Rezension zu "Gretchen Larssen und das Ostseemädchen: Küstenkrimi (Die Ostseekommissarin 1)" von B. C. Schiller
Nachdem Gretchen Larssens Leben von jetzt auf gleich aus den Angeln gehoben worden ist, kehrt sie zurück an den Ort ihrer Heimat. Sie zieht nach Rügen und lebt bei ihrer wunderbaren Großmutter Edda, die trotz ihres Alters noch einen Campingplatz betreibt. Auch Gretes Jugendliebe Finn ist ein Rügener. Die beiden gehen sich zwar mehr oder weniger aus dem Weg, aber dort auf der Insel, gehalten von den Wurzeln ihrer Jugend, findet Gretchen die Kraft, weiterzuleben. Voller Elan und Motivation geht sie ihrer Arbeit als Kommissarin auf Rügen nach und bekommt es dort alsbald mit einem mysteriösen Todesfall zu tun.
Eine junge Frau ist von einem alten Turm gestürzt. Doch es wird nicht nur deren Leiche gefunden, sondern auch eine Zeugin. Die kleine Paula ist jedoch ob des grausamen Vorfalls leider verstummt und kann der Polizei keine Auskunft zum Tathergang geben. Es wird in alle Richtungen ermittelt und es ist, als stächen Gretchen und ihre Kollegen in ein Wespennest, denn viele Menschen werden durch die Nachforschungen aufgeschreckt. So viele Bewohner der Insel haben ein Geheimnis, dunkle Flecken auf ihren Westen, die sie zu verbergen suchen. Nicht nur wegen des mysteriösen Mordfalls, auch wegen dessen Vorgeschichten….
Barbara und Christian Schiller haben mich einmal mehr mit ihrem gut durchdachten, komplexen Plot überrascht. Die vielen Hintergründe der verschiedenen Figuren sind interessant, bisweilen grotesk, manchmal schockierend oder auch zu Herzen gehend. Allerdings wäre ich gerne häufiger stärker in die vielen Flashbacks und gegenwärtigen Entwicklungen oder auch das Inselflair eingetaucht, aber die Autoren erzählen ihre Geschichte in einem ziemlich flotten, schlanken Erzählstil, der ein größeres Augenmerk darauf richtet, die Spannung durch Cliffhanger und schnelle Szenenwechsel aufzubauen als durch eine intensive Bindung an die Figuren – was definitiv auch funktioniert.
„Gretchen Larssen und das Ostseemädchen“ lädt dazu ein, mitzurätseln und mitzufiebern. Ich war wie immer bei den Ermittlungen dabei, schob meine Gedanken hin und her und hatte natürlich eine ganz starke Vermutung, wer das Leben der jungen Frau auf dem Gewissen hatte, aber ob ich da richtig lag? B.C. Schiller rollen wie immer keinen roten „Täterteppich“ aus, sondern bauen ebenfalls einige einladende Holzwege in ihre Geschichte ein….
Über den nervenaufreibenden Ermittlungen schwebt als Damoklesschwert Gretchens Sorge um ihren Sohn Niki, der seit einem seltsamen Unfall als verschwunden gilt. Ich wusste nicht, was mich stärker berührt, der Tod des jungen Mädchens oder der ungeklärte Verbleib Nikis, für den zumindest theoretisch noch Hoffnung besteht. Dieser Fall und sowie Eddas plötzliche Probleme mit ihrem Campingplatz und die Frage, ob und wie es mit der Kommissarin und ihrer Jugendliebe weitergeht, bilden die große Klammer um die neue Küstenkrimi-Reihe der Schillers. Zum Glück müssen wir nicht lange warten, denn die einzelnen Bände erscheinen relativ schnell aufeinander, und dann geht es weiter….mit diesen Fragen und einem sicher wieder fesselnden neuen Fall für Gretchen Larssen. Ich freu mich drauf!