Rezension zu "Der heulende Müller" von Arto Paasilinna
„Ein skurriler, witziger und zugleich romantischer Roman!“
Dem würde ich so nicht uneingeschränkt zustimmen. Dramatisch, aufwühlend und über die Ungerechtigkeit des Lebens nachdenklich machend; dem würde ich eher beipflichten. Doch wäre diese Beschreibung auf dem Cover sicherlich nicht sonderlich verkaufsfördernd.
Die Geschichte spielt nach dem 2. Weltkrieg in einem abgelegenen Dorf im Norden Finnlands.
Ein fremder Mann kauft die lange unbenutzte Mühle und setzt sie wieder instand. Doch er zeigt ungewohnte Verhaltensweise, die den Dorfbewohner zunehmend auf den Geist gehen. Huttunen, so heißt der Mann, weiß selbst, dass er nicht ganz normal, aber auch, dass er nicht verrückt ist.
Er wird jedoch als Störfaktor für ein friedliches und vor allem ruhiges Dorfleben auserkoren und letztendlich in eine Nervenheilanstalt gesteckt, aus der er nur mit Hilfe eines Mitpatienten fliehen kann und sich fortan in den Wäldern um das Dorf versteckt.
Es ist erschreckend, mit welcher Inbrunst die Jagd auf ihn eröffnet wird und fortwährend seine Lebensgrundlage mutwillig zerstört wird. Den Stempel des Verrückten, den er ganz schnell erhalten hatte, bekommt er nicht mehr los. Gut, dass einige wenige zu ihm halten.
Die Geschichte hat für mich einen wohltuenden altmodischen Einschlag. Viele Figuren, nicht nur der Müller, sind Originale, die es in unserer heutigen Zeit nur noch selten gibt. Natürlich erzählt die Handlung auch von Liebe und Freundschaft, aber immer wieder muss man Rückschläge für Huttunen verkraften. Man leidet mit ihm an den vielen Ungerechtigkeiten, die er erfährt und fragt sich, ob nicht seine Verfolger ebenso verrückt sind oder sogar noch einen Scheffel mehr.
Jürgen von der Lippe wirkt zu Beginn etwas gelangweilt in seinem Vortrag, scheint jedoch im weiteren Verlauf selbst Freude an der Geschichte zu finden. Ich wusste gar nicht, dass er auch ein recht begnadeter Hörbuchsprecher ist. Sehr schön, wie er sich mit den zum Teil sehr schwierig auszusprechenden finnischen Namen müht.
Es handelt sich um 4 CDs mit ca. 5 Stunden Laufzeit.
Eine bearbeitete Fassung, was wahrscheinlich Kürzungen bedeutet, was man dem Handlungsfluss meiner Meinung nach aber nicht anmerkt.
Fazit: Anders als erwartet, jedoch außergewöhnlich und einen Versuch wert.