Was ist für einen Mordermittler schlimmer als keinen Verdächtigen zu haben? Zu viele Verdächtige! Lord Peter Wimsey will einfach mal raus, in die Natur, Urlaub machen. Der schneidige Schnüffler mit blauem Blut hat sich für Schottland entschieden. Ein bisschen Angeln, Golfen – was man halt in seinen Kreisen so macht. Als Unterkunft hat sich Lord Peter für eine Malerkolonie entschieden. Alles so ruhig hier, und die kreative Atmosphäre ist genau das wonach ihm der Sinn steht. Blöd nur, wenn einer der Kreativen umgebracht wird. Und der Täter ziemlich kreativ vorgeht. Jetzt ist des Lords eigene Kreativität gefragt.
Das schottische Galloway soll es also sein für Lord Peter Wimsey. Von dort kommen auch die originell frisierten Rindviecher, die mit dem originellen Pony. Wer Letzteres aus zoologischer Sicht betrachtet, ist mindestens genauso verwirrt wie Wimsey als er die Fährten des Verbrechens aufnimmt…
Mr. Campbell war ein Scheusal. Abends im Pub beleidigt er andauernd die Einheimischen, an seinen Künstlerkollegen lässt er kein gutes Haar. Und so mancher hat schon einmal laut ausgesprochen, was andere nur zu denken wagten. Wenn es ihn einmal erwischt, dann hat er selbst Schuld.
Im Pub hört Lord Peter Wimsey vom Unfall von Mister Campbell. Mit dem Wagen in den See gefahren. Und ertrunken. Um Zehn hat er dort noch gemalt. Um Zwei fand man ihn leblos im Wasser treibend. Wie war das doch gleich? Urlaub ist gleich Erholung? Naja, wenn man Lord Peter Wimsey heißt und aus lauer Menschenfreundlichkeit Morde aufklärt … für die meisten sieht Erholung anders aus. Doch dazu später.
Wimsey lässt sich den Weg zum Tatort erklären – für alle Leser, die den Weg gern nachvollziehen möchten, stellt das kein Problem dar: Denn am Beginn des Buches ist eine Karte abgebildet, die diesen Weg exakt mit dem Finger nachzeichnen lässt. Noch ein schwarzhumoriger Spruch und schon ist Lord Peter Wimsey nicht mehr der gebildete Aristokrat, sondern der gebildete Aristokrat mit der unbeirrbaren Spürnase.
Überhaupt macht es Dorothy L. Sayers dem Leser von Anfang an leicht, die Handelnden einfach zu identifizieren. Denn jedes Kapitel ist mit dem Namen eines Verdächtigen (fünf an der Zahl) oder eines Ermittlers überschrieben. Fast möchte man selbst eine Tafel beschreiben, um dann mit Strichen die Verbindungen zum Opfer zu skizzieren. Der mit den meisten (oder der mit den wenigsten?) Strichen, gewinnt. Ha, wenn es doch so einfach wäre!
Noch einmal zurück zur Erholung, die vermeintlich durch einen Mord zunichte gemacht wird. Natürlich lässt sich Lord Peter Wimsey seinen wohl verdienten Urlaub durch eine Missetat nicht verderben. Doch es gibt noch mehr Menschen, die den Erholungswert ihres Urlaubs durch diesen Mord erheblich steigern. Der Leser ist der Gewinner dieses Kriminalromans. Selten zuvor und noch seltener danach, hat es ein Krimi geschafft den Leser unmerklich von seinen Erholungsplänen abzubringen und den vermeintlichen Verlust spürbar zum Ausdruck zu bringen. Im Gegenteil. Mit jeder Seite, die man umblättert, taucht man in eine Welt ein, die man nach der letzten Seite mit einem guten (erholten) Gefühl wieder verlässt.