David Ebershoff

 4 Sterne bei 72 Bewertungen
Autor von Das dänische Mädchen, The Danish Girl und weiteren Büchern.

Lebenslauf von David Ebershoff

Erfolgreiche Transgender-Literatur: Der 1969 geborene US-amerikanische Autor hat an der Brown University und der University of Chicago studiert. Erste berufliche Erfahrungen sammelte er in der Verlagsbranche bei Random House und Modern Library. Sein Debütroman „The Danish Girl“ über die dänische, intersexuelle Malerin Lili Elbe, die sich als eine der ersten geschlechtsangleichenden Operationen unterzog, wurde ein durchschlagender Erfolg und erfreute sich mehrerer Auszeichnungen wie zum Beispiel der Rosenthal Foundation Award der American Academy of Arts and Letters oder der Lambda Literary Award in der Kategorie Transgender-Literatur. 2002 erschien die deutsche Übersetzung „Das dänische Mädchen“ und drei Jahre später folgte die Verfilmung mit Eddie Redmayne in der Hauptrolle. David Ebershoff unterrichtete Kreatives Schreiben an der New York University und der Princeton University. Aktuell lebt er in New York City und lehrt an der Columbia University.

Alle Bücher von David Ebershoff

Cover des Buches Das dänische Mädchen (ISBN: 9783442472796)

Das dänische Mädchen

 (57)
Erschienen am 21.12.2015
Cover des Buches Der Duft der Orangen (ISBN: 9783442460755)

Der Duft der Orangen

 (1)
Erschienen am 17.10.2005
Cover des Buches The Danish Girl (ISBN: 9781474601580)

The Danish Girl

 (9)
Erschienen am 28.05.2015
Cover des Buches The 19th Wife (ISBN: 9780552779883)

The 19th Wife

 (5)
Erschienen am 24.04.2014

Neue Rezensionen zu David Ebershoff

Cover des Buches The 19th Wife (ISBN: 9780552779883)
esmerabelles avatar

Rezension zu "The 19th Wife" von David Ebershoff

David Ebershoff - The 19th Wife
esmerabellevor 4 Jahren

2006. Fünf Jahre ist es her, dass Jordan zu einem Lost Boy wurde. Das bedeutet theoretisch, dass er aus der Gemeinschaft der First Latter-Day Saints, einer strengeren Abspaltung der Mormonen und radikale Vertreter der Polygamie als Wille Gottes, ausgeschlossen wurde. Praktisch bedeutet es, dass seine Mutter den damals 14jährigen nachts auf einem Highway wortwörtlich ausgesetzt hat. Seitdem schlägt sich Jordan mit Gelegenheitsjobs durch und lebt in einem Van, als er eines Tages im Internet liest, dass seine Mutter, Ehefrau Nummer 19, seinen Vater ermordet haben soll, und vermutlich einer Todesstrafe entgegen sieht. Jordan kehrt in die alte Heimat zurück, ist nach einem Besuch bei seiner Mutter überzeugt, dass diese unschuldig ist, und beschließt, den wahren Täter/die wahre Täterin zu finden.

1875. Es ist eine Erpressung, die Ann Eliza dazu zwingen, die 19. Frau des Propheten Brigham Young zu werden. Ann Eliza ist in der Gemeinschaft und mit dem Glauben der Latter-Day Saints aufgewachsen, aber die Erlebnisse ihrer Kindheit, der Kummer der Mutter über die weiteren Frauen ihres Mannes, der Mangel an Liebe des Vaters, der seine Zuneigung zwischen vielen Ehefrauen und Kindern aufteilen musste, haben sie eher skeptisch gegenüber der Institution der Vielehe werden lassen. Nach fünf Jahren Ehe erträgt sie es nicht mehr, flieht mit ihrem jüngeren Sohn und begibt sich mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit. Sie schreibt ein Buch und reist durch die Staaten, um Vorträge zu halten, damit die Praxis der Polygamie endgültig beendet wird.

Ann Eliza Young ist eine historische Persönlichkeit, ebenso wie viele andere Charaktere, die uns in den Rückblenden, die fast bis zum Beginn der Geschichte der Mormonen reichen, begegnen. Ihr Teil der Geschichte wird in Form von Ausschnitten aus ihrem Buch, Berichten und Briefen von Verwandten, Zeitungsartikeln, Annoncen und ähnlichen Quellen präsentiert, und wie immer in solchen Fällen stellt sich einem die Frage, wie viel davon wahr und wie viel Fiktion ist. David Ebershoff gibt darauf eine klare Antwort: alles, was man in seinem Roman „The 19th Wife“ liest, ist von ihm geschrieben worden, auch wenn es in vielen Fällen eine Originalversion gibt. Es ist deutlich, dass er sehr viel recherchiert hat, aber der Roman ist und bleibt eben genau das, ein Roman und somit ein Werk der Fiktion.
Das gilt natürlich erst recht für die Geschichte um Jordan und seine Mutter, für die es keine historischen Vorbilder gibt. Diese Teile des Buches werden komplett aus der Sicht Jordans erzählt, und zeigen, dass die Frage der Polygamie bis heute nicht geklärt ist, auch wenn die Mormonen sie bereits 1890 verboten haben.

Ich habe das Buch sehr gerne und mit Spannung gelesen. Die Dokumente der Geschichte um Ann Eliza, in der unter anderem auch ihre Eltern, ihr Ehemann, ihr Bruder und ihr Sohn zu Wort kommen, ist eine gelungene Mischung verschiedener Blickwinkel, womit für mich das Thema Polygamie viel Komplexer, aber auch einfacher nachvollziehbar wurde. Sicher kann man darüber diskutieren, ob der Roman Stellung bezieht, oder sogar den Glauben der betroffenen Gruppen diffamiert. Ich persönlich habe es nicht so empfunden. Zugegeben, es werden vor allem Extremfälle geschildert, in der die Männer 50 oder mehr Frauen in ihre Häuser holen, und sie handeln auch nicht gerade nach unseren moralischen Vorstellungen, was die Auswahl der nächsten Braut betrifft, aber trotzdem fand ich, dass der Roman genug Raum für differenzierende Überlegungen gelassen hat.  


Zur Diskussion bleiben die Fragen, ob und wie Vielehen funktionieren können, und in wie fern man den Glauben des Einzelnen gesetzlich einschränken darf oder muss. „The 19th Wife“ ist eine gute und nachdenklich machende Lektüre, besonders für jene, die sich für die Geschichte der Mormonen interessieren. 

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Cover des Buches Das dänische Mädchen (ISBN: 9783442472796)
Stayystrongs avatar

Rezension zu "Das dänische Mädchen" von David Ebershoff

Denn manchmal bedeutet wahre Liebe auch los lassen
Stayystrongvor 5 Jahren


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Cover des Buches Das dänische Mädchen (ISBN: 9783442472796)
Livricieuxs avatar

Rezension zu "Das dänische Mädchen" von David Ebershoff

berührend
Livricieuxvor 5 Jahren

»Greta hatte niemals einen anderen Menschen geliebt als sie, das wusste Lili. Und jetzt – jetzt, da sogar ihre amtlichen Papiere sie als Lili Elbe auswiesen – empfand sie die Gewissheit, dass Greta sich nicht ändern würde. Und diese Gewissheit half ihr durch die einsamen Nächte im Krankenzimmer unter der schweren Decke und durch die Schmerzen, die sich wie ein Dieb an sie heranschlichen und über sie herfielen. Lili änderte sich immerzu, aber Greta nicht, nein, Greta niemals.« – S.310

Ich weiss, viele von euch plädieren dafür erst das Buch zu lesen und sich erst dann den Film anzugucken. Meistens halte ich das auch so, in diesem speziellen Fall aber ging diese ach so tolle Reihenfolge flöten. Um Ostern wurde nämlich der Film im TV gezeigt und als ich ein paar Tage später in der Bibliothek über das Buch stolperte, fackelte ich nicht lange und packte es ein. Belohnt wurde ich mit einer einmaligen Erzählstimme, die die Geschehnisse im Film wunderbar ergänzte.

Ein kleiner Moment
Seinen Anfang nimmt die Geschichte um Einar und Greta Wegener in Kopenhagen. Im Film heisst Greta übrigens Gerda, was auch der Realität entsprechen würde, David Ebershoff nimmt sich hier etwas künstlerische Freiheit heraus und benennt sie kurzerhand um. Auch in seinem Nachwort betont der Autor, dass die Geschichte zwar an das Leben von Lili Elbe angelehnt ist, dass aber vor allem die innersten Gedanken und Gefühle der Figuren ohne Vorstellungskraft und Fantasie nie so zu zeigen gewesen wären.

Einar und Greta leben ein aufregendes Künstlerleben, er malt Bilder von Dänischen Fjordlandschaften und sie widmet sich hauptsächlich Portraits. Und genau ein solches Portrait wird für Einar zum Moment der Offenbarung, als ihn seine Frau nämlich bittet, ihr einen Gefallen zu tun. Dieses kurze Modellsitzen in Seidenstrümpfen und Schuhen mit goldenen Schnallen erweckt Lili zum Leben. In diesem kleinen Moment wird eine Türe aufgestossen, eine lange gefühlte, sexuelle Verunsicherung wird langsam zur Gewissheit. Tief in seinem Inneren spürt Einar zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts, was ihn beinahe zu zerreissen droht. Und während Lili immer mehr Raum einnimmt, geht diese Entwicklung nicht spurlos an der Beziehung zu Greta vorüber. Diese spürt, dass sie in ihrem Mann etwas ausgelöst hat.

Eine grenzenlose Liebe und die Suche nach Identität
Einar geht es nicht ums Verkleiden, es ist kein Spiel, das merkt Greta ziemlich schnell. Für sie bedeutet dies allerdings, dass sie ihren Lebensgefährten, die Liebe ihres Lebens verlieren könnte. Und so gibt sie Einar die Freiheit zu sein und seine bis anhin versteckte oder unterdrückte Seite auszuleben, akzeptiert die Anwesenheit Lilis, ihre Suche nach Erfüllung und sich selbst.
Mit den Portraits von Lili erlangt Greta Berühmtheit und doch merkt sie von Bild zu Bild mehr, wie ihr Mann ganz in Lili aufgeht und immer mehr schwindet. Sogar seine eigene Malerei hat er aufgegeben.
Diese tiefe Liebe von Greta zu ihrem Mann hat mich sehr berührt, auch wenn die Ehe nach Lilis Geschlechtsumwandlung vom Dänischen König annulliert wurde und die beiden danach (zumindest in der Realität, in Buch und Film waltet auch hier die künstlerische Freiheit) getrennte Wege gingen.


Die vollständige Rezension könnt ihr auf meinem Blog Livricieux lesen. 

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