Ja, Verena, die Museumspädagogin und Quentin, der Künstler, sind sich nahegekommen. Immer wieder, mit zunehmender Lust. Ja, heute Nacht soll sein neues Kunstwerk „Klaviatur des Todes“ im Rahmen der Passauer Kunstnacht enthüllt werden. Ja, Verena wird die erste sein, die es sehen wird. Nach dem Künstler, natürlich. Doch, nein, es wird nicht so weit kommen. Sie krümmt sich vor Schmerz und Hoffnungslosigkeit vor der monumentalen Installation. Denn irgendwann zwischen 23 und 1 Uhr legte jemand (oder der Künstler selbst, die Gerichtsmedizin ist sich da momentan noch nicht ganz sicher) eine Drahtschlinge um den Hals von Quentin von Blümstorf. Nun hängt er mitten in seinem Kunstwerk.
Kriminaloberkommissarin Franziska Steinbacher weiß, dass hier nicht nur die Aufklärung des Falles im Vordergrund steht, sondern vor allem das Tempo allen Beteiligten am Herzen liegt. Denn am Abend wird Passau durch Ströme von Kunstinteressierten wieder einmal zu ertrinken drohen. Und die Politikprominenz hat sich angesagt. Das heißt, die Obrigkeit schwitzt jetzt schon perlengroße Schweißtropfen und tritt heftig nach Unten.
Der Ermittlerduo Steinbacher und Hollermann knüpfen sich erstmal alle vor, die von Blümstorf gekannt haben. Die Familie. Alte Handwerkerdynastie in der Stadt, die es im Laufe der Zeit ein ansehnliches Imperium erschaffen hat, spielt die heile Welt vor. Quentin durfte alles tun und lassen, was er wollte. Solange er Erfolg hatte. Natürlich hätte man ihn trotzdem gern an der Spitze des Bauunternehmens gesehen. Und Nina, die Freundin. Sie ist geknickt, weil Quentin auf Anraten seines Agenten sich als homosexuell geoutet hat. Sie traf sich heimlich mit ihm. Sein bester Kumpel Moritz ist hingegen weniger erschüttert als man es vermuten würde von einem Mann, dessen seit Kindertagen bester Freund so theatralisch von dieser Welt dahingeschieden ist. Einen Mäzen hatte Quentin von Blümstorf auch. Fassungslos ist der Mann. Seine Investition ist jedoch gesichert, der Künstler ist tot. Das ist immer gut fürs Geschäft. Je mehr Steinbacher und Hollermann in die Tiefen der Seele und des Geschäftes des bislang unbekannten Künstlers eintauchen, desto labyrinthischer wird dessen Leben. Und dann ist da ja auch noch die Kunstwoche, die in wenigen Stunden beginnt. Da ist jeder Hinweis Gold wert. Jede Spur kann die richtige sein. Was man überhaupt nicht gebrauchen kann, ist eine zweite Leiche. Doch das Leben der Passauer Kommissare ist kein Ponyhof…
Dagmar Isabell Schmidbauer lässt schon zum sechsten Mal Steinbacher und Hollermann auf Passauer Verbrecher los. Ihre Beschreibungen der Stadt sind einmal mehr ein knisternder Rundgang, der jeden weiteren Reiseband unnötig macht. Dass Links und Rechts des Stadtrundganges Leichen den Zutritt zu der einen oder anderen Sehenswürdigkeit versperren, nimmt man gern in Kauf. Denn in erster Linie ist „Tödliche Kunst“ natürlich ein Krimi. Einer, auf den man sich einlässt, und der einem die Arbeit der Polizei näherbringt. So detailliert sind die Kenntnisse der Autorin, dass man ihr jedes Wort abnimmt.