Abbas Khider

 4,1 Sterne bei 349 Bewertungen
Autor von Der Erinnerungsfälscher, Ohrfeige und weiteren Büchern.
Autorenbild von Abbas Khider (©Peter-Andreas Hassiepen)

Lebenslauf

Flucht, Exil und die Zerstörung einer Person: Abbas Khider, geboren am 3. März 1973 in Bagdad, ist ein deutsch-irakischer Schriftsteller. Bis 2000 war der Schriftsteller auf der Flucht vor dem Regime Saddam Husseins. 2 Jahre lang wurde er in einem irakischen Gefängnis gefoltert, und lebte während seiner Flucht in diversen Ländern wie Jordanien und Libyen. Im Jahr 2000 fand er dann schließlich in Deutschland Asyl. Er studierte in München und Potsdam Literatur und Philosophie. Mit seinem literarischen Programm „Flucht, Exil und die Zerstörung der Person“ gibt er tausenden Anderen eine Stimme und wurde international berühmt. Nebenbei leitet er Schreibwerkstätten für junge arabische Autoren. Für seine Werke wurde er bereits mit der Ehrenurkunde für Literatur von der irakischen Gesellschaft für Kulturförderung, dem Adelbert-von Chamiso-Föderpreis, dem Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil und dem Nelly-Sachs-Preis ausgezeichnet. Außerdem bekam er das Alfred-Döblin-Stipendium, das Arbeitsstipendium der Autorenförderung des Deutschen Literaturfonds und das Arbeitsstipendium in der Villa Aurora. Heute lebt der Autor in Berlin.

Neue Bücher

Cover des Buches Der Erinnerungsfälscher (ISBN: 9783442773497)

Der Erinnerungsfälscher

Erscheint am 11.10.2023 als Taschenbuch bei btb.

Alle Bücher von Abbas Khider

Cover des Buches Der Erinnerungsfälscher (ISBN: 9783446272743)

Der Erinnerungsfälscher

 (90)
Erschienen am 24.01.2022
Cover des Buches Ohrfeige (ISBN: 9783442714902)

Ohrfeige

 (87)
Erschienen am 14.08.2017
Cover des Buches Palast der Miserablen (ISBN: 9783446265653)

Palast der Miserablen

 (57)
Erschienen am 17.02.2020
Cover des Buches Die Orangen des Präsidenten (ISBN: 9783442744619)

Die Orangen des Präsidenten

 (35)
Erschienen am 11.02.2013
Cover des Buches Brief in die Auberginenrepublik (ISBN: 9783442748891)

Brief in die Auberginenrepublik

 (26)
Erschienen am 08.09.2015
Cover des Buches Der falsche Inder (ISBN: 9783442744602)

Der falsche Inder

 (19)
Erschienen am 08.07.2013
Cover des Buches Deutsch für alle (ISBN: 9783446261709)

Deutsch für alle

 (10)
Erschienen am 18.02.2019
Cover des Buches Deutsch für alle (ISBN: 9783442719617)

Deutsch für alle

 (4)
Erschienen am 10.08.2020

Videos zum Autor

Neue Rezensionen zu Abbas Khider

Cover des Buches Der Erinnerungsfälscher (ISBN: 9783446272743)
Leseratte_09s avatar

Rezension zu "Der Erinnerungsfälscher" von Abbas Khider

„Erinnerungen sind unvollendete Ereignisse“
Leseratte_09vor 6 Monaten

„Der Erinnerungsfälscher“ ermöglicht Leserinnen und Leser den Blick auf das Schicksal von Said Al-Wahid zu richten, einem irakischen Flüchtling, der versucht, in der Fremde anzukommen, doch immer wieder der Außenseiter ist und am Ende nicht genau sagen kann, welche Erinnerungen real sind und welche fehlen.

Es ist schwer vorstellbar, wie es sein muss, aus der Heimat fliehen zu müssen und nie zu wissen, wo man am Ende ankommen wird. Said hat es geschafft, so mag man meinen. Er ist in Berlin angekommen, hat mit Monica eine Familie gegründet. Sein Traum ist es, Schriftsteller zu werden. Erste Texte konnte er bereits in Literaturzeitschriften veröffentlichen und wird nach Mainz zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Auf dem Rückweg von der Lesung erhält er die Nachricht, dass seine Mutter im Sterben liegt und macht sich zum ersten Mal seit Jahren auf den Weg in das Land seiner Herkunft. Auf dem Weg in die Heimat holen Said die Erinnerungen an die Flucht ein, an das Ankommen in Deutschland, die Hürden und auch seine Kindheit im Irak. Doch sind es wirklich reale Erinnerungen, die Said beschreibt, was fehlt und was sind erfundene Fragmente oder verfälschte Gedanken? Said selbst kann das nicht sagen und mir kommt es so vor, als sei das für ihn der einzige Weg, mit all dem Erlebten klar zu kommen.

Abbas Khider erzählt die Geschichte von Said  sehr ruhig, meist nüchtern, distanziert, fast emotionslos. Manchmal blitzt eine Prise Poesie durch, die gefühlt im gleichen Atemzug wieder unter Andeutungen von Gewalt, Verlorensein und Abgestumpftheit zu verschwinden scheint. Dieser Panzer auf den Emotionen hat es mir schwer gemacht, in die Geschichte einzutauchen, auch wenn es für diejenigen, die eine solche Geschichte erlebt haben, vielleicht die einzige Möglichkeit ist, weiterzuleben. So ist die Geschichte sicher lesenswert, auch wenn ich mir gewünscht hätte, emotional mehr gepackt zu werden.

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Cover des Buches Der Erinnerungsfälscher (ISBN: 9783446272743)
pardens avatar

Rezension zu "Der Erinnerungsfälscher" von Abbas Khider

Flucht und Rückkehr...
pardenvor 9 Monaten

FLUCHT UND RÜCKKEHR...

Said Al-Wahid hat seinen Reisepass überall dabei, auch wenn er in Berlin-Neukölln nur in den Supermarkt geht. Als er eines Tages die Nachricht erhält, seine Mutter liege im Sterben, reist er zum ersten Mal seit Jahren in das Land seiner Herkunft. Je näher er seiner in Bagdad verbliebenen Familie kommt, desto tiefer gehen die Erinnerungen zurück, an die Jahre des Ankommens in Deutschland, an die monatelange Flucht und schließlich an die Kindheit im Irak. Welche Erinnerungen fehlen, welche sind erfunden und welche verfälscht? Said weiß es nicht. Es ist seine Rettung bis heute. Eine Lebensgeschichte von enormer Wucht. In diesem bewegenden und poetischen Roman liegt der Klang eines ganzen Lebens. (Klappentext)

Das Thema Flüchtlinge ist kein neues, aktuell ist es seit Jahrzehnten, denn immer herrscht irgendwo Krieg, werden Völkergruppen verfolgt oder muss jeden Tag ums nackte Überleben gekämpft werden. Said Al-Wahid floh seinerzeit aus dem Irak, ließ Bagdad und seine Familie hinter sich, um ein Leben ohne Angst führen zu können. Doch fühlt man sich wirklich zu Hause in dem Land, das einen letztlich aufnimmt, fremd die Sprache, die Kultur, das Denken? Said Al-Wahid lernt schnell die Sprache, nimmt einen Beruf an, heiratet und setzt ein Kind in die Welt. Doch ersetzt das die Wurzeln, die einst gekappt wurden? Die gleichgültige Bürokratie mit nicht immer wohlwollenden Sachbearbeiter:innen in Deutschland tun ihr übriges. Selbst nach der Einbürgerung kämpft Said Al-Wahid manchmal gegen Windmühlen.


"Es war, als ob Saids Leben kein Leben wäre, sondern ein überflüssiger Satz in den Akten der Behörden: Jeder konnte ihn mit einer flüchtigen Bewegung wegstreichen. Es war ein wertloses Leben, nur ein Furz am Rande aller Welten." 


Doch um diese Themen geht es nur zu Beginn. Said Al-Wahid erfährt von seinem Bruder, dass ihre Mutter im Sterben liegt. Will er sie noch einmal lebend sehen, muss er sofort zurück in den Irak. Er macht sich sogleich auf zum Flughafen und auf den Weg nach Bagdad. Im Flugzeug und nach seiner Ankunft wird er von Erinnerungen überschwemmt. An seine Kindheit und Jugend, an seine Fluchtgedanken und schließlich an die Flucht selbst. Aber - die Erinnerungen sind trügerisch. Oft gibt es große Lücken, die Said durch seine Fantasie zu schließen sucht, zuweilen erinnert er sich an verschiedenen Versionen desselben Geschehens, bei vielem ist er auch erleichtert, dass er sich nicht erinnern kann. Doch die Zustände im damaligen Irak werden auch so deutlich, der Fluchtplan wird nachvollziehbar. 


"Er wollte auch verhindern, dass irgendjemand in seiner Vergangenheit bohrte (...) Es gibt Orte im Gedächtnis, die sind wie Minenfelder, sie können einen in Stücke reißen. Ein Leben kann schön und erträglich sein, wenn man diese Orte meidet." 


Zuweilen poetisch, meist aber eher nahezu lakoinisch wird hier von Said Al-Wahid erzählt, von seiner Flucht aus dem Irak, der durchaus auch willkürlich anmutenden Bürokratie in Deutschland, seinen Erinnerungslücken, den Zuständen in seiner ehemaligen Heimat, dem Verlust. Themen werden meist nur angerissen, vieles nur angedeutet, wenig vertieft. Der Schreibstil ist distanziert, so dass die Emotionen außen vor bleiben. Ich hätte mir ein intensiveres Leseerlebnis gewünscht, auch wenn ich respektiere, dass der Autor, der hier sicherlich eigene Erlebnisse hat einfließen lassen, diese distanzierte Darstellung für sich gewählt hat. 


"Er ist nie mit seiner kleinen Familie heimgereist und nun liegt seine Mutter im Sterben. Als Said wegging, war das Land ein Loch der Verzweiflung; zwei Jahrzehnte später ist es zu einem Loch der Hoffnungslosigkeit geworden." 


Eine ruhige und zurückhaltende Erzählung ohne großen Spannungsbogen mit einem Einblick in die Thematik Flucht (Gründe, Gefahren, Hürden, Entwurzelung). Und über die Unzuverlässigkeit von Erinnerungen. Ein wenig intensives Leseerlebnis, aber durchaus lesenswert.


© Parden

Kommentare: 4
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Cover des Buches Palast der Miserablen (ISBN: 9783446265653)
gsts avatar

Rezension zu "Palast der Miserablen" von Abbas Khider

Irak unter Saddam Hussein
gstvor 10 Monaten

„Wie das Land funktionierte, in dem ich lebte, wurde mir erst durch die Treffen im Palast der Miserablen wirklich bewusst. Der Irak war überhaupt kein normales Land, sondern nur ein Flickenteppich von Problemen.“ (Seite 198)

Shams, in der „Herzlichen Hölle“ im Süden des Irak geboren, zieht als kleiner Junge mit den Eltern und seiner heißgeliebten Schwester nach Bagdad. Dort finden sie keine Wohnung, weshalb sie sich im „Blechviertel“ ein Zuhause schaffen. Als Jugendlicher entdeckt er Bücher und wird ein regelmäßiger Besucher des Bücherbasars.

Im neunten Kapitel erklärt sich der Titel des Buches: „Das also waren wir, acht Literaturbegeisterte in der Wohnung eines Blinden. Der Palast der Miserablen“. Dass ihm die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe eines Tages große Probleme bereiten wird, zeigt sich schon zu Beginn: Denn da berichtet der Ich-Erzähler von seiner Gefangenschaft und wiederholt seine diesbezüglichen Erfahrungen am Ende von jedem der sechzehn Kapitel.

Abbas Khider, 1973 in Bagdad geboren, wurde mit 19 Jahren wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet. Nach der Entlassung floh er 1996 aus dem Irak und hielt sich als „illegaler Flüchtling“ in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. „Seine Werke seien Literatur, mit der er die Stimmung seiner Zeit, seiner Generation wiederzugeben versuche, und nicht Autobiografie, stellte Khider 2013 in einem Interview klar und ergänzte lachend, alles darin sei autobiografisch, sogar das Erfundene. Durch die gewisse Distanz der deutschen Sprache als neuer Heimat gelinge es ihm, Betroffenheitsliteratur zu vermeiden und das Grauen in Heiterkeit umzudichten.“ (Wikipedia)


Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat mich das Buch beeindruckt. Ich habe viel über das Leben im Irak und das Leben im Armenviertel erfahren. Je weiter ich in der Lektüre fortgeschritten bin, desto schwerer fiel es mir, das Buch aus der Hand zu legen. Genau dieser distanzierte Stil, der so manch anderen Leser abgestoßen hat, machte es mir möglich, das Grauen bis zum Schluss auszuhalten. Wie schon so oft fand ich es auch diesmal erbaulich mich mit anderen Lebensgewohnheiten und -möglichkeiten auseinander zu setzen. Diesen Schriftsteller werde ich mir weiterhin merken.

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948 Beiträge
Dajobamas avatar
Letzter Beitrag von  Dajobamavor 3 Jahren

Ertauscht.... Aber mach dir keinen Kopf, ist nicht so schlimm! Kann ich sicher tauschen!

Zusätzliche Informationen

Abbas Khider wurde am 03. März 1973 in Bagdad geboren.

Abbas Khider im Netz:

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