Christian Torkler

 3,7 Sterne bei 72 Bewertungen

Lebenslauf

Der Auswanderer schreibt vom „sonnigen Plätzchen“: Christian Torkler stammt gebürtig aus Greifswald und wuchs im Pfarrhaus auf. Sein Studium der Theologie, Philosophie und Kulturwissenschaften absolvierte er in Berlin. 2002 zieht er nach Afrika und lebt einige Jahre in Dar es Salaam in Tansania und bereist im Laufe der Zeit verschiedene Orte des Kontinents. Mittlerweile lebt er teils in Berlin und teils in Phnom Penh in Kabodscha. 2018 erscheint sein Debütroman, „Ein Platz an der Sonne“, der von Josua Brenner erzählt, der sich in Berlin Ende der 70er Jahre durchschlägt. Doch als das Leben in der Stadt immer schwieriger wird, wandert er in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Afrika aus.

Alle Bücher von Christian Torkler

Cover des Buches Der Platz an der Sonne (ISBN: 9783608962901)

Der Platz an der Sonne

 (68)
Erschienen am 25.08.2018
Cover des Buches Der Platz an der Sonne (ISBN: 9783499000508)

Der Platz an der Sonne

 (4)
Erschienen am 24.03.2020

Neue Rezensionen zu Christian Torkler

Cover des Buches Der Platz an der Sonne (ISBN: 9783499000508)
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Rezension zu "Der Platz an der Sonne" von Christian Torkler

Verkehrte Welt(-geschichte). Grandiose Idee!
GAIAvor 3 Jahren

Christian Torkler bedient sich in seinem Roman "Der Platz an der Sonne" eines gewieften Tricks, er verändert "eine Kleinigkeit" in der Weltgeschichte, um Nord und Süd zu vertauschen. Aber von vorn: Josua Brenner, der Protagonist und Ich-Erzähler des Romans beschreibt in Notizheften seine Lebensgeschichte bis zu zum Punkt, an dem der Roman startet, nämlich hinter Gittern. Die - ziemlich genau - erste Hälfte des Romans spielt dabei in Berlin, welches, wie das restliche Europa durch einen dritten Weltkrieg, welcher bis 1961 anhielt, vollkommen zerbombt und rückständig geblieben ist. Die Länder Afrikas sind allerdings ungeschoren aus der Sache herausgegangen und bilden mittlerweile als Union die erste Welt, wohingegen Europa der dritten Welt zugeordnet werden könnte. Nach vielen Schiksalsschlägen macht sich Brenner in der zweiten Hälfte des Romans auf den Weg in eine bessere Zukunft... auf dem Kontinent Afrika.

Durch detailierte (manchmal erschöpfende) Schilderungen des durchaus nicht leichten Lebens in Berlin, entsteht beim Leser eine große Empathie für den Protagonisten und seine Entscheidung, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, oder vielmehr die Füße in die Hand. So fiebert man im zweiten Teil im Rahmen der schrecklichen Fluchtgeschichte von Brenner richtiggehend mit und es entsteht ein großes Mitgefühl und Verständnis nicht nur für Brenner, sondern generell für Flüchtlinge, die sich dafür entscheiden ihre Heimat zu verlassen und auf eine entbehrungsreiche und gefährliche Reise zu begeben. Besonders in den Erlebnissen des Protagonisten in den deutschen Staaten (es gibt nicht das "Deutschland" mehr) erinnert die Fluchtgeschichte an Boschwitz' "Der Reisende" und macht eins klar: Egal aus welchen Gründen sich jemand gezwungen fühlt zu flüchten, einfach wird es nie und er ist der Gunst von anderen Menschen überlassen aber auch deren Willkür.

Torkler bedient sich damit eines grandiosen Tricks, um Leser des Romans durch eine alternative Realität die aktuelle Situation von Hilfe suchenden Flüchtlingen näher zu bringen und Verständnis zu wecken. Auch wenn das Buch mit seinen fast 600 Seiten durchaus Längen hat, so sind diese unverzichtbar, um den zähen Kampf um ein besseres Leben darzulegen. Ein sehr empfehlenswertes Buch.

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Cover des Buches Der Platz an der Sonne (ISBN: 9783608962901)
Walli_Gabss avatar

Rezension zu "Der Platz an der Sonne" von Christian Torkler

Harter Perspektivwechsel
Walli_Gabsvor 4 Jahren

Der 1978 geborene Josua wächst vaterlos in einem Entwicklungsland auf. Seine gottesfürchtige Mutter schafft es mit verschiedenen Gelegenheitsjobs gerade so, ihre drei Kinder zu ernähren, aber eine Wohnung mit fließendem Wasser oder eine höhere Schulbildung kann sie ihnen nicht ermöglichen. Nach seiner Schulzeit arbeitet sich Josua vom Straßenverkäufer zum Parkplatzwächter hoch und fährt irgendwann sogar Taxi. Manchmal erscheint ihm das Glück zum Greifen nah, doch das Schicksal schlägt immer wieder zu und in einer hoch korrupten Diktatur und Mangelwirtschaft ist es nahezu unmöglich, etwas auf die Beine zu stellen. Dabei will Josua doch nur raus aus Elend, Schmutz und Hoffnungslosigkeit. Aber kann ihm das in seiner Heimat überhaupt gelingen – oder ist der einzige Ausweg die Migration ins gelobte Land auf der anderen Seite des Mittelmeers?

Soweit, so bekannt, mag der ein oder andere jetzt denken – aber Stopp! Christian Torkler beschreibt in „Der Platz an der Sonne“ nicht die Geschichte eines afrikanischen Flüchtlings, der von Europa träumt. Im Gegenteil: Jousa Brenner wächst in Berlin auf, der Hauptstadt der Neuen Preußischen Republik, die nach drei Weltkriegen immer noch halb in Schutt und Asche liegt, obwohl die reichen afrikanischen Demokratien Entwicklungshilfe leisten und nairobische Partnergemeinden neue Kirchendächer spendieren. Sehnsuchtsziel von Josua und seinen Kumpels ist dann auch Matema im reichen Tanganyika: „Wenn wieder einer weg war, hieß es, der ist in den Süden …“. Doch in seinem leicht schnodderigen Tonfall, der sich durch das gesamte Buch zieht, schildert er auch gleich den Haken an der Sache: Die reichen schwarzen Bongos wollen keine Armutsflüchtlinge. Aber was hat ein perspektivloses Weißbrot wie er schon zu verlieren?

Torkler betreibt den Perspektivwechsel in „Der Platz an der Sonne“ in einer so detaillierten Konsequenz, dass er mir richtig an die Nieren gegangen ist. Gedanklich nachzuvollziehen, warum ein afrikanischer Flüchtling nach Deutschland kommt, ist das eine – vom Elend im Entwicklungsland Preußen und der Sehnsucht nach Afrika zu lesen, aber etwas völlig anderes. Es braucht kaum noch Fantasie, um sich dieses im Roman sechsgeteilte Deutschland, in dem so einiges schiefgelaufen ist, vorzustellen: den Dreck, die nach drei Kriegen kaum wiederaufgebaute Infrastruktur, Kriegsruinen, schimmelige Wohnungen, scharfe Grenzen und ein komplett korruptes System. Torkler führt seinen Lesern gnadenlos vor Augen, was für ein großer Zufall es ist, in welche Verhältnisse man geboren wird und dass es gar nicht so viele historische Fehlentscheidungen braucht, um ein Land im Chaos versinken zu lassen. Dass die vage Hoffnung auf eine bessere Zukunft reichen kann, um alles hinter sich zu lassen, wird äußerst nachvollziehbar illustriert. Genau wie das Fluchtthema: Hier soll es in umgekehrter Richtung übers Mittelmeer gehen – doch schon der Weg zur Küste ist eine grausame Odyssee, die ihre Opfer fordert.

„Der Platz an der Sonne“ hat mich stellenweise kalt erwischt und ziemlich deprimiert. Torkler schildert schonungslos, wie das Leben in einem gänzlich anderen Deutschland aussehen könnte. Keine Feelgood-Lektüre, sondern ein harter Perspektivwechsel, der sich absolut lohnt. Man kann seine Komfortzone auch lesend verlassen – und weil Torkler einen auf jeder einzelnen Seite dazu zwingt, bereichert dieses Buch mindestens so sehr, wie es verstört.

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Cover des Buches Der Platz an der Sonne (ISBN: 9783608962901)
HimmelHochs avatar

Rezension zu "Der Platz an der Sonne" von Christian Torkler

Das Buch zur Lage der Nationen, das Buch der Stunde.
HimmelHochvor 4 Jahren

*Der Platz an der Sonne* von Christian Torkler

Das Buch zur Lage der Nationen, das Buch der Stunde.

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8. Mai 1945 / Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa

24. Juni 1948 / Beginn der Blockade West-Berlins durch die Sowjetunion. Amerikanische "Rosinenbomber" versorgen die eingeschlossenen Westberliner mit Care-Paketen. Die sowjetische Seite versucht wiederholt diese Versorgungsflüge zu blockieren. 

18. Oktober 1948 / Ein sowjetisches Kampfflugzeug eröffnet das Feuer auf einen *Rosinenbomber* und wird daraufhin von dem amerikanischen Begleitschutz abgeschossen. Um eine weitere Eskalation zu vermeiden, brechen die Amerikaner den Einsatz ab.

....soweit die historisch realen Fakten.
Was wäre passiert, wenn die Situation eskaliert wäre...

1948-1961 / Drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges bricht der Dritte Krieg aus und Europa versinkt endgültig in Schutt und Asche. Wiederaufbau, Demokratie, Neuanfang, Wirtschaftswunder (Internet???). Fehlanzeige. Dafür Korruption, Elend, Vetternwirtschaft, bürgerkriegsähnliche Zustände.

Josua Brenner wächst in der Neuen Preußischen Republik, im "Nachkriegs"Berlin der 1980ger Jahre auf. Kohleklau, Stromausfall, miserabelste medizinische Versorgung und Suppenküche prägen seine Jugend. Aber er ist ein unverbesserlicher Optimist - es muss doch zu schaffen sein, das schöne Leben. Er will das Elend und die Knüppel, die ihm immer wieder zwischen die Beine fliegen, einfach nicht akzeptieren.
Doch irgendwann gibt auch er auf, der Gedanke an Flucht wird real und er macht sich auf in das gelobte Land, das Land in dem Milch und Honig fliessen, das Land in dem alles gut werden kann, das Land der Träume aller Europäer: das reiche Afrika. Der Platz an der Sonne.

Josuas Flucht durch den total maroden, kaputten europäischen Kontinent, seine Hoffnungen und Ängste, seine Weggefährten, und schließlich seine "Ankunft" hinterlassen einen so nachhaltigen Eindruck, dass man sich kaum des Gedankens erwehren kann: Es hätte auch anders kommen können, ich bin zufällig im richtigen oder falschen Land geboren, ein Wimpernschlag der Geschichte....dann wären die Verhältnisse umgekehrt.....
Wo wir geboren werden, entscheidet über unseren Platz in der Welt.
Denken wir darüber einmal nach! 
Lesen Sie das Buch, geben Sie es ihren jugendlichen Kindern, nehmen Sie es als Klassenlektüre!


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Gespräche aus der Community

"Hier ist der Preußische Rundfunk, wir unterbrechen das laufende Programm für eine Sondersendung"

Stellt euch eine Welt vor, in der die Flüchtlinge aus einem Land namens Neue Preußische Republik kommen und deren ersehntes Ziel Afrika ist. Für seinen Debütroman "Der Platz an der Sonne" wählte Christian Torkler ein ganz besonderes Szenario. Aber wie unwahrscheinlich ist dieses Gedankenspiel wirklich? Begleitet Josua Brenner auf ein Abenteuer in einem Deutschland, welches ihr so nicht kennt ...

"Der Platz an der Sonne" ist unser siebter Titel im LovelyBooks Literatursalon!

Wenn ihr zusammen mit Josua die Neue Preußische Republik entdecken wollt, dürft ihr diese Leserunde auf keinen Fall verpassen.

In unserem LovelyBooks Literatursalon erwarten euch weitere literarische Neuerscheinungen und spannende Spezialaufgaben!

Zur Handlung
Berlin, 1978: Die Hauptstadt der Neuen Preußischen Republik liegt in Trümmern, die Kinder klauen Kohlen und in der Politik geben sich die Halunken die Klinke in die Hand. In dieser Welt entfaltet sich die faszinierende Lebensgeschichte von Josua Brenner – ein wagemutiger Tausendsassa, der sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Doch als ihn die Ereignisse überrollen, wird der Gedanke an eine Flucht ins reiche Afrika plötzlich real.
Josua Brenner kennt sich aus im Leben der kleinen Leute. Im zerbombten Berlin fährt er Suppe aus, schachert auf dem Schwarzmarkt und holt sich Ratschläge fürs Leben bei Opa Lampbrecht. Eine Zeitlang scheint er die Nase vorn zu haben. Die Umstände sind ihm gewogen, seiner kleinen Familie geht es prächtig und auch die Geschäfte laufen gut. Die Strippenzieher in der
Neuen Preußischen Republik versuchen zwar, ihm das Leben schwerzumachen, doch so leicht gibt Josua Brenner nicht auf. Ihn treibt ein unbezwingbarer Wille zum Glück, egal wie oft ihm der Teufel ins Handwerk pfuscht. Erst als es für ihn so richtig knüppeldick kommt, bricht er auf in Richtung Süden. Wie all die anderen vor ihm hat er vor allem ein Ziel: ein besseres Leben in einer besseren Welt. Wunderbar leichtfüßig erzählt Christian Torkler von einem modernen Helden, der sein Schicksal herausfordert und sich niemals geschlagen gibt.

Zum Autor
Christian Torkler, geboren 1971 in Greifswald, wuchs im Pfarrhaus auf. Das und die unerschöpflichen Erzählungen der ostpreußischen Verwandten haben ihn früh geprägt. Er hat in Berlin Theologie, Philosophie und Kulturwissenschaften studiert. Von 2002 bis 2009 hat er in Dar es Salaam, Tansania, gelebt und von dort aus den Kontinent bereist. Seit einigen Jahren lebt und schreibt er in Berlin und Phnom Penh, Kambodscha. "Der Platz an der Sonne" ist sein erster Roman.

Möchtet ihr mehr über "Der Platz an der Sonne" erfahren?
Zusammen mit Klett-Cotta verlosen wir 30 Exemplare von diesem spannenden Roman unter allen, die Lust haben, sich darüber im Rahmen einer Leserunde auszutauschen und im Anschluss eine Rezension zu schreiben.
Seid ihr dabei? Dann bewerbt euch * über den blauen "Jetzt bewerben"- Button bis zum 19.08. und antwortet auf folgende Frage:

In "Der Platz an der Sonne" wird ein außergewöhnliches Gedankenspiel beschrieben.
Realitätsferne Fantasie oder mögliche Zukunft? Wie könnte so eine Welt aus eurer Sicht entstehen?

Ich freue mich auf eure interessanten Beiträge.

Viel Glück bei der Verlosung!

Ihr seid noch kein Literatursalon -Mitglied? Ihr könnt jederzeit eintreten. Alle Infos dazu findet ihr hier und in unserer Literatursalon-Plauderecke.

* Bitte beachtet vor eurer Bewerbung unsere Richtlinien für Buchverlosungen und Leserunden.
1.434 BeiträgeVerlosung beendet
littlesparrows avatar
Letzter Beitrag von  littlesparrowvor 5 Jahren
Ich habe die Lektüre dieses Buches sehr genossen. Herzlichen Dank für die Geduld, und dass ich dabei sein durfte. https://www.lovelybooks.de/autor/Christian-Torkler/Der-Platz-an-der-Sonne-1553390414-w/rezension/1937851712/

Zusätzliche Informationen

Christian Torkler im Netz:

Community-Statistik

in 119 Bibliotheken

auf 27 Merkzettel

von 2 Leser*innen aktuell gelesen

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