Rezension zu "Die letzte Astronautin" von David Wellington
INHALT:
Sally Jansen ist die letzte Astronautin der Erde. Zumindest die letzte, die noch als Astronautin ausgebildet wurde. Nach einem Vorfall auf der Mars-Mission wurde sie zur Geächteten und das Raumfahrt-Programm eingestellt.
Doch nun stehen die Wissenschaftler, die Regierung, ja die ganze Welt vor einer nie da gewesenen Herausforderung. Ein außerirdisches Raumschiff steuert auf die Erde zu. Niemand weiß, mit welcher Intention es auf dem Weg zur Erde ist.
Die NASA will dem Objekt eine Besatzung entgegen schicken, um die Kommunikation zu suchen. Sie haben nur ein Problem - sie brauchen die über 50-Jährige Sally Jansen für die Mission und die Ausbildung der anderen Crew-Mitglieder.
Das Buch dreht sich anschließend natürlich hauptsächlich um die Weltraum-Mission. Es wird die Reise zum unbekannten Objekt beschrieben, aber viel länger verbringt der Leser die Zeit mit den Crew-Mitgliedern innerhalb des außerirdischen Raumschiffes und begegnet dort allerlei Merkwürdigkeiten und vor allem sehr viel Dunkelheit.
Ihr Leben ist in Gefahr, doch das realisieren sie viel zu spät. Ein Wettlauf gegen die Zeit und beginnt, der droht, ihr gesamtes Verständnis und Wissen auf den Kopf zu stellen.
SCHREIBSTIL:
Der Schreibstil - ohja - der hat mich direkt zum Anfang des Buches erstmal sehr daran zweifeln lassen, ob ich das Buch beenden werde. Ich wurde ziemlich auf die Probe gestellt, denn zugegebenermaßen habe ich noch kein anderes Buch in einem ähnlichen Stil gelesen.
Die Geschichte bedient sich des Perspektivwechsels, der ja mittlerweile ein sehr bekanntes Mittel ist, um verschiedene Einsichten in das Geschehen zu ermöglichen. Allerdings wurden die Perspektiven nicht kapitelweise durchgeführt, sondern absatzweise. Noch schwieriger war der Umstand für mich dadurch, dass die Perspektiven nicht gekennzeichnet wurden und ich so niemals wusste, wer gerade spricht. Das hat gerade zum Anfang der Geschichte bei mir für einiges an Verwirrung gesorgt, weil man praktisch mitten ins kalte Wasser geworfen wird und gar keine Orientierungshilfe bekommt. Die vielen unterschiedlichen Charaktere machen es nicht unbedingt einfacher, sich ein Bild von der Ausgangssituation zu verschaffen.
Da wären wir bei einem weiteren Punkt, der mir etwas zu schaffen machte. Die Geschichte wird aus den Perspektiven aller Crew-Mitglieder und auch einer Menschen, die auf der Erde blieben, erzählt. Der Redeanteil hält sich hier fast die Waage, sodass nicht wie erwartet der Fokus auf Sally, der letzten Astronautin liegt. Ganz im Gegenteil verlor ich als Leser den Bezug zu Sally als vermeintlicher Hauptperson und konnte mich bis zuletzt kaum mit ihr identifizieren. Generell führte der ständige Perspektivwechsel zu einer unglaublichen Distanzierung von mir als Leser zu allen Personen und Geschehnissen. Unterstützt wurde dies dann auch noch durch den generell sehr trockenen, emotionsarmen Schreibstil des Autors, der nicht nur an Dialogen, sondern auch öfter an Tiefgründigkeit gespart hat.
Ich hatte mir da von dem Buch etwas ganz anderes erhofft und finde es wirklich sehr schade, dass ich zu Sally so wenig Verbindung aufbauen konnte.
Nichtsdestotrotz war der Handlungsstrang interessant und spannend, sodass ich motiviert war, herauszufinden, was eigentlich hinter all den Fragen steckt, die aufgeworfen wurden. Die größte Wendung um das Raumschiff hat mich dann auch wirklich beeindruckt, weil es für mich eine doch ganz andere Idee war, als man bisher in Sci-Fi-Romanen gelesen hat. Diese innovative Idee hatte unheimlich viel Potenzial, hat zum Ende hin allerdings an Magie und Strahlkraft verloren. Das passierte vor allem auch durch die vielen Längen, die sich immer wieder einschlichen. Aus meiner Sicht war der Spannungsbogen nicht groß, sondern es waren eher viele kleine Erhebungen, die durch direkt nachfolgende Längen ihre Wirkung nicht entfalten konnten.
FAZIT:
Das Cover, der Titel und der Klappentext haben aus meiner Sicht völlig andere Erwartungen geweckt, als das Buch sie erfüllen könnte. Sally Jansen steht nicht im Mittelpunkt und die Geschichte ist nicht so spannend konzipiert, wie ursprünglich gedacht. Zusätzlich wurde die Story immer wieder mit Grusel- bzw. Horror-Elementen ausgestattet, die für mich weder gruselig, noch ein Mehrwert waren.
Die Grundidee und vor allem die Wendung bezüglich des Alien-Raumschiffes hat mir unglaublich gut gefallen und war sehr innovativ. Das Potenzial wurde zum Ende leider nicht ausgeschöpft. Alles in allem war die Geschichte interessant, aber ich fand es teilweise sehr anstrengend zu lesen, weil viele unnötige Längen vorhanden waren.
Eine spannende Grundidee, leider mit vielen Längen. Horror-Elemente waren für mich zu gewollt platziert, der Perspektivwechsel unübersichtlich und inflationär gebraucht. An sich ein nettes Buch, ich fand es aber auch anstrengend beim Lesen. Meine Erwartungen wurden leider enttäuscht.