Rezension zu "Jaffa Road" von Daniel Speck
Ein herausragendes Buch, wenn man den Nahost-Konflikt zwischen Israel und Palästina nicht aus politischer, sondern aus menschlicher Sicht verstehen möchte. Man taucht in die Ängste, die Verzweiflung, die Sehnsüchte, die Leidenschaft von Arabern und Israelis gleichermaßen ein. Es hat mich zu tiefst bewegt, weil ich hautnah eine Welt miterleben durfte, die mir bislang fremd war.
In Daniel Specks Roman „Piccola Sicilia“ versteckt sich der ehemalige deutsche Wehrmachtssoldat Moritz Reincke bei einer jüdischen Familie in Tunis. In „Jaffa Road“ nimmt eine neue Identität an – als Jude und wandert mit der Tochter dieser Familie nach Israel aus. Als die Ehe zerbricht, kehrt er nach Deutschland zurück und lässt sich auf eine Beziehung mit einer jungen Palästinenserin ein.
Als er in Sizilien stirbt, treffen sich seine deutsche Enkelin, seine jüdische Tochter und sein palästinensischer Sohn, um die Geheimnisse ihres Vaters, bezw. Großvaters zu entwirren. Überzeugende Charaktere, in die man sich hineinversetzen kann; drei fremde Welten prallen aufeinander. Ein Stück neuzeitlicher Geschichte, die in diesen Personen greifbar wird.
Anfangs musste ich mich an die Zeitsprünge zwischen dem Jetzt und den Erinnerungen an alte Zeiten gewöhnen. Aber die Geschichte ist so authentisch geschrieben, als ob der Autor diese Personen wirklich gekannt und ihnen zugehört hätte, lebendige Gespräche, die mich überzeugen. Und immer wieder zwischendurch poetische, fast philosophische Reflektionen, die mich berührt haben, zum Nachdenken bringen.
Ein absolut lesenswertes Buch! Uneingeschränkt empfehlenswert für alle, die Geschichten lieben, die genau SO hätten geschehen können.