellung durchaus ein stückweit ans Herz wachsen wird die Ermittlungen unversehrt und unbeschadet überstehen du am Ende steht ein Finale, dass lange Zeit nicht zu Gunsten Pendergast und seines Teams sich zu entfalten scheint. Wobei es durchaus eine anregende Lektürezeit dauern wird, bevor das gesamte Geflecht, Sinn und Ursprung der Schuhe mit den Füßen noch darin deutlicher vor Augen treten wird.
Alles in allem ein echter „Pendergast“ und eine spannende, intelligente und anregende Lektüre