Rezension zu "Project Hail Mary: A Novel" von Andy Weir
Ein Protagonist, der an einem ihm unbekannten Ort aufwacht und sich nicht erinnert, wer er ist oder wie er dorthin gekommen ist. Mit diesem Ansatz erfindet Andy Weir das Rad bestimmt nicht neu. Dennoch ist "Project Hail Mary" eine durchaus interessante und schriftstellerisch hervorragend umgesetzte Version dieser Art von Geschichte.
In diesem Fall kommt unser ahnungsloser Hauptcharakter inmitten eines Raumschiffes als einziges lebendes Besatzungsmitglied zu sich und muss feststellen, dass er sich nicht nur im Weltall befindet, sondern sogar fernab unseres Sonnensystems. Das wirft natürlich eine riesige Menge an Fragen auf - so einfach hatte Andy Weir mein Interesse geweckt.
Und gerade dann, wenn man meint, dass sich die meisten Fragen nun geklärt haben, wird man vom Autor mit einer Wendung überrascht, die den ganzen restlichen Teil des Plots verändert. Diese Überraschung, die ich natürlich nicht spoilern werde, funktioniert allerdings nur dann, wenn man wie ich, sich im Vorfeld nicht den Klappentext des Buches durchgelesen hat, so viel sei als als Warnung gesagt.
Was die Genre-Einordnung betrifft ist "Project Hail Mary" ein Science Fiction Roman, bei dem vor allem der Faktor "Science" eine große Rolle spielt. Der Autor tritt damit in die Fußstapfen von Autoren wie beispielsweise Stanislaw Lem oder Isaac Asimov. Wer sich für Wissenschaft begeistert, wird auf jeden Fall Gefallen an diesem Buch finden. Das Setting ist dafür eher minimalistisch gehalten, was sich bei der Tatsache, dass sich die Geschichte im Weltraum abspielt, vielleicht etwas absurd anhört. Aber bis auf ein paar Rückblenden, spielt sich die Handlung hauptsächlich in den wenigen Räumen des Raumschiffes ab, mit einem völlig von der Außenwelt isolierten Hauptcharakter im Zentrum des Geschehens.
Für mich persönlich war "Project Hail Mary" eine tolle und lesenswerte Erfahrung. Dadurch, dass ich das Buch auf Englisch gelesen habe, konnte ich leider bei einigen der eher wissenschaftlichen Ausführungen schlechter folgen. Das ist natürlich nicht die Schuld des Buches. Ich weiß allerdings auch nicht, ob mir diese teils doch sehr technisch gehaltenen Erklärungen auf Deutsch nicht auch ab einem gewissen Punkt zu viel geworden wären. Ich hatte vorhin geschrieben, dass das Buch exzellent für wissenschaftliche interessierte Leser geschrieben sei - ich selbst würde mich durchaus auch als interessiert in diesem Bereich betrachten, aber nur bis zu einem gewissen Grad.
Der allgemeine Plot der Geschichte steht für mich deutlich im Vordergrund und der ist zum Glück gerade durch spannende, interessante Wendungen und einem im Grunde perfekten Abschluss überzeugend.
Aus diesem Grund vergebe ich hier 4 von 5 Sternen aufgrund meines persönlichen Geschmacks.