Brigitte Reimann

 4,3 Sterne bei 122 Bewertungen
Autor*in von Franziska Linkerhand, Ankunft im Alltag und weiteren Büchern.

Lebenslauf von Brigitte Reimann

Brigitte Reimann, geboren 1933 in Burg bei Magdeburg, war seit ihrer ersten Buchveröffentlichung freie Autorin. 1960 zog sie nach Hoyerswerda, 1968 nach Neubrandenburg. Nach langer Krankheit starb sie 1973 in Berlin. Veröffentlichungen: Ankunft im Alltag (1961), Die Geschwister (1963), Das grüne Licht der Steppen. Tagebuch einer Sibirienreise (1965), Franziska Linkerhand (1974). Außerdem die Briefwechsel mit Christa Wolf, Sei gegrüßt und lebe. Eine Freundschaft in Briefen 1964-1973 (1993), mit Hermann Henselmann, Mit Respekt und Vergnügen (1994), Aber wir schaffen es, verlaß Dich drauf. Briefe an eine Freundin im Westen (1995) und mit Irmgard Weinhofen, Grüß Amsterdam. Briefwechsel 1956-1973 (2003), sowie die Tagebücher Ich bedaure nichts (1997) und Alles schmeckt nach Abschied (1998). Aus dem Nachlaß: Das Mädchen auf der Lotosblume. Zwei unvollendete Romane (2003). Zuletzt erschienen Jede Sorte von Glück. Briefe an die Eltern (2008) und Post vom schwarzen Schaf. Geschwisterbriefe (2018).

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Franziska Linkerhand (ISBN: 9783746640402)

Franziska Linkerhand

 (37)
Neu erschienen am 14.02.2023 als Taschenbuch bei Aufbau TB.
Cover des Buches Ankunft im Alltag (ISBN: 9783746640419)

Ankunft im Alltag

 (22)
Neu erschienen am 14.02.2023 als Taschenbuch bei Aufbau TB.
Cover des Buches Ich bedaure nichts (ISBN: 9783351041861)

Ich bedaure nichts

Neu erschienen am 14.02.2023 als Gebundenes Buch bei Aufbau.

Alle Bücher von Brigitte Reimann

Cover des Buches Franziska Linkerhand (ISBN: 9783746640402)

Franziska Linkerhand

 (37)
Erschienen am 14.02.2023
Cover des Buches Ankunft im Alltag (ISBN: 9783746640419)

Ankunft im Alltag

 (22)
Erschienen am 14.02.2023
Cover des Buches Alles schmeckt nach Abschied (ISBN: 9783746615370)

Alles schmeckt nach Abschied

 (16)
Erschienen am 01.12.2000
Cover des Buches Ich bedaure nichts (ISBN: 9783746615363)

Ich bedaure nichts

 (15)
Erschienen am 01.08.2000
Cover des Buches Sei gegrüßt und lebe (ISBN: 9783351036362)

Sei gegrüßt und lebe

 (9)
Erschienen am 14.03.2016
Cover des Buches Aber wir schaffen es, verlaß Dich drauf! (ISBN: 9783746615318)

Aber wir schaffen es, verlaß Dich drauf!

 (3)
Erschienen am 01.01.1999
Cover des Buches Das grüne Licht der Steppen (ISBN: 9783746615349)

Das grüne Licht der Steppen

 (2)
Erschienen am 01.02.2000
Cover des Buches Mit Respekt und Vergnügen (ISBN: 9783746615394)

Mit Respekt und Vergnügen

 (2)
Erschienen am 01.03.2001

Neue Rezensionen zu Brigitte Reimann

Cover des Buches Ankunft im Alltag (ISBN: 9783746640419)
L

Rezension zu "Ankunft im Alltag" von Brigitte Reimann

Ein Zeitzeugnis der frühen Jahre der DDR
Lesewesenvor 17 Tagen

1961 erschien dieser Roman, der von drei Abiturienten erzählt, die vor ihrem Studium ein Jahr im Kombinat »Schwarze Pumpe« arbeiten. So unterschiedlich ihr Background ist, so verschieden sind auch ihre Beweggründe, dieses praktische Jahr zu absolvieren. Recha wuchs in einem Kinderheim auf, nachdem ihre jüdische Mutter von den Nazis hingerichtet wurde, ihren Vater kennt sie kaum. Curt »mit C« kommt aus einer wohlhabenden Familie, sein Vater ist oft abwesend, die Mutter möchte gern zur Oberschicht gehören, Geldsorgen kennt Curt nicht. Nikolaus’ Vater, ein alter Sozialdemokrat, besteht darauf, seinem Sohn all das zu ermöglichen, wozu er selbst keine Chance hatte. Letztlich sollen sich die drei aber ihre Hörner abstoßen, um das harte Arbeitsleben kennenzulernen. Sie begegnen sich am allerersten Tag an der Bushaltestelle, und beide Jungs verlieben in das »Mahagonimädchen« mit den »ägyptischen Augen«. Recha kann sich mit ihren 17 Jahren für keinen entscheiden, Nikolaus ist ihr zu schwerfällig, Curt zu selbstverliebt.
Ihre Bühne ist die „modernsten Brikettbude von ganz Europa“, ein Braunkohlewerk, das in nur vier Jahren aus dem Boden gestampft wurde. Der Arbeitsalltag ist hart, die Männer sind ruppig, derb aber echte Kumpels. Reimann schafft es, eine genaue Stimmung von der Riesenbaustelle zu schaffen. Ich spürte regelrecht den matschigen Boden, hörte die lauten Maschinen, aber spürte auch die Emotionen der Figuren. Die Autorin lässt uns hinter deren Fassade blicken, zeigt uns ihre Lebensumstände, ihren harten Job, ihren Willen, sich auch im Alter noch fortzubilden. Ihr Brigadeführer Hamann schafft es immer wieder, die Truppe zusammenzuhalten, Außenseiter zu integrieren, sie zu Sonderschichten zu motivieren. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass die DDR-Wirtschaft in den 60ern noch stark vom Westen abhängig war und Materialknappheit an der Tagesordnung war.

Thematisiert hinter der Liebesgeschichte, die typisch für das Alter reichlich verwirrt erscheint, ist aber der Aufbau des Sozialismus. Ich finde, das ist Reimann in allen Facetten gelungen, auch Kritik an vielen Stellen anzubringen, die man heute sicher anders bewertet als damals. Sicher war das Ziel, eine neue, junge Generation heranzuziehen, die sich für die Gemeinschaft einsetzt, ihr eigenes Streben unterordnet zum Wohl aller. Doch gerade an den einzelnen Figuren sieht man, dass die einen für mehr Prämien schuften und die anderen den Sinn der Gemeinschaft längst erkannt haben. Eine großartige Charakterstudie und ein brillantes Zeitzeugnis, das alle begeistern wird, die sich für die DDR-Geschichte interessieren.
Im Gegensatz zu »Die Geschwister«, das ja ein Highlight für mich war, habe ich hier ein paar Kritikpunkte. Reimann experimentiert hier mit der Perspektive, sie springt oft vom personalen zum allwissenden Erzähler, um die Hintergründe der Charaktere für den Leser sichtbar zu machen, was mich aber in keiner Weise gestört hat. Allerdings lässt sie die Figuren reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Das verdeutlicht natürlich die Herkunft und den oft rauen Umgang der Arbeiter untereinander, war aber mit der Zeit sehr ermüdend. Damit bleibt dieses Buch hinter ihren Tagebüchern und »Die Geschwister« etwas zurück.

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Cover des Buches Franziska Linkerhand (ISBN: 9783746628905)
KateRapps avatar

Rezension zu "Franziska Linkerhand" von Brigitte Reimann

Faszinierend detaillierte Beschreibung eines vergangenen Systems
KateRappvor 2 Jahren

Ich habe mich im Rahmen eines Lesekreises herangetraut an Brigitte Reimanns (1933 -1973) wohl bekanntesten Roman, den „DDR-Roman“, den unvollendeten, und fühle mich ziemlich hin- und hergerissen: Die Sprache liebe ich!

Es schien mir, als würde ich einen weiblichen etwas moderneren (aber nicht allzusehr) Thomas-Mann lesen, mit 10-Zeilen langen Schachtelsätzen und Abschweifungen, wo die Möglichkeit sich bietet. Tolle Bilder, Verknappung und Übermaß im Wechsel und dazu die Perspektivsprünge mitten im Absatz- sehr charmant formuliert, von schnoddrig bis gelehrt und dadurch umso unterhaltender. Was den auktorialen Erzähler (warum denke ich mir sofort einen Mann??) angeht, wird er auf Seite 83 ziemlich herablassend, übergriffig gar "...hier müssen wir Franziska das Wort entziehen" - wer ist WIR frage ich mich da und denke mir eine patriarchale Moralinstanz, eine Clique alte weißer Männer, oder gar eine Zensurbehörde, denn Zensur ist ja, was hier geschieht und damit eine brillant subtile Anspielung auf das DDR-Regime. Ganz abgesehen vom Verlauf der Geschichte, der Desillusionierung einer revolutionär denkenden Architektin, die nun Siedlungen von "Fernsehhöhlen" baut, worauf sie erst der neue Liebhaber bringen muss.

 

Es ist brutal gut geschrieben, das Buch, aber es bleibt immer nur eine Beschreibung. Ich habe bis zum Schluss keine wirkliche Entwicklung bei Franziska ausgemacht und sie auch nicht näher kennengelernt. Sie hält die Distanz aufrecht, nicht nur zu den Arbeiterinnen in ihrem Wohnhaus, auch zur Leserin. Und allmählich beschlich mich das Gefühl, festzustecken, es kostete mich Mühe, den Faden wieder aufzunehmen, denn eigentlich, so flüsterte ein resigniertes Teufelchen, passiert da doch nix und ist sie wirklich so interessant, diese Frau, die sich ein wenig melodramatisch und liebeskrank immer wieder an ihren geliebten Ben wendet? Ich befürchtete und wusste es doch schon, das Buch könnte ausgehen, wie das richtige Leben, nämlich im Sande verlaufen, ohne Schlusspunkt, und mir bliebe nur das Schulwissen, dass es diese DDR nicht mehr gibt und dass ich da also gerade ein sehr persönliches, subjektives, sehr weibliches Vermächtnis gelesen habe.

 

Und so kann ich das Buch als langwierige, wunderbar ausformulierte, atmosphärisch und pointiert gestaltete Lektüre nur wirklich ambitionierten Leserinnen empfehlen. Diese werden aber ihre wahre Freude daran haben.


Aufbau, 2000

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Cover des Buches Sei gegrüßt und lebe (ISBN: 9783351036362)
Salutcoris avatar

Rezension zu "Sei gegrüßt und lebe" von Angela Drescher

Sei gegrüßt und leben - Christa Wolf und Brigitte Reimann
Salutcorivor 7 Jahren

Man fühlt sich am Anfang wie ein Spion, der dieser sich entwickelnden Beziehung und später tiefen Freundschaft zusieht. Bald aber wechselt man die Perspektive und wird mit hineingerissen in die Gespräche, die leider viel zu früh ein Ende finden. Als besonders beeindruckend empfand ich wie auch große Dichterinnen um Worte ringen - vielmehr um die richtigen Worte, die es für viele Situationen nicht gibt. Der unaufhaltsame Kampf, dem sich sowohl Brigitte Reimann als auch Christa Wolf stellen müssen wird wunderbar einfühlsam dargelegt. Ich würde dieses Buch jedem empfehlen, der einer Freundschaft zwischen zwei starken Frauen beim Entstehen zusehen möchte und der sich nicht scheut auch die tiefe Depression zu erfahren, die am Ende droht. Man braucht einige Tage um darüber hinweg zu kommen, denn diese Zusammenstellung von Briefen und Tagebucheinträgen vermag es, dass man sich als Teil dieses Duos empfindet. Am Ende bleiben nur die wunderbaren Texte, die über die Trauer hinweghelfen.

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