Rezension zu "Das Gutenbergkomplott" von Christoph Born
In der einstigen Welthauptstadt Rom ereignet sich anno 1453 ein mysteriöser Mord. Der Leser wird Zeuge, wie sich ein Mann namens Sebastiano in den Vatikan einschleicht und dort Kardinal Martini, einen möglichen Nachfolger von Papst Nikolaus, ersticht. Die Spur führt über Guido Bologna, einen aufwärtsstrebenden Ordensmann, weiter zu Kardinal Angelini. Bologna bittet den Kardinal, ihn nach Mainz zu entsenden. Er wolle dort einen Schatz bergen, der Rom die verlorene Macht zurückbringen sollte.
Im darauffolgenden Jahr tritt der junge Rechtsgelehrte Thomas Berger in Mainz eine Stelle als Richter an. Als er sich mit der Auslegung von Recht und Ordnung seines Vorgesetzten, des Kurfürsten Dietrich von Erbach konfrontiert sieht, fragt er sich, ob ihm Steininger, der Freund seines Vaters, mit dem Angebot des Richteramts einen Bärendienst erwiesen hat. Thomas' erster Fall lässt nicht lange auf sich warten. In einer Waldhütte wird eine Frau tot aufgefunden. Klara Roth führte offensichtlich ein zwielichtiges Leben. Sie hinterlässt ein Geheimnis, für das sich noch jemand interessiert: Guido Bologna und seine Gehilfen. Indes reißt dem Kurfürsten der Geduldsfaden, er mischt sich in die Ermittlungen ein. Thomas verliert seine Stelle und muss die Stadt verlassen. Doch er entschließt sich zu bleiben, um den Fall auf eigene Faust zu lösen. Zusammen mit Katharina Roth, der Schwester der Ermordeten. Es gelingt den beiden, Klaras Geheimnis zu lüften. Die Spur führt zu Johannes Gutenberg, einem Mann, der Gerüchten zufolge an einer neuen Methode des Buchdrucks arbeitet. Für Bologna ist der Zeitpunkt gekommen, seinen Plan zu vollenden. Katharina und Thomas geraten in Gefahr…
„Das Gutenbergkomplott“ von Christoph Born ist ein anschaulich und flüssig erzählter historischer Roman, in dem sich zwei fiktive Handlungsstränge erst getrennt, bald ineinander verwoben von einem Schauplatz zum nächsten dahinziehen, wobei sich der eine liest wie ein spätmittelalterlicher Spionagethriller, der andere wie ein spannend inszenierter Kriminalroman. Die Reise durch die Vergangenheit führt vom Vatikan über die Lateranbasilika weiter nach Mainz zur Residenz des Kurfürsten, in das damalige Mainzer Kaufhaus oder durch ein verborgenes Tunnelsystem. Johannes Gutenberg und sein Start-up-Unternehmen rücken zunehmend in den Vordergrund. Gutenberg gewährt Thomas einen faszinierenden Einblick in die Buchdruckkunst und das von ihm entwickelte Druckverfahren mittels Druckerpresse und beweglicher Metall-Lettern. Auch die Auseinandersetzungen mit dem Investor Johannes Fust werden thematisiert. Die Figuren sind durchwegs menschlich gezeichnet und wirken entsprechend real. In ihren Lebensweisen und Begegnungen spiegeln sich menschliche und gesellschaftliche Aspekte wider, etwa das immerwährende Thema des Konflikts zwischen Tradition und Aufbruchstimmung, wie es sich zur Zeit des Epochenumbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit besonders kontrastreich manifestiert haben mochte. Die eingeflochtene Liebesbeziehung integriert sich zwar gut in die Handlung, allerdings hätte ich sie mir fantasievoller gewünscht. Befremdlich fand ich zudem den kurzatmigen Ausgang der Geschichte. Abgesehen davon scheint Christoph Born aber die Rezeptur von der Tinte, mit der sich ein geschichtlich bedeutsames Ereignis in ein erlebbares Lesevergnügen umschreiben lässt, offensichtlich zu kennen.