Rezension zu "Die Galaxie und das Licht darin" von Becky Chambers
Das „Five Hop One Stop“ ist ein kleines, unbedeutendes Motel am Rande einer viel befahrenen Sternenstraße. Wer hier übernachtet, der will eigentlich nur weiter. Trotzdem lassen Ouloo und Tupo nichts unversucht, um die besten Gastgeber der gesamten Galaxie zu sein. Doch als das Satellitensystem des Planeten zusammenbricht, und drei seltsame Reisende bei ihnen tagelang stranden, benötigen sie ihr gesamtes Geschick, um den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Und vielleicht sogar unvergesslich.
Irgendetwas hat der Schreibstil dieser Reihe an sich, dass ich immer von der ersten Seite an wahnsinnig entspannt bin und mich ganz in dieses Universum fallen lassen kann.
Dieses Mal entstammen die Hauptfiguren alle unterschiedlichen Spezies (eine Äluonerin, ein Quelin, eine Akarak und zwei Laru) und haben damit nicht nur unterschiedliches Aussehen und Bedürfnisse, sondern entstammen auch sehr unterschiedlichen kulturellen Hintergründen.
Direkt zu Beginn werden wir daher auch direkt mit den jeweiligen Spezies bekannt gemacht und erfahren dabei so einiges über das jeweilige Aussehen, ihre Eigenarten, spezielle Bedürfnisse, aber eben auch über ihre Kulturen.
Diese Einblicke in komplett fiktive Lebensformen sprudeln schon wieder so voller großartiger Einfälle und Ideen, dass meine Vorstellungskraft dauerhaft auf Hochtouren läuft und ich einfach nur voller Begeisterung alles aufsauge.
(Eine Kleinigkeit über die ich mich übrigens besonders gefreut habe war: Bei der Äluonerin handelt es sich tatsächlich um Pei, welche die Freundin von Ashby, dem Kapitän der Wayfarer ist. Ich liebe es ja, so noch mal eine Verbindung zu dieser tollen Crew zu erhalten, die ich im ersten Buch so sehr in mein Herz geschlossen habe!)
Es passiert mal wieder nicht sonderlich viel in der Geschichte - wer also auch im vierten Teil der Reihe immer noch nicht die Hoffnung auf großartige Weltraumschlachten aufgegeben hat, wird erneut enttäuscht werden - und es geht vor allem um den kulturellen Austausch zwischen teilweise extrem verschiedenen Spezies, die teilweise zuvor kaum etwas voneinander wussten und sich nun damit konfrontiert sehen, für einige ungeplante Tage miteinander auskommen zu müssen.
Es ist ein durchgängiger Versuch, sich in andere Spezies hineinzuversetzen und ihre Blickwinkel zu verstehen oder zumindest zu akzeptieren und obwohl es dieses Mal so gar keine menschlichen Hauptfiguren gibt, kann man doch nicht anders als das auf verschiedenste menschliche Angelegenheiten umzumünzen; und was wäre eine Welt doch toll, in der Austausch/Verständigung genau so klappen würde?! Mit all der Rücksicht, die auf unterschiedliche Lebensformen und -weisen genommen wird!
Es ist wieder sehr gelungen, wie sich die unterschiedlichen Aliens (schön, dass sie immer die anderen als „Aliens“ empfinden, während es aus unserem Blickwinkel alles Aliens sind) im Verlaufe des Buches aneinander annähern und schließlich mit gegenseitigem Respekt und Rücksicht und sogar Vertrauen und Verständnis begegnen.
Für diese wohltuende Art liebe ich diese Reihe und dieses Universum einfach, da sie mich durch diese positive Sichtweise einfach wunderbar entspannen lässt.
Auch der Abschluss ist sehr gelungen, da er sehr und schön kurz die jeweiligen Positionen unserer Hauptfiguren noch mal aufgreift und uns nicht vollkommen unwissend zurücklässt (Peis Entscheidung bzgl ihres Flimmerns, Rovegs Aufenthaltserlaubnis und neueste Sim, Speaker und ihre Schwester Tracker, die endlich eine Welt (wenn auch nur in einer Sim) ohne Anzug erkunden können und schließlich noch mal Ouloo und Tupo, die so gastfreundlich wie schon zuvor weitermachen und ihr Motel für zukünftige Gäste und deren Bedürfnisse immer weiter verbessern wollen).
Fazit: Auch der vierte Teil und abschließende Teil des Wayfarer-Universums ist wieder ein unglaublich wohltuendes und positives Buch, bei dem es mehr um die Charakterentwicklung und -verständigung geht, als um besonders action- und spannungsgeladene Szenen.
Ich werde diese Reihe wirklich vermissen und hoffe, dass auch neue Projekte von Becky Chambers wieder diesen Ton aufgreifen werden!