Der Auftakt zu dieser Trilogie hätte perfekter nicht sein können. Die Handschrift von del Toro ist unverkennbar, denn er schafft es (in Zusammenarbeit mit Chuck Hogan) das Kopfkino anzukurbeln. Aber der Reihe nach.
Die Geschichte beginnt mit der Legende von Jusef Sardu, die der kleine Abraham Setrakian vor dem zweiten Weltkrieg von seiner Großmutter erzählt bekommt. Schon hier sitzt man mit am Tisch und lauscht der alten Frau, wie sie ihrem Enkel von dem großen Mann erzählt, der zum Vampir wurde. Ein wohliger Schauer läuft einem den Rücken hinunter und man spürt, dass diese Einleitung noch bedeutsam für die Geschichte wird.
In der Gegenwart landet auf dem New Yorker Flughafen eine Maschine aus Deutschland und sofort gehen alle Lichter aus. Kein Lebenszeichen ist auszumachen. Ephraim Goodweather und seine Kollegin, Mitarbeiter der Seuchenschutzbehörde, werden zu Rate gezogen und finden die Passagiere sowie sämtliches Flugpersonal tot vor, bis auf Vier. Diese werden in Quarantäne gesteckt, doch die Regierung möchte unliebsame Pressenachrichten oder gar Klagen vermeiden, so wird das Ganze vertuscht. Am Tag darauf erfolgt eine Sonnenfinsternis und in der darauffolgenden Nacht beginnt das Grauen...
Hier wird geradezu ein Kinoblockbuster in Form eines Buches präsentiert. Die Charaktere wirken glaubhaft und sympathisch, und auch ihre privaten Hintergrundgeschichten sind interessant. All das wird erzählt, ohne dass es zu viel wird, ohne dass es von der eigentlichen Haupthandlung zu sehr abdriftet. Sie bringen die Figuren näher, um ihr späteres Handeln im Lauf der Geschichte zu erklären. Hervorzuheben ist hier in meinen Augen die Figur von Abraham Setrakian, dem alten, weisen Pfandleiher, der sein Leben der Jagd nach den Strigoi gewidmet hat. In mehreren Rückblendungen wird sein Lebensweg geschildert, hauptsächlich seine Begegnungen mit den Vampiren. Man versteht, warum dieser alte Mann auf der Jagd ist.
Die Geschichte selbst wirkt sehr erfrischend und lebendig, werden hier doch mehrere Genres bedient. Vampirfreunde, die keine Lust auf melancholische und emotionale Blutsauger haben, kommen hier auf ihre Kosten. Die Strigoi ähneln eher Zombies, doch sind sie für mich gar einen Ticken gefährlicher als diese.
Des weiteren wird hier ein Endzeit-Szenario beschrieben, wie es besser nicht sein könnte. Die ganze Bedrohung kommt gar nicht mal so brachial und abrupt daher, sondern weitet sich aus, Nacht für Nacht, Tag für Tag. Glaubhaft wird geschildert, wie die Öffentlichkeit die Augen vor der Bedrohung verschließt, nur um Tourismus und Handel aufrecht zu erhalten und damit auch die Börse. Der Politik geht es lediglich um Geld und um Schadensbegrenzung.
Die ganze Geschichte hat für mich auch noch einen leisen Hauch von Bram Stokers "Dracula" an sich. Der Meister, der im Verborgenen wirkt; der alte, weise Mann mit Vornamen Abraham (Auch Van Helsing in "Dracula" heißt mit Vornamen Abraham); alte Mythen und Legenden werden erzählt; und doch wird all das in eine moderne Rahmenhandlung gebettet. Selbst die Erklärung, wie die Strigoi sich vermehren, fand ich super und es wirkt glaubwürdig.
Das Buch weist zudem geschickte Rhythmen auf, so wird mal Fahrt aufgenommen und es kommen brutale (ja wirklich brutale) Szenen vor, die einen atemlos machen und Action ohne Ende bieten. Aber auch ruhigere Passagen sind vertreten, die Zeit zum Atemholen geben. Und dann gibt es aber auch mystische, sehr unheimliche Stellen, bei denen man durch die Dunkelheit schleicht, auf der Suche nach den Vampiren, oder gar nach dem Meister... es ist fantastisch.
All das bietet ein wunderbares Lesevergnügen. Ich konnte mich kaum von diesem Buch losreißen und habe (zum Glück) alle drei Teile zuhause.
Wer Lust hat, sich von einem Regisseur zur Abwechslung mal einen Blockbuster in den Kopf zaubern zu lassen, ein Kopfkino voller Spannung, Grusel und Action und dabei auch noch Vampire, die als echte Bedrohung gelten, der macht mit dieser Geschichte keinen Fehler. Selten ein so starkes Buch gelesen. Eines meiner Highlights in den letzten 5 Jahren.
Chuck Hogan
Lebenslauf von Chuck Hogan
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Chuck Hogan
Die Saat
Das Blut
Die Nacht
Die Saat - The Strain
Die Schatten
Endspiel
Die Saat: Roman
Kopfgeld
Neue Rezensionen zu Chuck Hogan
Rezension zu "Die Schatten" von Guillermo del Toro
Über dieses Buch hatte ich bisher nur positives gehört. Das Cover gefiel mir sofort und es machte mich auch sehr neugierig. Auch der Klappentext klang richtig gut.
Meine Wahl fiel auf dass Hörbuch und das war eine verdammt gute Entscheidung!
Als Sprecher war Matthias Lühn wirklich die perfekte Wahl!
Er schaffte es mühelos mich in den Bann der Story zu ziehen. Ich mag seine Stimme sehr und auch hier schaffte er es mich völlig zu begeistern.
Der Einstieg ins Buch war zunächst etwas ungewohnt für mich.
Es gibt hier zwei Zeitstränge, die Vergangenheit und die Gegenwart. Beide haben mir unglaublich gut gefallen.
Im Verlauf der Geschichte merkt man wie sich das ganze miteinander verknüpft.
Zum Inhalt kann ich leider nichts weiter sagen da die Spoiler Gefahr zu groß ist.
Die Charaktere wurden authentisch und greifbar gezeichnet. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen.
Tja, die Handlung hatte es echt in sich! Eins vorab, dieses Buch ist definitiv nichts für zartbesaitete. Es wird böse, blutig und sehr brutal.
Die Spannung zog sich wie ein roter Faden durchs Buch. Durch geschickte Wendungen gelang es dem Autoren diese immer wieder zu steigern.
Das Ende glich einem finalen Showdown. Leute, es war soooo spannend!!! Das war ganz großes Kino!
Fazit:
Mit „Die Schatten" gelingt
Guillermo del Toro ein Horrorroman der mein Herz höher schlagen ließ! Hier passte einfach alles und ich will unbedingt mehr davon!
Es war kein großer Wurf. Schnell gelesen. Kaum überraschende Wendungen, wenig originelle Geschichte, Figuren und Motivation eher grob gezeichnet denn entwickelt. Zu den Thema gibt es besseres zu lesen. An die erwähnten Vorbilder dunsany und blackwood kommt es nicht ran. Da fehlt es an Stimmung.