Hätte großartig sein können, ist es aber leider nicht. Die beiden Bücher um Adrian und Jack haben mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen.
Was mir gefallen hat:
Auf einer Seite schafft es Aline Sax schon, eine gute Geschichte zu erzählen. Die Charaktere sind irgendwie interessant und man möchte mehr über sie erfahren.
Außerdem bewundere ich die Fähigkeit der Autorin, sehr viel Story auf verhältnismäßig wenig Seiten zu packen.
Die Bücher lesen sich wahnsinnig schnell und relativ flüssig.
Übrigens mochte ich die Idee des jungen Belgiers, der mit seiner Familie nach Amerika auswandert und dann plötzlich alleine dasteht sehr.
Was nicht so toll war:
Leider war der Schreibstil oft sehr simpel und an eine doch eher jüngere Leserschaft gerichtet. Das stand im Gegensatz zu den doch schon kräftigen Ausdrücken, die an manchen Stellen verwendet werden.
Einige Charaktere, die ich anfangs gerne hatte, entwickelten sich dann im zweiten Band sehr zum Negativen.
Zum einen ist da JoAnne, die nervige und bedürftige "beste Freundin" der Jungs. Sie hatte die ganze Zeit Angst, von der Gruppe ausgeschlossen zu werden, vor allem da sie ihre Freunde nicht mit Sex an sich binden konnte (da die nun mal nicht auf Frauen stehen). Das hält sie trotzdem nicht davon ab, immer mal wieder mit dem ein oder anderen intim zu werden, in der Hoffnung, dass da doch noch was geht. Offenbar hat sie keine Ahnung, was sie sonst mit sich anfangen soll und eine riesen Angst, dass sie außer Brüsten nichts zu bieten hat. Ich fand das so wahnsinnig traurig, vor allem, das sie die einzige weibliche Figur mit einer relevanten Sprechrolle in diesem Buch war.
Frenchy, zu Anfang noch so interessant, entwickelte sich im Laufe der Geschichte zu einer Mischung aus Lord Alfred Douglas (Bosie) und einem der Stricher, die Oscar Wilde damals in den Ruin trieben.
Höchst unsympathisch.
Adrian selbst wirkte die ganze Zeit eher blass, ich konnte weder ihn, noch Jack ganz greifen (und die Beziehung der beiden schon gar nicht).
Die beiden sprechen davon "exklusiv" zu sein, aber nie so richtig von Liebe. Es gibt Eifersucht und Betrug und letzten Endes hat man das Gefühl, der eine würde den anderen sofort zurück lassen, um seine eigene Haut zu retten.
Alle Figuren fingen irgendwann an, völlig seltsam und irrational zu handeln, wurden sogar höchst kriminell und hatten fast nie ein schlechtes Gewissen.
Ich habe nichts gegen Antihelden, aber bei so wenig Seiten fehlt wohl einfach die Weiterentwicklung und Charakterbildung, um bestimmte Handlungen und Gedankengänge nachvollziehen zu können. Zudem bricht Aline Sax ihre Story bei jedem Kapitelübergang vollkommen ab, reißt den Leser aus der aktuellen Situation, Stimmung und teilweise sogar wichtigen Gesprächen heraus und macht irritierende Zeitsprünge.
Das Ende, was sicher vielen missfallen hat, war für mich der glaubwürdigste Teil der Geschichte.
Was Adrian und Jack hatten, war in meinen Augen niemals Liebe und ich war ehrlich gesagt erleichtert, dass sich Adrian irgendwie davon loslösen konnte.
Angebliche Liebe hin oder her, das war das einzig Vernünftige!
Fazit: Kann man definitiv lesen und es gibt weitaus Schlechteres da draußen.
Wer sich für die Thematik interessiert, dem empfehle ich dann aber doch eher die grandiose und um Klassen bessere Adrian-
Mayfield-Trilogie von Floortje Zwigtman.