Rezension zu "Unschuldig verurteilt" von Burkhard Benecken
Unschuldige Bürger, die zu Unrecht verurteilt werden? Gibt es nicht? Leider doch. Doch worin liegen die Gründe für solche Fehlurteile und inwieweit ist das deutsche Strafrecht (und seine Umsetzung) verbesserungswürdig? Diesen Fragen geht das Buch nach und wirft dabei einen Blick auf alle beteiligten eines Strafprozesses.
Aus dem reichen Erfahrungsschatz der beiden Strafverteidiger lässt sich so manche Geschichte herausholen, die beweist, wie ein Unschuldiger bestraft werden konnte. Die beiden Autoren gliedern ihre Fälle – von denen so mancher erzählt wird – auf Grund der Menschen, die dafür verantwortlich sind, dass es zu Fehlurteilen kommt. So finden sich Beispiele zu Fehlern der Beschuldigten, zu den Zeugen, zu den Schöffen, den Staatsanwälten, den Richtern, den Sachverständigen und den Polizisten.
Ich kannte bereits das erste Buch der Beiden und war begeistert davon, wie flüssig es sich lesen ließ. Auch hier wurde ich in dieser Hinsicht nicht enttäuscht. Obwohl es sich um ein Sachbuch handelt und viele Informationen gegeben werden, ist es nie trocken zu lesen. Auch deshalb, weil der allgemeine Sachverhalt nur kurz angesprochen wird und dann gleich konkrete Beispiele erzählt werden. So lebt der Leser die unterschiedlichsten Situationen mit, in denen Unschuldige verdächtigt – und leider auch verurteilt wurden. Während manche Urteile schlicht ungerecht erscheinen, haben mir andere vor Augen geführt, dass es mit der Wahrheitsfindung nicht immer leicht ist. Zumindest in einigen Fällen war ich von der hier bezeugten Unschuld nicht unbedingt überzeugt.
Besonders in den Kapiteln, die sich mit anderen am Gericht beschäftigten Personengruppen auseinandergesetzt haben, konnte ich manchmal das Gefühl nicht abschütteln, dass das Buch und seine Ausführungen für den ein oder anderen Seitenhieb genutzt wurde. So ganz objektiv hielt ich manche der Ausführungen nicht. Nichtsdestotrotz fand ich die Lektüre insgesamt sehr interessant und besonders flüssig zu lesen – was bei einem Sachbuch keine Selbstverständlichkeit ist.