Rezension zu "Alle Vögel unter dem Himmel" von Charlie Jane Anders
SPOILER SPOILER SPOILER
Dieses Buch war einzigartig, lustig und komisch. Vor allem die erste Hälfte, als Patricia und Laurence noch Kinder sind, hat es mir angetan. Ich mochte, wie es geschrieben war und all die bizarren Dinge, die sie erlebt haben. Patricia hat zu scharf gegessen und macht eine Astralreise und Laurence entwickelt eine künstliche Intelligenz in seinem Kleiderschrank. Und trotz (oder gerade wegen) ihrer unterschiedlichen Interessen, Natur und Maschinen, freunden sich die beiden an. Ich war sehr neugierig, wo diese Geschichte mich hinführen würde. Doch leider konnte die zweite Hälfte, nachdem sie sich wieder treffen, mich nicht wirklich überzeugen. Sie machen plötzlich wieder viel miteinander und dann ist wieder Kontaktabbruch, und das fand ich irgendwie nervig zu lesen, auch weil sie öfter einfach nur schlecht kommunizieren. Und ja, ich verstehe, dass sie ihre eigenen Verpflichtungen hatten (Wurmlochmachine und Auflösung), aber wenn sie einfach kurz miteinander geredet hätten, hätten sie gesehen, dass beide Seiten eigentlich das gleiche planen und, dass beides nicht ganz optimal ist. Irgendwann habe ich auch nicht mehr so wirklich gecheckt, was abgeht: Patricia zerstört die Maschine, dann reden sie monatelang nicht miteinander, dann versöhnen sie sich, dann sterben alle Hexen bei einem Rachefeldzug der Wissenschaftler*innen und Patricia findet mit Laurence den Baum wieder. Die zwei Intelligenzen (der Baum und die KI, die Laurence in seinem Schrank erfunden hat) vereinen sich und das wars dann? Der letzte Satz ist: "Dann nahm Laurence Patricia an die Hand, und sie führten einander hinaus in die nagelneue Stadt." Aber warum ist die Stadt jetzt neu, was genau hat sich verändert? Hat der Baum irgendeine Magie gewirkt? Wenn hier jemand die Antwort weiß, schreibt sie mir gerne, denn vielleicht habe ich auch nicht genau genug gelesen, aber für mich war dieser Sprung irgendwie nicht logisch.
Alles in allem hat mir das Buch schon gefallen, den Humor mochte ich auf jeden Fall (zum Beispiel als Patricia die vierte Wand bricht und sagt, sie versucht jetzt kurz vor dem Ende nochmal alle losen Enden zu verknüpfen (S. 340)). Doch leider war die zweite Hälfte des Buchs oft verwirrend und die Charaktere hatten für meinen Geschmack zu wenig Entwicklung und zu viele Probleme, die durch eine Konversation gelöst werden hätten können. Doch eines muss man "Alle Vögel unter dem Himmel" lassen: es ist einzigartig und lustig und ziemlich wild.
3/5