Lew und Kolja sind nicht einfach so Freunde, nein, die Freundschaft entsteht heraus aus der Angst vor ihrer eigenen Hinrichtung. Der Plünderer Lew und der Deserteur Kolja erhalten die Chance zu überleben, wenn sie dem Chef des Geheimdienstes eine schier unmögliche Aufgabe erfüllen: 1942, mitten im belagerten Leningrad, das von Hunger und Tod gebeutelt ist, sollen sie ihm ein Dutzend Eier für die Hochzeitsfeier seiner Tochter auftreiben. Lew ist kein Kämpfer, sondern eher intellektuell geprägt, wohingegen Kolja mit seiner soldatischer Vergangenheit, hinter jedem Mädchenrock her und ein wahrhaft unerschrockenes Organisationstalent ist. Die Aussicht auf das Überleben schweißt die beiden jungen Männer zusammen und sie gehen auf ihre schier unlösbare, grausame Mission.
Fast unmöglich scheint es, dass, neben all dem kriegsbedingten Irrsinn, den Grausamkeiten, dem ständigen Hunger und der Hoffnungslosigkeit, Raum bleibt für Ironie und Komik. Und doch gelingt es dem Autor, David Benioff, eine bildgewaltige, lebendige Geschichte, aus der Ich-Perspektive Lews, zu erzählen, die von witzigen Dialogen durchzogen ist. An vielen Stellen schien es mir, als Lesende, fast rücksichtslos, anhand des allgegenwärtigen Grauens zu lachen - und doch macht der subtile Humor den Horror und die Exzesse des Krieges erträglich und es gelingt die Hoffnung auf ein gutes Ende aufrecht zu erhalten, was wahrlich nicht leicht gemacht wird. Geschildert anhand von winzigen Ereignissen schwebt über allem die Basis des Menschseins: die Menschlichkeit, die Freundschaft, die Gemeinsamkeit, die Hilfsbereitschaft und auch ein wenig die Liebe. Und dennoch bleibt es uns, als Lesende, nicht erspart, verfolgt von Angst, gemeinsam mit den Protagonisten, durch diese rasende Geschichte gejagt zu werden. Zeit zum Verharren, Verschnaufen bleibt nicht.
Mein Fazit: Ich hätte etwas verpasst, wenn ich dieses rastlose Buch nicht gelesen hätte!