Rezension zu "Die Vollkommenen" von Anna Lena Diel
Genetische Manipulation als normales Tool zur Optimierung der zukünftigen Generation. In einer technisch optimierten Umgebung, in einer Welt, die wir kennen. Nicht ein Zukunfts-New York oder Chicago, nein, wir bleiben in Kiel; eine normale norddeutsche Stadt. Zwei Schichten, die es immer geben wird. Reich und Arm. Editierte und Uneditierte (und welche dazwischen). Verschiedene Voraussetzungen, die dazu führen, sich (bzw. seinen Kindern) mehr oder weniger genetische Modifikationen zu verschaffen - für ein gesünderes Leben aber auch für Aussehen, Intelligenz und bessere Karrierechancen!
In dieser Welt begleiten wir Philine. Sie steht auf der „armen Seite" und versucht für sich und ihre Schwester - mit einer sehr drastischen Entscheidung - ihre Situation zu verbessern. Wir erleben ihre Wut auf die Gesellschaft, die sich schließlich fokussiert auf ihren Vater (der einst die Familie verlassen hat).
Dann ist da Veit (Babydesigner). Er lebt auf der „reichen Seite", wobei er in diese „hereingeheiratet" hat. Aus dieser - zunächst privilegierten - Situation heraus wächst auch sein Zweifel an der Gesellschaftsform. Nicht zuletzt spielen hierbei auch sein homosexueller Bruder, sein Chef (Babydesigner mit Gewissen), seine Kollegin (uneditiert) und seine Frau (höchst editiert) eine entscheidende Rolle.
Ein toller Science Fiction Roman, der gar nicht so weit weg ist, von den heutigen Möglichkeiten; Der uns einen Spiegel vorhält, für das, was passieren kann, wenn moralisch/ethische Argumente und Bedenken kippen.
Ein bisschen Minority Report, ein bisschen Jurassic Park (ohne Dinosaurier) und ein bisschen Wall-E mit einer Prise 1984 und Animal Farm.
Verpackt in einem Nord-Krimi.
Mir hat der Roman Spaß gemacht und mich zum Nachdenken gebracht.
Ich konnte nicht immer mit allen Beweggründen der Protagonisten mitgehen, andere konnte ich nur zu gut verstehen (ich wäre wahrscheinlich manchmal noch weiter gegangen).