Catherine Belton

 4,4 Sterne bei 17 Bewertungen

Lebenslauf von Catherine Belton

CATHERINE BELTON berichtete von 2007 bis 2013 für die Financial Times aus Moskau und arbeitet heute für die Nachrichtenagentur Reuters. Ihr 2020 erschienenes Buch »Putins Netz« (OA: »Putin's People«) wurde von The Economist, der Financial Times, The New Statesman und The Telegraph zum Buch des Jahres gekürt. Catherine Belton lebt in London.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Putins Netz – Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste (ISBN: 9783365003244)

Putins Netz – Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste

 (17)
Erscheint am 25.07.2023 als Taschenbuch bei HarperCollins Taschenbuch.

Neue Rezensionen zu Catherine Belton

Cover des Buches Putins Netz – Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste (ISBN: 9783749903283)
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Rezension zu "Putins Netz – Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste" von Catherine Belton

Hervorragend recherchiertes Sachbuch zu Putins System und dem Netz, das dahinter steht
Schnickvor 3 Monaten

"Putins Netz" liest sich wie ein Krimi und ich musste mich während der Lektüre immer wieder daran erinnern, dass Catherine Belton leider nicht Erdachtes zu Papier gebracht hat, sondern Reales. Das Ergebnis ist erschreckend.

Catherine Belton beschreibt das System Putin, seinen Werdegang, seine Einflüsse und eben "das Netz", in dem er sich befindet. Sie hat offensichtlich akribisch und über Jahre hinweg recherchiert. Das Ergebnis der Recherchen, mit zahlreichen Belegen im Anhang versehen, kann man nun am Stück nachlesen.

Und was man da liest, ist in der Tat erschreckend. Einiges war mir bereits bekannt, das Ausmaß des Systems Putin, die Kriminalität, die damit einhergeht, die sind mir allerdings neu gewesen. 

Was mir an Betons Buch besonders gefallen hat, ist, dass sie nicht nur das System Putin beschreibt, sondern auch das Versagen des Westens thematisiert. Warum hat der Westen so lange weggeschaut? Auch das wird - wenn auch nicht so ausführlich wie der Rest (natürlich) - eindrücklich ausgearbeitet. 

Ebenfalls hat mir gut gefallen, dass Belton Passagen, in denen sie oder ihre Interviewpartner Mutmaßungen anstellen, auch als solche präsentiert werden und nicht als Fakten. Da sie aber vor allem Fakten präsentiert, sind Mutmaßungen eher die Ausnahme, auch das spricht für das Buch. 

Alles in allem ist Putins Netz ein herausragendes Buch, das akribisch recherchiert ist und so geschrieben ist, dass ich es kaum beiseite legen konnte. 

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Cover des Buches Putins Netz – Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste (ISBN: 9783749903283)
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Rezension zu "Putins Netz – Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste" von Catherine Belton

Wie Putin und der KGB sich Russland unter den Nagel rissen
SiColliervor 9 Monaten

Statt dass Russland sich an das auf Regeln basierende System des Westens anpasste, wurde dieser langsam korrumpiert. Es war, als wäre ihm ein Virus gespritzt worden. (Seite 426)


Meine Meinung

„Denn natürlich ging Putins Aufstieg zur Macht mit einer Eroberung des Kreml durch den KGB einher. Im Grund verschmolzen die beiden Institutionen miteinander.“ (S. 243) So könnte man den Inhalt dieses Buches auch zusammenfassen, man muß nur noch die Verbindungen Putins wie des KGB zur organisierten Kriminalität hinzufügen und bekommt eine gute Vorstellung davon, wer oder was Russland heute regiert. Und nach welchen „Gesetzen“. Wobei diese ganz einfach sind: gut ist, was Putin und seiner Clique nützt, Macht und vor allem Geld bringt. Koste es, was es wolle, selbst wenn es Menschenleben sind. An irgendwelche Regeln (außer der genannten) hält man sich im Zweifel nicht, selbst wenn man die Einhaltung zugesagt hat.

Es ist starker Tobak, was die Autorin da auf rund sechshundert Seiten (die restlichen sind Quellennachweise) ausführlich beschreibt. Ich mußte immer wieder eine Pause einlegen, weil es stellenweise nahezu unerträglich war, was ich lesen mußte - und wie naiv man von westlicher Seite mit den Gegebenheiten und Entwicklungen umging, wie man Dinge, die nicht ins eigene Konzept paßten, ausblendete. Und so mit voller Kraft an der Situation, wie wir sie heute vorfinden, mitarbeitete. Wer kommt denn auch auf die Idee, daß jemand sich nicht an international vereinbarte Regeln hält, nicht das Interesse seines Landes und seiner Menschen als Zweck seines Handelns betrachtet oder gar - ganz wörtlich zu verstehen! - zum Erreichen seiner Ziele über Leichen geht (vgl. z. B. auch S. 196)?! 

Zur Frage, ob wir es hätten wissen können (daß Putin einen Angriffskrieg gegen die Ukraine vom Zaun brechen wird) schrieb ich in meiner Rezi zu Karl Schlögels „Entscheidung in Kiew“: „(...) leider ist diese Einschätzung zutreffend, was die „Blindheit“ des Westens und vor allem großer Teile der deutschen Politik in um so schlechterem Licht erscheinen und einen an der eigenen Urteilsfähigkeit bis zu einem gewissen Grade zweifeln läßt.“ Wenn man dieses Buch hier liest, wird man in Bezug auf Putin zum selben Ergebnis kommen müssen. Wenn „wir“ es hätten wissen wollen, wie Putin tickt, hätten wir es wissen können (oder sogar müssen). Man muß halt, will man die Wirklichkeit sehen, wie sie ist, Vorurteile und Erwartungen ausblenden, Scheuklappen absetzen und schonungslos die Realität akzeptieren. Aber das wird auf Dauer unbequem. Vor allem, wenn man dadurch sein eigenes Denken und Handeln infrage stellen müßte...

Ein Nachteil des Buches (den man aber auch als Vorteil bezeichnen könnte) ist die ungeheure Fülle von Namen, die darin vorkommen. Ich frage mich, wie die Autorin dieses Geflecht von Hunderten oder gar Tausenden von Beteiligten so durchschauen konnte, daß sie es dermaßen akribisch beschreiben kann. Ich habe, offen gesagt, irgendwann den Überblick verloren und die Namen einfach akzeptiert. Einer ist mir aber schon auf Seite 91 das erste Mal aufgefallen: Donald Trump. Dem und seinen oft zweifelhaften Geschäften mit noch zweifelhafteren Gestalten ist gegen Ende des Buches ein ganzes Kapitel gewidmet. Daß der von den Russen offensichtlich korrumpierte Trump Präsident der USA werden konnte und immer noch in vorderster Reihe mitmischt, zeigt überdeutlich, wie tief die amerikanische Demokratie gesunken ist - oder genauer, wie gefährdet sie ist. Warum sonst hätte Putins Sprecher Dmitri Peskow sagen können: „Putin und Trump verfolgen dieselben politischen Ziele, und das ist unglaublich. Es ist phänomenal, wie nah die beiden einander sind, was ihre konzeptionellen Ansätze bei der Außenpolitik angeht.“ (S. 573, dort zitiert nach Reuters, 10. November 2016).

Durchgängig durch das ganze Buch - von Zeiten der UdSSR an bis heute - taucht immer wieder auf, daß man (oft auf Schmuggelwegen) Waren vom Westen nach Russland holen mußte, weil nur so die eigene Wirtschaft am Laufen zu halten war (bzw. militärische Ziele erreicht werden konnten), andererseits aber alle (Kommunisten, Oligarchen...) Milliarden und Abermilliarden an Rubeln stets in den Westen verschoben haben, weil sie im eigenen Land nichts damit anfangen konnten bzw. können. Zu Ende gedacht: wenn Putin und der KGB sein Ziel der „Russifizierung“ Europas (und der Welt) erreicht haben, wo wollen sie die benötigten Güter her bekommen, die man selbst nicht herstellen kann, wo wollen sie ihr gestohlenes Geld anlegen, wenn es den „Westen“ nicht mehr gibt“ und es im eigenen Bereich eigentlich nicht lohnend ist?

Am Ende des Buches ist mir bei durchaus schwirrendem Kopf bewußt geworden, daß „wir“ im Westen mit unserer Lebensart keine Überlebenschance gegenüber den erstarkenden Autokratien und Diktaturen haben, wenn wir nicht sehr schnell sehr nachhaltig für unser System und unsere Werte auf jede erdenkliche Weise eintreten und unsere Feinde (ich gebrauche diesen Begriff an dieser Stelle sehr bewußt und denke hier im Stillen auch mit an China, das sehr viel subtiler als das grobschlächtige Russland vorgeht) mit aller Konsequenz Angriffe jeglicher Art abwehren. Wollen wir als „freier Westen“ überleben, müssen wir uns auch endlich von dem Denken „es ist nur Geschäft“, dem Stieren auf große Märkte und noch größere Gewinne, verabschieden, und politischem wie wirtschaftlichem Denken und Handeln ethische Grundsätze zugrunde legen. Das kann dann bedeuten, manches Geschäft nicht zu machen oder manchen Markt aufzugeben. Aber wenn dies der Preis der Freiheit, der Preis für unseren westlichen Lebensstil ist: sollten wir nicht bereit sein, ihn zu bezahlen? 

 

Mein Fazit

Mit akribischer Genauigkeit deckt die Autorin die Übernahme Russlands durch Putin, den KGB und die organisierte Kriminalität auf. Dabei werden die Gefahren für unseren westlichen Lebensstil mehr als überdeutlich. Unbedingt lesenswert - ein absolutes Muß für den, der die Hintergründe der aktuellen politischen Entwicklungen verstehen will.

 

Kommentare: 3
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Der Autorin Catherine Belton dieses Werks gelingt es, Zusammenhänge und Entwicklungen in der jüngeren sowjetischen und russischen Geschichte darzulegen, immer mit dem Fokus auf Putin. Begonnen mit seinem Einsatz als KGB-Agent in der ehemaligen DDR zeigt Belton Putins weiteren Werdegang auf. Jelzins Ende und Putins Übernahme des Präsidentenamts ist, wie die Autorin darlegt, langfristig vorbereitet worden und vom "innersten Zirkel" gelenkt worden. Belton erklärt, wie die Machtverhältnisse sich unter Präsident Putin verändert haben und welche Einflüsse auf den Westen ausgeübt wurden. Ein brisantes, hoch aktuelles Buch mit vielen spannenden, sehr gut recherchierten Informationen.

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