Rezension zu "Hard Land" von Benedict Wells
Endlich habe ich meinen letzten noch verbliebenen Wells gelesen. Und wieder hat mir der Roman, so wie bisher alles von dem Autor, sehr gut gefallen.
Schon der erste Satz im Buch: "In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb." sagt sehr viel über den Inhalt aus. Der 15- jährige Sam ist ein stiller Außenseiter und erlebt 1985 einen unvergesslichen Sommer in seiner Heimatstadt Grady in Missouri. Er fängt an in einem Kino zu arbeiten, findet dort endlich Freunde, nachdem sein bester Freund Stevie weggezogen ist und scheint aufzublühen. Aber dann gibt es da noch Sams todkranke Mutter und den Vater, zu dem er keinen richtigen Draht hat. Nun ja, wie es mit seiner Mutter ausgehen wird, weiß man schon von Beginn an. Aber wie wird Sam sich alleine mit seinem Vater schlagen?
Benannt ist der Roman nach dem berühmtesten Gedichtband der fiktiven Stadt Grady, über den jede Juniorklasse einen Aufsatz schreiben muss. So natürlich auch Sam. Der Gedichtband spielt immer wieder eine wichtige Rolle und es gibt so einige Parallelen zu Sams Leben.
Thematisch geht es im Wesentlichen ums Erwachsen werden. Sam erlebt eine sehr prägende Zeit in seinem Leben. Er möchte seine Jugend auskosten, muss aber trotzdem irgendwie mit der Erkrankung der Mutter und schließlich auch mit ihrem Tod umgehen. Die Stimmung in dem Buch würde ich als melancholisch, nachdenklich, aber auch als herzerwärmend beschreiben. Es geht viel ums Zwischenmenschliche. Die Charaktere waren für mich sehr realistisch. Jeder hat seine Probleme, mit denen er zu kämpfen hat, wodurch man am Ende fast alle in ihrem Handeln und ihrem Verhalten verstehen kann. Besonders in Sam, der gerne mutiger wäre, weniger schüchtern und viel mit sich selbst hadert, konnte ich mich gut hineinversetzen. Er macht eine tolle Entwicklung durch. Manchmal fehlte mir nur ein bisschen die Empathie von ihm für seinem Vater.
Der Schreibstil von Benedict Wells ist wie immer sehr grüblerisch und etwas schwermütig, was mir persönlich aber sehr gut gefällt. Trotzdem erreicht das Buch für mich nicht ganz die vollen fünf Sterne, denn irgendwas fehlte mir. Es fällt mir schwer in Worte zu fassen, denn in vielen Punkten konnte es mich überzeugen und ich habe eigentlich nichts so richtig zu kritisieren, aber irgendwie war es mir etwas zu ruhig, plätscherte so vor sich hin. Vielleicht hätte es zu einem anderen Zeitpunkt von mir auch die volle Punktzahl erhalten. Wer weiß...