Rezension zu "Keine schöne Leich" von Constanze Scheib
Keine schöne Leich
Servus, Freunde des gmütlichen Schmökers! Habts ihr schon von der gnä Frau ghört? Ma munkelt ja, sie wär Kommunistin. Freilich ist sie halt net so, wie a Frau von Stand zu sein hat, aber dafür hats keine Scheu vor großen Schurken. Als nämlich die schwarze Witwe verdächtigt wird, ihren Gmahl glyncht zu haben, da wittert die gnä Frau a ganz großes Verbrechen. Aber net durch die Witwe, verstehts? Mei, om besten lests amol selbst die Gschicht!
Constanze Scheib ist die gnädige Frau, die uns diesmal einen etwas anderen Cosy Crime vorlegt. Es wirkt fast wie ein Tabubruch, denn im Gegensatz zu seinen Buchregalnachbarn spielt dieser Roman in den 1970er Jahren, ein Jahrzehnt, das gegenwärtig in der Literatur vernachlässigt scheint.
Spannend in diesem Zusammensetzen ist die Stellung der Frau, welche sich zwischen Gehorsam gegenüber dem Mann und Emanzipation befindet, was hier immer wieder thematisiert wird, bspw wenn Frauen ohne Zustimmung des Mannes nicht arbeiten dürfen.
Ebenso im Spannungsfeld befindet sich die Wiener Gesellschaft, welche im Jahr 1972 immer noch an den Bestand des Adels glaubt und somit an Vergangenem festhält.
Sprachlich bestechen vor allem die Dialoge durch Lokalkolorit, während das Setting geprägt ist von den kulturellen Erscheinungen der Seventies.
"Keine schöne Leich" ist ein im wahrsten Sinne gemütlicher Roman mit Denkanstößen, die in diesem Zusammenhang überraschen.
Machts euch einen ordentlichen Kaiserschmarrn, seids net so sierig mit dem Seidl und gönnts euch halt a kleine Lesepause.