Rezension zu "Wie die Schweine" von Agustina Bazterrica
Marcos arbeitet als Produktioner in einer Schlachterei und verantwortet den kompletten Ablauf von der Einlieferung, Vorbereitung, Schlachtung und Verteilung. So weit, so gut. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um Tier-, sondern um Menschenfleisch. In dieser Erzählung werden Menschen zum Fleischverzehr gezüchtet und Kanibalismus wird, aufgrund eines Virus, welches den Verzehr von tierischem Fleisch unmöglich macht, weltweit als völlig normal angesehen. Marcos hadert mit diesem System und versucht dies, so gut es geht, zu verstecken. Seine persönliche, tragische Geschichte spielt allerdings ebenfalls eine große Rolle.
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Okay uff. Eine morbide und ekelhafte Geschichte … äh Moment, wieso eigentlich? Wieso wird mir beim Lesen schlecht, nur weil es sich um Menschenfleisch handelt? Wäre mir bei Tierfleisch nicht ebenfalls schlecht geworden? Soviel zur Doppelmoral. Der Spiegel, den Agustina Bazterrica den Lesenden vorhält, könnte krasser nicht sein. Worte schaffen einen Perspektivenwechsel, der es in sich hat und so viele Fragen aufwirft. Dafür liebe ich Literatur. Das Buch kommt gänzlich ohne den erhobenen Zeigefinger und ohne Vorwürfe aus, ist sehr nüchtern und schonungslos geschrieben, und genau das lässt das Hirn rattern. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele nach diesem Buch nie wieder ein Stück Fleisch anrühren werden, und das find ich richtig gut.
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Und noch ein fettes Lob für dieses krassgute Coverdesign, mal wieder von Nurten Zeren!