Byeong-mo Gu

 3,9 Sterne bei 83 Bewertungen
Autor*in von Frau mit Messer.

Lebenslauf

Die südkoreanische Autorin Gu Byeong-mo wurde 1976 geboren. 2009 bekam sie den Changbi-Preis für Jugendliteratur. 2015 wurde sie für ihre erste Sammlung literarischer Erzählungen mit dem Today's Writer Award ausgezeichnet.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Byeong-mo Gu

Cover des Buches Frau mit Messer (ISBN: 9783550201509)

Frau mit Messer

 (83)
Erschienen am 19.10.2022

Neue Rezensionen zu Byeong-mo Gu

Cover des Buches Frau mit Messer (ISBN: 9783550201509)
RiesenradFahrens avatar

Rezension zu "Frau mit Messer" von Byeong-mo Gu

Frau mit Messer und Pistole und Gift
RiesenradFahrenvor einem Monat

Ich habe zu diesem Buch gegriffen, weil ich bisher keine südkoreanische Schriftstellerin kannte. Und weil Gu Byeong-Mo eine neue Geschichte erzählt, nämlich die einer Auftragsmörderin, die das Rentenalter erreicht hat. Ihren Job nennt sie "Schädlingsbekämpfung" und die echten Namen ihrer Kolleginnen und Kollegen kennt sie nicht. Auch ist sie nur als Hornclaw bekannt. Jedoch ist sie (gerade für diesen Job) alt geworden, sie ist nicht mehr so schnell, stark und wendig. Und - das ist das Schlimmste - sie wird weich und hat Mitgefühl.

Hinzukommt dass ein neuer Schädlingsbekämpfer in der Firma ist, der einen persönlichen Groll gegen sie hegt und sie zerstören will. Als Leserin ist man jedoch auf ihrer Seite, da wir sie als altersmilde Frau und nicht als perfekte Killermaschine kennenlernen. Die Gegenwart wird durch Rückblicke aufgebrochen, die erzählen, wie sie in diesem Job gelandet ist und man erfährt auch ein wenig über die koreanische Geschichte (der Koreakrieg und die Rolle der USA).

Mir hat die Geschichte gut gefallen, das Setting, die andere Kultur, die Idee einer alternden Killerin. 

Für mich ist es kein Buch zum Eintauchen, aber eins um mal wieder über den eigenen Bücher(bzw. Teller-)rand zu schauen. 

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Cover des Buches Frau mit Messer (ISBN: 9783550201509)
mapefues avatar

Rezension zu "Frau mit Messer" von Byeong-mo Gu

disease control
mapefuevor 6 Monaten

Hornclaw – Hornklaue, die FRAU MIT MESSER ist Mitte sechzig, erschöpft, müde ihres Lebens, ihr Körpers lässt sie langsam im Stich, und ihr Beruf, den sie seit fünfundvierzig Jahren ausübt setzt ihr zunehmend zu. Als Gründungsmitglied in der Schädlingsbekämpfung („disease control“ im englischen Original), tätig, beseitigte sie Insekten und Ungeziefer, die jedoch auf zwei Beinen standen, mit ihren zur Legende gewordenen Messerstichen.

Soll ich jetzt die Moralkeule herausholen und sie als Killerin diskreditieren, oder mich mit der Analyse eines Unternehmens beschäftigen, oder noch weiter gehen und mich über die Koreanische Gesellschaft echauffieren, die älteren weiblichen Berufstätigen nicht den nötigen Respekt zollt.

Noch eine andere Erkenntnis bietet die Lektüre: Frauen werden in diesem Job chronisch unterschätzt! Na dann liebe Koreanerinnen, wehrt euch.

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Cover des Buches Frau mit Messer (ISBN: 9783550201509)
SalanderLisbeths avatar

Rezension zu "Frau mit Messer" von Byeong-mo Gu

Die Oma muss weg
SalanderLisbethvor 6 Monaten

Das Thema des dienstmüden, ausgebrannten Profikillers, der noch einen allerletzten Auftrag erledigen muss, ist nicht grade neu und wurde schon häufig in Kriminalromanen- und Filmen verarbeitet. Doch Gu Beyong-Mo kann dieser Ausgangslage noch eine ganz neue und frische Facette abgewinnen. Ihre Heldin mit dem Decknamen Hornclaw ist eine Frau und mit ihren 65 Jahren kurz vor dem Rentenalter.


Altwerden ist nichts für Feiglinge


Seit 40 Jahren tötet Hornclaw professionell im Auftrag einer Firma für „Schädlingsbekämpfung“. Die Kunden kommen aus Wirtschaft oder Politik und die mächtige Agentur ist für die Verwaltung und Vorbereitung der Auftragsmorde zuständig. In der Regel wissen die Killer nichts über die Hintergründe. Hornclaw fühlt sich für den Job noch fit genug, aber natürlich ist sie nicht mehr so gelenkig und schnell wie in jungen Jahren. Mit zunehmendem Alter spürt sie den Abbau der Kräfte und auch das Gedächtnis lässt sie ab und an mal im Stich. Vor allem entdeckt sie selbst Empathie und Mitgefühl an sich und ihr Blick auf die Menschen wird weicher.


So lernen wir sie auch gleich zu Beginn kennen. Als in der U-Bahn eine schwangere Frau von einem älteren Mann belästigt wird und dieser beim Aussteigen tot zusammenbricht, hat niemand die unscheinbare, ältere Dame in Verdacht. Mit ihrem Filzhut über dem grauen Haar fliegt sie unter dem Radar, auch weil sie sich so normal verhält, wie die Gesellschaft es von ihr erwartet.



Aber im Grunde ist es egal, wie man als älterer Mensch ist, die Leute wollen nicht über einen nachdenken. (Auszug Seite 6)

Sie hat keine Freunde oder auch nur Bekannte und lebt sehr zurückgezogen in einer kleinen Wohnung. Gesellschaft leistet ihr nur ihre alte Hündin Deadweight. Da sie nie weiß, ob sie den Job lebend übersteht, hat sie dem treuen Tier eine Tür eingebaut, damit es nicht verhungern muss, falls sie nicht mehr zurückkehrt. Ihr unauffälliges Aussehen nutzt sie, um nahe an ihre Opfer heranzukommen, um dann am liebsten mit ihrem scharfen Messer, an deren Spitze sich eine Zyankali-Verbindung befindet, für einen schnellen Tod ihrer Opfer zu sorgen.


Altersgrenze für Killer*innen


Vor einem Monat wurde sie bei ihrem letzten Mord durch eine minimale Nachlässigkeit schwer verletzt. Es gelingt ihr noch, die Zielperson zu erledigen und sich in jene Klinik zu schleppen, in der sie üblicherweise vom Arzt der Agentur, Dr. Choi untersucht wird. Doch dieser ist in der Nacht nicht da und so kümmert sich der diensthabende Arzt Dr. Kang um die bewusstlose Hornclaw. Dabei entdeckt er zwangsläufig ihre Messer, verspricht aber die Polizei nicht zu informieren. Eigentlich müsste Hornclaw ihn als Zeugen liquidieren, aber seit langer Zeit findet sie einen Menschen sympathisch. Auch mit der Familie des Arztes, die in der Nähe einen winzigen Marktstand haben, freundet sie sich an.
 Das macht sie verletzlich und sie bringt sich dadurch in Gefahr. Denn in der Agentur fühlt sie sich nur noch geduldet und nach 40 erfolgreichen Jahren scheint man nur auf einen Fehler von ihr zu warten. Wie einem Auslaufmodell, dem man nur noch einfache Jobs gibt, um ihr subtil deutlich zu machen, dass es Zeit wird, aus dem Geschäft auszusteigen. Doch wird man sie einfach gehen lassen? Mit ihrem enormen Firmenwissen stellte sie ein Risiko da, dass beseitigt werden müsste. Probleme bereitet ihr auch ein junger Kollege, Bullfight, der sie ständig provoziert und herablassend Oma nennt. Hornclaw kann sich sein enorm respektloses Benehmen nicht erklären. Der Leserin werden die Gründe für seinen Hass in Rückblenden erklärt und auch Hornclaws Werdegang zur eiskalten Killerin wird nach und nach präsentiert.


Meine Meinung


Diese Enthüllungen bringen den Leser intensiver in die Geschichte ein und erhöhen den Spannungsbogen. Trotzdem ist es kein actiongeladener Thriller, sondern eine unaufgeregte Geschichte, eine präzise Analyse der koreanischen Gesellschaft.


Dabei ist es dank der hohen literarischen Erzählweise und des feinen, aber sehr schwarzen Humors nie dröge oder deprimierend. Das liegt auch daran, dass sie den Job der Auftragskiller*in wie jeden anderen schildert. Von Anfang an mochte ich den pointierten Schreibstil sowie den scharfsinnigen Blick der südkoreanischen Autorin. In Form eines Thrillers klagt sie das kapitalistische Gesellschaftssystem an, greift gesellschaftliche Übel wie Altersdiskriminierung, festgefahrene Rollenbilder und das Verdrängen kleiner traditioneller Geschäfte durch große Supermarktketten auf. Missstände, die man ja auch in der westlichen Welt findet. Ihre Heldin ist ein Charakter, den die Gesellschaft für schwach hält, belastend und unwichtig. Byeong-mo Gus Blick auf ihre Figuren ist distanziert, aber wenn Hornclaw anfängt, über ihr Leben zu resümieren, wenn sie durch das Abnehmen ihrer körperlichen Fähigkeiten Schwäche zeigen darf, sind wir ihr sehr nah.


Das arrangiert Gu Byeong-Mo, eine in Südkorea preisgekrönte Autorin auf innovative und durchaus amüsante Art und Weise, wenngleich sie zum Schluss doch Zugeständnisse an das Thriller-Genre macht. Am Ende gibt es dann doch ganz klassisch einen actiongeladenen Showdown mit großer Gewaltentwicklung und vielen Toten.

Kommentare: 10
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