Christa Wolf

 3,7 Sterne bei 910 Bewertungen
Autorin von Kassandra, Medea und weiteren Büchern.

Lebenslauf von Christa Wolf

Christa Wolf, geborene Ihlenfeld, ist eine mehrfach ausgezeichnete deutsche Schriftstellerin und wurde am 18. März 1929 in Landsberg an der Warthe geboren, was heute zu Polen gehört und unter dem Namen Gorzów Wielkopolski bekannt ist. Dort besuchte sie bis kurz vor dem Ende des zweiten Weltkrieges die Schule und begab sich dann mit ihrer Familie auf die Flucht vor den sowjetischen Truppen. Ihr Abitur beendete sie 1949 in Bad Frankenhausen und trat im selben Jahr als Mitglied in die SED ein, was bis zum Jahr 1989 währte. Sie studierte zudem Germanistik in Jena und Leipzig und heiratete den Schriftsteller Gerhard Wolf, mit dem sie zwei Töchter hatte. Sie arbeitete in den folgenden Jahren als Lektorin, Redakteurin und im deutschen Schriftstellerverband, von 1955 bis 1977 war sie zudem Mitglied im Vorstand des Schriftstellerverbandes der DDR. Ihr schriftstellerisches Debüt hatte sie 1961 mit dem Titel "Moskauer Novelle", seit 1962 arbeitet sie schließlich als freie Schriftstellerin. Ihren Wohnort wechselte sie 1962 in Richtung Berlin und wohnt dort seit 1976. Sie war außerdem Kandidatin des Zentralkomitees der SED (1963 - 1967) und ab 1974 Mitglied der Akademie der Künste der DDR, wurde 1984 sogar Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Paris, welches sie bereits 1972 besuchte. Später trat sie der Freien Akademie der Künste Hamburg bei. Für die Mitunterzeichnungen eines offenen Briefes zur Ausbürgerung Wolf Biermanns wurde sie von der SED gerügt und musste den Schriftstellerverband der DDR verlassen. Sie unternahm eine Menge Lesereisen durch die ganze Welt und erhielt sogar die Ehrendoktorwürde der Ohio State University. Ihre Werke wurden ebenfalls in viele Sprachen übersetzt. 1989 hielt sie die Rese "Sprache der Wende" auf dem Alexanderplatz in Berlin, glaubte allerdings nicht an eine Auflösung der DDR, sondern eher an eine Reformation unter neuer Führung. Sie lehnte auch den Begriff Wende ab, da sie sich von den Veränderungen in der DDR eine "Fortentwicklung des Sozialismus" wünschte, aber keine Wende hin zum Westen. 1990 wurde ihre Mitarbeit beim Ministerium für Staatssicherheit bekannt, welche von 1959 bis 1962 andauerte. Sie verfasste in dieser Zeit drei Berichte, welche ein positives Bild der betreffenden Personen zeichneten und von der Stasi als zu zurückhaltend beklagt wurden. Ferner wurde Christa Wolf anschließend selbst überwacht, was bis zum Zusammenschluss der DDR mit der Bundesrepublik andauerte. Dennoch wollte sie nie auswandern, da sie "von ihren Lesern in der DDR gebraucht würde", wie sie sagte. Trotzdem wurden im Zusammenhang mit ihrer Mitarbeit bei der Stasi heftige Diskussionen um ihre Person geführt, welche sie später als Hexenjagd bezeichnete. Dies führte dazu, dass sie sich aus dem öffentlichen Leben zurückzog und sogar krank wurde. 1993 veröffentlichte sie eigenhändig ihre komplette Akte als inoffizielle Mitarbeiterin bei der Stasi unter dem Titel "Akteneinsicht Christa Wolf". Es folgten noch viele weitere Werke in denen sie ihr Erleben der Wende und Nachwendezeit, ihre Treue zur sozialistischen Utopie oder den Schrecken des Kapitalismus für sich aufarbeitete. Ihre Außenwirkung war stets kontrovers und viele ihrer Werke stark diskutiert, dennoch gilt sie als eine der wichtigsten deutschen Schriftstellerinnen der Gegenwart.

Alle Bücher von Christa Wolf

Cover des Buches Kassandra (ISBN: 9783518189214)

Kassandra

 (265)
Erschienen am 17.08.2011
Cover des Buches Medea (ISBN: 9783518189108)

Medea

 (137)
Erschienen am 18.02.2010
Cover des Buches Der geteilte Himmel (ISBN: 9783804418127)

Der geteilte Himmel

 (102)
Erschienen am 11.11.2009
Cover des Buches Kein Ort. Nirgends (ISBN: 9783518224793)

Kein Ort. Nirgends

 (63)
Erschienen am 10.03.2014
Cover des Buches Störfall (ISBN: 9783518797105)

Störfall

 (46)
Erschienen am 17.09.2012
Cover des Buches Nachdenken über Christa T. (ISBN: 9783518741504)

Nachdenken über Christa T.

 (40)
Erschienen am 17.09.2012
Cover des Buches Was bleibt (ISBN: 9783518733158)

Was bleibt

 (24)
Erschienen am 17.09.2012

Neue Rezensionen zu Christa Wolf

Cover des Buches Der geteilte Himmel (ISBN: 9783804418127)
B

Rezension zu "Der geteilte Himmel" von Christa Wolf

Ein langer Atem wird gebraucht
BM2GE21tbvor einem Monat

«Der geteilte Himmel» von Christa Wolf ist ein anspruchsvoller Liebesroman, der um die Charaktere Rita und Manfred handelt, die sich in der Zeit rund um den Mauerbau kennenlernten. Beim Lesen habe ich viel Ausdauer bewiesen, da zum Teil Situationen und Sätze sehr schmuckvoll und verstrickt geschrieben wurden. Ich musste gewisse Sätze mehrmals lesen, um sie zu verstehen. Man merkt, dass Christa Wolf möchte, dass die Leser*innen mitdenken. Es gab viele Sprünge der Zeitebenen im Jetzt und der Vergangenheit. Manchmal wurde ein halbes Jahr ausgelassen, sodass man gezwungen war, Teile der Geschichte selbst auszudenken. Dann wiederum sind einzelne Passagen zu detailreich beschrieben, welche für mich unwichtig waren. 

Ich mochte die Figuren, sie wurden liebevoll beschrieben, jedoch gab es viele Nebencharaktere, bei welchen mir der Bezug zur Geschichte gefehlt hatte. Geschichtlich konnte ich viel über die DDR und Westdeutschland lernen. Man kann sich bildlich gut vorstellen, wie schlimm es für die Liebespaare und die Familien in dieser Zeit sein musste. R.Sch.

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Cover des Buches Kindheitsmuster (ISBN: 9783518741405)
Sandra1975s avatar

Rezension zu "Kindheitsmuster" von Christa Wolf

Kein Tatsachenbericht, keine Vergangenheitsbewältigung
Sandra1975vor einem Jahr

Anhand der fiktiven Protagonistin Nelly rekapituliert "Kindheitsmuster" die Nazi-Vergangenheit und reflektiert das Aufwachsen in einer von Heldenfiguren, Indoktrinierung und Feindbildern geprägten Zeit. 

Geschildert wird eine Reise der erwachsenen Erzählstimme zu den Orten ihrer Kindheit. Dennoch handelt es sich in diesem über 600 Seiten langen Buch weder um einen blossen Tatsachenbericht noch um ein Wiederaufleben-Lassen von Kindheitserinnerungen. Vielmehr geht es um eine Reflexion über die Voraussetzungen des Erinnerns selbst sowie darüber, nach welchen Kriterien nun die eigene Geschichte erzählt werden kann und erzählt werden soll. 

Mich hat diese Metaebene sehr beeindruckt, etwa wenn die Erzählerin den Unterschied zwischen Erinnern und Erzählen erläutert: Erinnerungen mögen in den komplexen Windungen unseres Gehirns gespeichert sein und darin willkürlich freigesetzt werden. Dieses Erinnern, so die Erzählerin, erfordere keinen Erzähler; Erinnerungen kommen und gehen. Das Erzählen hingegen ist vielmehr die Gestaltung des im Titel erwähnten "Musters", auf dessen Suche sich Nelly in diesem Buch begibt. Der Plot der Geschichte ist letztlich zweitrangig; welche Gestalt man der Geschichte verleihen soll - das ist die entscheidende Frage, die die Erzählerin umtreibt und der dieses vielschichtige Werk gewidmet ist. "Kindheitsmuster" ist insofern ein Buch über das Erzählen; ein metafiktionales bzw. metasprachliches Werk. 

Ich habe dieses Buch mit grossem Interesse gelesen und möchte es wärmstens weiterempfehlen.

Kommentare: 2
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Cover des Buches Monsieur – wir finden uns wieder (ISBN: 9783351039585)
yellowdogs avatar

Rezension zu "Monsieur – wir finden uns wieder" von Angela Drescher

2 Persönlichkeiten: Christa Wolf – Franz Führmann
yellowdogvor einem Jahr

Dieser interessante Briefwechsel zwischen den DDR-Schriftstellergrößen Christa Wolf und Franz Führmann ging von 1968 bis zu Führmanns Tod 1984.

Dabei sind die Briefe nicht besonders literarisch verfasst. Insbesondere Christa Wolfs Briefe sind etwas bieder, als würde einen Tante Christa einen Brief schreiben. Einige Briefe wirken banal und überwiegend humorbefreit.

Bei ihren Romanen funktionierte ihr sachlicher Erzählton besser.

Führmanns Briefe sind emotionaler, er traut sich auch mal eine kleine Spitze gegen Christa auszusprechen.


Aber lesenswert wird es immer, wenn es um das zeitgeschichtliches geht. Zum Beispiel sind zwischendurch auch Briefe an Obrigkeiten der Diktatur gerichtet, Honecker oder Konrad Wolf

Da beklagen Wolf und Führmann den Umgang mit Schriftstellern und setzen sich z.B. für junge Schriftsteller ein, die verhaftet wurden.

Aber auch bei den privaten Briefen spürt man besonders bei Franz Führmann die Verbitterung und Verzweiflung über den Zustand im DDR-Literaturbetrieb. Manchmal scheint er zu resignieren. Den Bruch mit dem System haben beide aber nie in Betracht gezogen, im Gegensatz zu vielen anderen Schriftstellern, die das Land Richtung Westen verlassen hatten.


Abgerundet wird der Briefwechsel mit einem umfangreichen Anhang mit Anmerkungen und Reden und einem Nachwort von Christa Wolf.

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Gespräche aus der Community

Liebe Klassiker-Freunde, willkommen zur Oktoberrunde der Gruppe "Wir lesen Klassiker der Weltliteratur - Monat für Monat".

Beginn der Leserunde ist am 1. Oktober 2014, wobei späteres Einsteigen immer möglich ist :)

Wikipedia sagt:
"Nach Aussage der Autorin entstand die Idee zu Kassandra eher zufällig. Als eine der wenigen Autorinnen der DDR hatte Wolf die Möglichkeit, ins westliche Ausland – genauer: nach Griechenland – zu reisen. Sie verpasste aber ihren Flug nach Athen und musste in Berlin übernachten. In Ermangelung anderer Literatur begann sie, die Orestie von Aischylos zu lesen. Fasziniert von der Person der Kassandra begann sie Forschungen über sie und das alte Griechenland anzustellen.

Die Entstehung der Figur Kassandra und der Erzählung beschrieb Wolf in vier Vorlesungen 1982 im Rahmen der Frankfurter Poetik-Vorlesungen. In der Bundesrepublik erschienen diese zeitgleich mit der Erzählung in einem eigenen Band. Die im Aufbau-Verlag erschienene DDR-Ausgabe enthielt Vorlesungen und Erzählung in einem Band. Die Vorlesungen waren darin zensiert. Es gab an einigen Stellen Auslassungen, die auf Intervention Wolfs durch Auslassungspunkte [...] kenntlich gemacht wurden."


Wie immer meine zwei Bitten:

1. Beiträge in Leseabschnitten immer mit Spoiler-Haken versehen, schließlich will keiner schon vorher wissen, wer der Mörder ist ;)

2. Schreibt Eure Beiträge in die bestehenden Kategorien, es macht Leserunden unübersichtlich, wenn Texte nur unter "Alle Beiträge" stehen. Bitte auf das angehängte Foto schauen!
71 Beiträge
Letzter Beitrag von  Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren

Zusätzliche Informationen

Christa Wolf wurde am 17. März 1929 in Landsberg an der Warthe (jetzt Gorzów Wielkopolski - Polen) (Deutschland) geboren.

Community-Statistik

in 1.180 Bibliotheken

auf 43 Merkzettel

von 15 Leser*innen aktuell gelesen

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