Rezension zu "Sherlock Holmes - Folge 50" von Arthur Conan Doyle
Dieses Hörspiel gehört zur alten Schule von auf Conan Doyles Geschichten basierenden Krimihörspielen, frei von den postmodernen Spielereien der DAV-Reihe "Sherlock & Watson". Machart und Erzählweise dürften daher vor allem Fans der Originalgeschichten gefallen, denn deren unverkennbaren Erzählstil führt Autor Marc Gruppe nahtlos weiter. Was im Klartext bedeutet, dass Holmes' eigentlich Ermittlungen erst im letzten Drittel der Handlung erfolgen. Bis dahin erzählt vor allem der Leibarzt seiner Majestät Dr. Müller seine Sicht der Dinge. Wie verlässlich dieser Zeuge wirklich ist wird erst spät enthüllt, Geduld und aufmerksames Zuhören werden also belohnt.
Der Fall verlangt Holmes einiges ab, wie der gute Doktor Watson gegen Ende kopfschüttelnd bemerken muss. Noch dazu ist das Rätsel für Holmes wie gemacht und präsentiert eine glaubwürdige Kombination zweier Theorien rund um den Tod des Monarchen, der tatsächlich bis heute nicht aufgeklärt wurde. Der fast vollständige Verzicht auf fiktive Figuren (jenseits von Holmes und Watson natürlich) verweist auf ein gut recherchiertes Skript, in dem Details keine Nebensache sind.
In den Hauptrollen versammelt sich die erste Riege deutscher Synchronsprecher, also finden selbst Nicht-Hörspiel-affine Hörer leicht hinein. Joachim Tennstedt hat schon Tom Hanks und John Malkovich seine Stimme geliehen, während Detlef Bierstedt unter anderem George Clooney und Stellan Skarsgård synchroniseren durfte. Eine gute Wahl für die beliebten Figuren, aber auch die Wahl der übrigen Sprecher weiß zu gefallen. Allein in der Stimme des Arztes Prof. von Gudden (Willi Röbke) zeichnet sich schon früh der mögliche Bösewicht ab, sofern man den Hörgewohnheiten folgt.
An Atmosphäre mangelt es dem Werk ebenfalls nicht. Musik und Dramaturgie passen perfekt in die beschriebene Epoche der Handlung und der Fall ist wie für Holmes gemacht. Für langjährige Fans, die nicht auf den Stil der Originale verzichten wollen bieten die beiden CDs ein mehr als zweistündiges Hörvergnügen. Schade nur, dass es weder Holmes noch Watson auf das Cover geschafft haben und dass die Illustrationen von Booklet und CDs auf längst bekannte Motive zurückgreifen, die nicht direkt mit der Handlung in Verbidnung stehen. Immerhin passt alles stilistisch hervorragend zu den beliebten Illustration von Sidney Paget aus den Buchausgaben, für die Fans wird also einiges geboten.