Rezension zu "The Sandman" von Neil Gaiman
Das Hörspiel „The Sandman“ basiert auf den DC Graphic Novels mit den Storys und Dialogen von Neil Gaiman. Als Hörspiel umgesetzt und bearbeitet wurde „The Sandman“ von Dirk Maggs, wobei die Charaktere auf den Ausarbeitungen von Neil Gaiman, Sam Keith und Mike Dringenberg beruhen. Ich kenne die Graphic Novels noch nicht, daher kann ich nicht bewerten, wie gut die Umsetzung im Detail ist, daher spiegelt meine Meinung nur das reine Erlebnis des Hörspiels wider.
Der Vorspann führt mich kurz in die Geschichte um die Ewigen ein und steigert meine Neugierde auf das Kommende.
Ich habe sofort das Gefühl Kino im Kopf zu haben. Nicht nur die verschiedenen Stimmen sorgen für Lebendigkeit, sondern auch die Umgebungs- und Hintergrundgeräusche sowie teilweise die stimmungsangepasste Musik.
Der Erzähler leitet mich sicher durch die anfänglich hohe Zahl an eingeführten Charakteren. Mir gelingt es sehr gut, den Faden nicht zu verlieren, was besonders an den sehr prägnanten Stimmen liegt. Außerdem wirken die Dialoge natürlich, was die Hörfreude bei mir erheblich steigert.
Die Kapitel sind betitelt und für sich betrachtet kleinere, abgeschlossenere Geschichten. Zusammengesehen aber ergeben sie eine große Story. Sehr gut finde ich, dass bei jedem neuen Anfang ein Soundintro den neuen Abschnitt ankündigt und auch den Titel des neuen Kapitels erwähnt. Das hilft auch ungemein, um zu verstehen, dass die vorherige Handlungsebene abgeschlossen ist. Gleichzeitig weckt der neue Titel stets meine Neugierde auf das nächste Kapitel.
Der Warnhinweis, dass dieses Hörspiel erst ab 18 Jahren empfohlen wird, sollte dringend ernst genommen werden. Bisweilen ist die Geschichte äußerst brutal, ist von Splatter durchzogen und gelegentlich wohnt auch der pure Wahnsinn in den Handlungssträngen. Außerdem wird der Tod beleuchtet, der vor niemanden Halt macht und junge sowie alte Menschen, Kranke wie Gesunde holt. Damit sollte der Hörende umgehen können. „The Sandman“ ist wirklich nichts für zarte Gemüter.
Richtig gut gefällt mir, dass einzelnen Kapitelgeschichten Fragen beantworten, die mir während des Hörens anderer Storys durch den Kopf gehen. Allerdings finde ich es an einer Stelle extrem verwirrend, dass Dream plötzlich von einem anderen Sprecher gesprochen wird. Das hat mir leider gar nicht gut gefallen, gerade weil ich diese eine Szene mit der Originalstimme des Herrschers der Träume, gesprochen von Andreas Fröhlich, mit Sicherheit viel emotionaler empfunden hätte.
Auch gibt es innerhalb mancher Kapitel so flotte Szenenwechsel, dass ich abgehängt werde und einen Moment brauche, um mich wieder zu orientieren. Hier würde eine akustische Ankündigung oder Ähnliches helfen, den Schnitt besser mitzubekommen.
Manche Hörspielstimmen sprechen im Verlauf von „The Sandman“ mehrere Charaktere. Das ist für mich allerdings kein Problem, da die Hörbuchsprechenden wirklich unglaublich gute Arbeit leisten, indem sie den Charakteren sprachliche Eigenheiten schenken, die sie wiederum individuell wirken lassen.
Obwohl „The Sandman“ Dark Fantasy ist, hatte ich oft einen realistischen Eindruck von den Erzählungen. Das machte es mir leicht, mich voll in dieses Hörspiel fallen zu lassen und ich bin so beeindruckt von der Umsetzung, dass ich nun auch die Graphic Novels dazu entdecken möchte.
Das letzte Kapitel in „The Sandman“ entlässt mich mit einem guten Gefühl eines Abschlusses, auch wenn ich weiß, dass noch zwei weitere Hörspiele auf mich warten. Ich freue mich schon sehr darauf, wieder den Herrscher der Träume zu treffen und in die Welt und Aufgaben der Ewigen abzutauchen.
Übrigens finde ich es sehr gut, dass am Ende alle Mitwirkenden an diesem Hörspiel aufgesagt werden. Leider habe ich nicht zu allen Namen einen stimmlichen Bezug.
Fazit:
Ich kann „The Sandman“ nur wärmstens weiterempfehlen. Es ist Dark Fantasy vom Feinsten, bewahrt sich aber oft ein realistischer Touch, sodass vieles erschreckend authentisch wirkt. Aber Achtung: Dieses Hörspiel ist nichts für Kinder, denn manches ist schon arg brutal.