Rezension zu "Über alle Gräben hinweg" von Cora Stephan
Der Roman stellt zwei Familien in den Fokus, die während der beiden großen Kriege des letzten Jahrhunderts eigentlich Feinde sein müssten. Doch über Generationen hinweg bleibt die Freundschaft im Vordergrund und der Politik gelingt es nicht, diese zu zerstören. Auch wenn es den Protagonisten schwer gemacht wird …
Ludwig von Sedlitz, Gutsbesitzer aus Oberschlesien und der adelige Schotte Alexander Broedie haben zusammen in Heidelberg studiert und sind seit dieser Zeit Freunde. Alex wird später sogar zum Patenonkel von Ludwigs Sohn Alard. Während des Ersten Weltkriegs wird die Freundschaft der Beiden auf eine harte Probe gestellt, nicht immer stimmen sie in ihren politischen Ansichten überein. Doch sie sind sich einig, dass es keinen weiteren Krieg geben darf. Ein frommer Wunsch, wie man weiß.
Alard von Sedlitz wird von seinem Patenonkel Alexander Broedie zum Studium an die Universität in Cambridge eingeladen. Dort soll er mit Alexanders Sohn Liam gemeinsam zwei Semester verbringen. Doch der Schotte und der Deutsche gelten als Außenseiter und so wird ihnen einiges abverlangt, was ihre Freundschaft zueinander vertieft.
Als der Zweite Weltkrieg schon in greifbarer Nähe ist, versuchen die zwei Freunde – jeder auf seine Art – die drohende Katastrophe abzuwenden. Liam als Mitarbeiter des Auslandsgeheimdienstes SIS und Alard als Beamter im Auswärtigen Amt. Im Nachhinein stellen sie selbst ihre Bemühungen als naiv und unbedarft hin. Vermutlich stehen die beiden Freunde stellvertretend für viele andere, deren Bemühungen ebenso ins Leere gelaufen sind.
Die Autorin Cora Stephan war mir bis jetzt ungekannt. Ich habe zwar schon lange Zeit, den Roman „Ab heute heiße ich Margo“ auf meinem SuB, welchen ich demnächst lesen werde. „Über alle Gräben hinweg“ ist eine Vorgeschichte dazu.
Die Autorin fesselt mit gut recherchierten historischen Begebenheiten, schafft es Empathie den beiden jungen Männern mitzugeben ohne gleich auf die Tränendrüse zu drücken. Der Schreibstil ist flüssig und so liest sich das Buch gut in einem Rutsch weg. Die letzten Kapitel waren etwas straffer, sodass mir scheint, es ist einiges auf der Strecke geblieben.
Trotz kleiner Schwächen finde ich den Roman sehr gelungen und so vergebe ich gerne 4 Sterne.