Andrej Kurkow

 4 Sterne bei 548 Bewertungen
Autor von Picknick auf dem Eis, Samson und Nadjeschda und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Literatur im Zeichen der Geschichte: Andrej Kurkow wurde 1961 in St. Petersburg geboren und lebt seit seiner Kindheit in Kiew, Ukraine. Er studierte am dortigen Fremdspracheninstitut und spricht wohl 11 Sprachen. Danach war Kurkow als Redakteur, Gefängniswärter und Kameramann tätig. Er verfasste mehrere Drehbücher und seit 1996 schreibt er auch Romane. Seit 1988 ist er Mitglied des Londoner PEN-Clubs. Seine Bücher handeln vom Leben in der postsowjetischen Gesellschaft.

Neue Bücher

Cover des Buches Samson und das gestohlene Herz (ISBN: 9783257072570)

Samson und das gestohlene Herz

 (5)
Neu erschienen am 26.07.2023 als Gebundenes Buch bei Diogenes.

Alle Bücher von Andrej Kurkow

Cover des Buches Picknick auf dem Eis (ISBN: 9783257603194)

Picknick auf dem Eis

 (132)
Erschienen am 23.04.2013
Cover des Buches Samson und Nadjeschda (ISBN: 9783257072075)

Samson und Nadjeschda

 (101)
Erschienen am 27.07.2022
Cover des Buches Graue Bienen (ISBN: 9783257245547)

Graue Bienen

 (55)
Erschienen am 24.02.2021
Cover des Buches Pinguine frieren nicht (ISBN: 9783257603200)

Pinguine frieren nicht

 (59)
Erschienen am 23.04.2013
Cover des Buches Ein Freund des Verblichenen (ISBN: 9783257610611)

Ein Freund des Verblichenen

 (39)
Erschienen am 28.07.2021
Cover des Buches Der Milchmann in der Nacht (ISBN: 9783257606027)

Der Milchmann in der Nacht

 (27)
Erschienen am 24.09.2014
Cover des Buches Die letzte Liebe des Präsidenten (ISBN: 9783257606034)

Die letzte Liebe des Präsidenten

 (24)
Erschienen am 24.09.2014
Cover des Buches Der wahrhaftige Volkskontrolleur (ISBN: 9783852186795)

Der wahrhaftige Volkskontrolleur

 (26)
Erschienen am 25.11.2011

Neue Rezensionen zu Andrej Kurkow

Cover des Buches Samson und das gestohlene Herz (ISBN: 9783257072570)
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Rezension zu "Samson und das gestohlene Herz" von Andrej Kurkow

Satirischer Krimi mit aktuellem Bezug
Sigismundvor 2 Monaten

REZENSION
– Im Roman „Samson und das gestohlene Herz“, dem im Juli beim Diogenes Verlag erschienenen zweiten Band der satirischen Krimireihe des ukrainischen Schriftstellers Andrej Kurkow (62), muss sich der im postrevolutionären Jahr 1920 in Kiew lebende Ermittler Samson mühsam mit einem Fall illegalen Fleischhandels herumplagen. Um Handlung und Protagonisten besser zu verstehen, empfiehlt es sich, zuvor den ersten Band „Samson und Nadjeschda“ (2022) gelesen zu haben. Denn er erklärt, weshalb dem jungen Mitarbeiter der sowjetischen Miliz das rechte Ohr abgeschlagen wurde, das er seitdem in einer Metalldose im Arbeitszimmer seines von marodierenden Rotarmisten ermordeten Vaters aufbewahrt und mit dessen Hilfe er Gespräche belauschen kann, ohne selbst vor Ort zu sein: „Die nackte Ohröffnung auf seiner Rechten nahm alle Geräusche der Welt in sich auf.“ Auch versteht man die Beziehung zwischen Samson und Nadjeschda, die in gemeinsamer Wohnung zu einem Liebespaar werden: „Sie sah ihn kritisch an, wie eine Ehefrau ihren Herumtreiber von Mann, aber sogleich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck – sie erinnerte sich offenbar daran, dass sie nicht seine Frau, sondern nur bei ihm einquartiert war.“

Noch immer ist Bürgerkrieg (1918 – 1922) in der Ukraine. Sowjetische Bolschewiken kämpfen gegen Konservative, Demokraten, gemäßigte Sozialisten, Nationalisten und Weiße Armee. Im Januar 1919 hatten die Bolschewiken die Stadt Kiew erobert. Samson war eher zufällig und ohne Ausbildung als Mitarbeiter der sowjetischen Miliz verpflichtet worden. Seinem künftigen Vorgesetzten Najden hatte schon dessen Fähigkeit genügt, gute Berichte zu formulieren.

Im neuen Band geht es um illegalen Handel mit Fleisch. Wegen akuten Mangels war das private Schlachten und der Verkauf von Fleisch vom Regime plötzlich verboten worden. Allerdings hatte man versäumt, die Einwohner von Kiew darüber zu informieren. „Es war eine Zeit der Unruhe, der Gefahr und des Hungers.“ Es herrschte politische Willkür, die auch Samson, sein Kollege Cholodnij und der Vorgesetzte Najden zu spüren bekommen, als ihnen der Tschekist Abjasow unerwartet vor die Nase gesetzt wird. Kaum haben Samson und Cholodnij mit ihren Ermittlungen im Fleisch-Schwarzhandel begonnen, wird Nadjeschda, Mitarbeiterin im Amt für Statistik, von Eisenbahnern gefangen genommen. Nun muss Samson auch noch seine Geliebte befreien.

Auch für diesen zweiten Band gilt: Es ist eine mit liebevoll charakterisierten Protagonisten besetzte und in fast märchenhaft-poetischer Sprache verfasste Mischung aus historischem Roman, Liebesgeschichte und Krimi. Allerdings ist der unspektakuläre Kriminalfall für den Autor lediglich Mittel zum Zweck: Andrej Kurkow blickt in seiner Krimireihe auf die Zeit der ersten sowjetischen Besetzung im Jahr 1920 zurück. Er schildert satirisch-ironisch die Alltagssituation der Normalbürger in den Wirren des Bürgerkriegs, in dessen Verlauf es für sie manchmal unübersichtlich war, wer sie gerade beherrschte. So rät der alte Fotograf, der Samson und Nadjeschda fotografieren soll, vom Foto in Uniform ab: „Sie merken doch selbst, wie oft bei uns hier die Machthaber wechseln. Von daher ist es besser, sich nicht in Kleidung ablichten zu lassen, die auf konkrete Machthaber hinweist. Wer weiß schon, wer als nächstes nach Kiew kommt?“

Der durchaus unterhaltsame Roman „Samson und das gestohlene Herz“ ist kein gewöhnlicher Krimi. Man denkt sofort an die unschuldigen Menschen in den heute von russischen Truppen erneut besetzten Ostprovinzen der Ukraine. „Überhaupt gab es zu wenig Salz, wie es überhaupt auch zu wenig Zucker gab. Das war die bittere Wahrheit dieser unruhigen Zeit, die man weder mit Salz noch mit Zucker schmackhaft machen konnte.“ Aber das Alltagsleben muss auch dort heute wie einst im Jahr 1920 irgendwie weitergehen, egal wer gerade regiert. So absurd diese Situation damals wie heute ist, steigert Andrej Kurkow in seinem Roman alles derart ins Skurrile, dass aus der Tragik des Geschehens schon wieder Komik wird. Auf den angekündigten dritten Band darf man gespannt sein.

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Cover des Buches Samson und das gestohlene Herz (ISBN: 9783257072570)
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Rezension zu "Samson und das gestohlene Herz" von Andrej Kurkow

Gelungene Fortsetzung
Sikalvor 2 Monaten


 

Der Autor Andrej Kurkow schafft es in seinen Geschichten, gute Einblicke in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zu geben. Willkür, Gewaltbereitschaft und Korruption stehen an der Tagesordnung während man dem Zarenreich zum Teil nachtrauert und noch nicht weiß, was die Zukunft bringt – nur besser soll es werden. Ein frommer Wunsch, wenn man im Nachhinein den Fortlauf der Geschichte verfolgt.

 

Kurkow schafft es, die politischen Querelen mit Scharfsinn und Ironie preiszugeben und lädt uns somit dazu ein, der Geschichte rund um Samson und Nadjeschda sowie dem Ohr in der Blechdose zu folgen. Schwarzhandel steht an der Tagesordnung in Kiew und Samson wird mit Kollegen damit betraut, dem illegalen Fleischverkauf auf die Schliche zu kommen. Doch es zeigt sich immer wieder, dass Samson eigentlich ein viel zu gutgläubiger (wenn nicht naiver) Charakter ist, um solche Ermittlungen zu führen. Menschen zu drangsalieren widerspricht seinem Naturell. Sicherlich auch ein Grund, dass Nadjeschda ihn so liebt wie er ist und die beiden dieses Mal sogar heiraten – wenn auch eher unkonventionell.

 

Gespannt darf man sein wie die Geschichte rund um Samson und Nadjeschda weitergeht. Wenn Kurkow den historischen Gegebenheiten folgt, wird den beiden kein rosiges Leben beschert sein.

 

Auch dieses Mal konnte mich der Autor mit einigen Wendungen überraschen und so warte ich auf eine weitere Fortsetzung der Reihe. 5 Sterne

Kommentare: 2
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Cover des Buches Samson und das gestohlene Herz (ISBN: 9783257072570)
H

Rezension zu "Samson und das gestohlene Herz" von Andrej Kurkow

Geschichte greifbar gemacht
Hornitavor 2 Monaten

Das Buch spielt in Kiew zur Zeit der Revolutionswirren vor einhundert Jahren und die damalige Zeit mit ihren Wirren und politischen Unsicherheiten wird ganz nebenbei gekonnt mit feiner Ironie beschrieben. Das Ganze ist richtig unterhaltsam, da einen so manch politisch absurde Vorgabe schmunzeln lässt. Anhand Samsons Kriminalfällen lernt man die Menschen mit ihren alltäglichen Problemen kennen, da die Fälle ein Spiegel ihrer Zeit sind. Die Geschichte wird aus der Sicht Samsons erzählt, der eine sehr sympathische Hauptfigur ist und trotz der widrigen Umstände seine Aufgabe ernsthaft erfüllt. Das erste Buch über Samson und Nadjeschda hatte ich auch gelesen und dieses zweite hat mir sogar noch ein kleines bisschen besser gefallen. Man kann es problemlos lesen, ohne das erste kennen zu müssen. Einige kleine Anspielungen auf die Geschehnisse im ersten Band gewannen aber dadurch, dass ich das Vorwissen hatte, deshalb empfehle ich, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

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Gespräche aus der Community

Andrej Kurkow weiß um die Kraft des Erzählens. In seinem „Tagebuch einer Invasion“ erzählt der ukrainische Autor jene Geschichten aus der Ukraine, die in den Tagesmeldungen keinen Platz finden. Er zeigt historische Kontinuitäten auf und macht den Kampf der Ukrainer*innen um Selbstbestimmung begreifbar.

53 BeiträgeVerlosung beendet
akashacookies avatar
Letzter Beitrag von  akashacookievor 10 Monaten

Zusätzliche Informationen

Andrej Kurkow wurde am 23. April 1961 in St. Petersburg (Russland) geboren.

Community-Statistik

in 598 Bibliotheken

auf 84 Merkzettel

von 16 Leser*innen aktuell gelesen

von 7 Leser*innen gefolgt

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