Rezension zu "Liebe in den Gezeiten des Meeres" von Denise Hunter
Hinter diesem Titel verbirgt sich die Geschichte der drei Schwestern Emma, Nora und Maddy in der es um Konflikte aus der Vergangenheit, Unversöhnlichkeit, fehlende Gesprächs- und Vergebungsbereitschaft geht. Ausgelöst durch das grund- und wortlose Verschwinden der Großmutter finden sie sich die drei Schwestern nach einem Anruf von Conor, Nachbar der Großmutter, der sie in der Pflege von Haus und Garten unterstützt, im seit Kindertagen gewohnten und geliebten Haus der Großmutter in dem malerischen Küstenort Seahaven ein.
Das Geheimnis um die verschwundene Großmutter findet schon recht bald eine amüsante Auflösung und die Schwestern nutzen ihre Abwesenheit für eine umfangreiche Renovierung des Hauses. Dabei werden Erinnerungen an wunderschöne Ferientage aus Kinder- und Jugendzeit geweckt, aber auch an die tragischen Ereignisse des letzten Sommeraufenthalts vor gut 20 Jahren, die zu Verlusten und Trennungen führten.
Überwiegend aus Maddys Sicht geschildert, eröffnet die Autorin Stück für Stück Einblicke in diesen letzten gemeinsamen Sommer. Mit sehr großem Einfühlungsvermögen und Herzenswärme wird jede der drei Schwestern charakterisiert wobei die jeweiligen Gedanken und Gefühle überzeugend, nachvollziehbar und sehr berührend dargestellt werden. Es fällt nicht leicht, diese Unversöhnlichkeit gerade von Emma und Nora miterleben zu müssen. Vor allem weil es ihnen nicht gelingt auch nur einen Stein der Mauer, die sie zwischen sich gezogen haben, abzutragen. Wäre doch dadurch die Möglichkeit geschaffen, mehr und mehr Steine abzutragen um wieder offen und frei – so wie sie es gewohnt waren und auch praktiziert haben – miteinander umzugehen. Dass und welche Rolle Maddy, eine damals 12jährige, dabei gespielt hat, ist verständlich und berührt ungemein.
Alte Wunden brechen auf, was aber unabdingbar ist, wenn Versöhnung und Heilung eintreten soll. Und dies betrifft nicht nur die drei Schwestern, sondern auch das Verhältnis zur gemeinsamen Mutter, die unter der Distanz der Töchter leidet. Dass aber auch ihr Schweigen über eigene Verletzungen mit dazu beigetragen hat, führt gegen Ende des Romans auch zu einer Versöhnung mit ihren Töchtern.
Dass und welche Erkenntnisse auch über die Großmutter im Rahmen der Renovierung zum Vorschein kommen runden das Gesamtbild dieses trotz aller Konflikte und Verletzungen wunderschönen Romans ergreifend ab. Starke Frauen, die mit sehr viel Selbstdisziplin ihr Leben gemeistert haben und aus deren Erfahrungen, deren Stärke und Mut die drei Schwestern profitieren das wird wunderbar schlüssig und ergreifend dargestellt.