Rezension zu "Der Process" von Franz Kafka
Kafka hält bekanntlich wenig von Einleitungen, und so verschlingt dieses Buch die/den LeserIn von Anfang an in seinem Sog in die unangenehme, beklemmende Welt des Josef K., der sich angeklagt sieht, aber nicht weiß, wofür.
Der Leser begleitet den jungen Bankkaufmann auf seiner Suche nach Antworten durch die verschiedenen Instanzen und Wegbereiter eines völlig undurchsichtigen Gerichts, das auch viele Beteiligte nicht zu durchschauen scheinen. Dabei inszeniert Kafka eine Welt der Einsamen, denen noch nicht einmal die Schritte der Mächtigen unklar bleiben müssen, sondern diese Mächtigen selbst.
In manchen Teilen der Welt mag dieses Buch traurige Realitätsbezüge haben, aus mitteleuropäischer Perspektive bleibt es wohl eine Dystopie. Doch die Verwirrung und die Ratlosigkeit des Josef K. verschließen sich keinem Leser.
Zu Recht ein Klassiker, wenn auch nur für die lohnend, die wissen, dass sie mit Kafkas Schreibstil der Endlossätze leben können oder sie sogar mit Freude erwarten.